Gefallene Sonnen
Basis nun in große Gefahr! Zu jenem Zeitpunkt hatte sie angenommen, dass die größte Bedrohung von eventuellen Angriffen der TVF ausging. »Ihr seid Roamer – lasst euch etwas einfallen! Schließt alle Zugänge und verbarrikadiert euch.« Sie sah den Verwalter an ihrer Seite an. Purcell schüttelte den Kopf.
»Sie haben den Schürfer wie ein Stück Papier zerrissen. Wenn sich die Roboter Zugang zu den Kuppeln verschaffen wollen…«
Cesca wünschte, sie wäre in der Basis, um dort selbst alles in die Hand zu nehmen. »Sucht in der Ausrüstung nach Dingen, mit denen ihr euch verteidigen könnt. Wenn keine Schiffe zur Verfügung stehen… Einige von euch könnten in Schutzanzüge gekleidet an Bord von Fruchtkapseln den Orbit erreichen.«
»Ohne Lebenserhaltungssysteme und eine Möglichkeit, auf den Planetoiden zurückzukehren?«, fragte Purcell. »Sie wären nach einigen Stunden tot, Sprecherin!«
»Wenn sie nichts unternehmen, sterben sie vielleicht noch eher.« Cesca runzelte die Stirn. »Lässt sich die Konfiguration des Reaktors so verändern, dass er superkritisch wird und explodiert, wenn die Roboter in die Basis eindringen?«
Purcell riss erschrocken die Augen auf. »Ja, aber die Explosion würde die ganze Basis vernichten! Welchen Sinn hätte das? Niemand käme mit dem Leben davon.«
Cesca sah ihn an. Ihre Stimme war so hart und kalt wie das Eis von Jonah 12, als sie sagte: »Es würde die Roboter daran hindern, den Planetoiden zu verlassen.«
Purcell schwieg eine Zeit lang und schluckte erneut. »Ja, das stimmt.«
»Sie kommen bereits!«, erklang die Stimme der Kom-Technikerin. »Ich sehe sie! Fünf Roboter sind gerade hinter dem Reaktor erschienen. Jetzt sind es zehn… Fünfundzwanzig kommen über den Kraterrand. Es ist eine Invasion!«
»Und wir sitzen hier fest«, brachte Cesca bestürzt hervor.
»Wenigstens sind wir sicher…«
»Und wenn schon!« Cesca dachte nicht an sich selbst, sondern an die Roamer in den Kuppeln, die den Klikiss-Robotern praktisch wehrlos ausgeliefert waren. Sie stellte sich nicht vor, der Basis zu Hilfe zu eilen, um einen ebenso dramatischen wie sinnlosen Tod zu sterben. Aber als Sprecherin musste sie für ihr Volk da sein und selbst in ausweglos scheinenden Situationen Lösungen anbieten. »Können wir uns nicht irgendwie in Bewegung setzen?«
»Wenn das möglich wäre, befänden wir uns längst nicht mehr auf dieser Anhöhe.«
»Mayday!«, sendete die Kom-Technikerin des Stützpunkts. »Dies ist ein Notfall! Wir brauchen dringend Hilfe.«
»Sagen Sie uns, was bei Ihnen geschieht!«, drängte Cesca.
Die bleiche Frau auf dem Bildschirm berührte ihren Kopfhörer, als sie Meldungen erhielt. »Zwei Männer wollen mit Ausgrabungsgeräten gegen die Roboter vorgehen und sie wie Panzer einsetzen. Ein anderer ist zu den Katapulten unterwegs. Sie sind darauf eingestellt, Fracht in die Umlaufbahn zu befördern. Ich glaube nicht, dass er sie so umfunktionieren kann, damit sie sich wie Kanonen verwenden lassen. Wir…« Die Frau unterbrach sich, und im Hintergrund war das Heulen einer explosiven Dekompression zu hören.
Weitere Stimmen kamen aus dem Kom-Lautsprecher, bildeten ein unverständliches akustisches Chaos. Purcell betätigte die Kontrollen und wechselte zwischen den übertragenen Bildern. Cesca und er sahen, wie Klikiss-Roboter gegen Pfeiler schlugen, energetische Transferleitungen und Generatoren für die Lebenserhaltungssysteme demolierten. Sechs schwarze Maschinen zerstörten ein Ausrüstungslager.
Zwei Roamer in Schutzanzügen kamen aus der Basis. Einer von ihnen trug einen mobilen Projektilwerfer, und die Bewaffnung des anderen bestand nur aus einem langen Metallstab. Das Projektil des Werfers explodierte an einem Roboter und warf ihn zurück, hinterließ aber nur einige Kratzer an seinem metallenen Ektoskelett. Die beiden Männer traten den schwarzen Maschinen entgegen und wurden von ihnen niedergemetzelt.
Cesca schloss die Augen und suchte nach einem Rest von Hoffnung. Es gab keinen. Purcell stöhnte und begann mit einer leisen Litanei von Namen. Sie wusste nicht, ob er Familienangehörige hier auf Jonah 12 hatte, aber jetzt starben Menschen, neben denen er gearbeitet und gelebt hatte, Männer und Frauen, die sich aufeinander verlassen hatten.
Die Klikiss-Roboter brachten sie alle um.
Die Kom-Technikerin war von ihrem Posten in der Hauptkuppel geflohen, aber es wurden noch immer Bilder übertragen. Explosionen gleißten; Rauch zog durch den Raum. Das
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