Gefallene Sonnen
»Ich gebe nach, wenn du schwörst, niemanden mehr zu töten!« Vorerst.
Die Vergnügungsgefährtinnen warteten, sahen Rusa’h an und erwarteten weitere Anweisungen von ihm. Sie wirkten enttäuscht. Der wahnsinnige Designierte drehte sich zu den Imagern um. »Deine Kapitulation muss bedingungslos sein. Befiehl den Kommandanten, ihre Schiffe Hyrillka zu übergeben. Du bist der Adar; sie werden dir gehorchen.«
»Nicht ohne Bedingungen«, beharrte Zan’nh. »Gib mir dein Wort als Sohn des Weisen Imperators, dass du niemanden mehr tötest.«
Rusa’h überlegte. »Na schön. Solange du kooperierst, töte oder verletze ich keine Besatzungsmitglieder dieser Schiffe. Und ich habe auch nicht vor, dir zu schaden, Adar. Du wirst bei unserer Sache ein guter Partner sein.«
»Ich werde mich nicht eurer Rebellion anschließen.«
»Dann können wir dich wenigstens als Geisel verwenden, da wir Pery’h nicht mehr haben«, sagte Thor’h.
Zan’nh ballte die Fäuste und suchte nach einem Weg aus diesem Albtraum, ohne beobachten zu müssen, wie noch einmal tausende von Soldaten starben. Derzeit sah er keine Möglichkeiten… aber vielleicht fand er später eine Lösung. Er brauchte Zeit.
Seine Leute würden eine Gelegenheit finden, die Kriegsschiffe wieder unter Kontrolle zu bringen. Selbst wenn Zan’nh sie jetzt dem Hyrillka-Designierten übergab: Rusa’hs Gruppe war gewiss nicht groß genug, um sich auf Dauer gegen all die Soldaten der Solaren Marine durchzusetzen. Für Flug und Einsatz der sechsundvierzig Schiffe brauchte Rusa’h erfahrene Besatzungen und Fachleute. Mit einigen wenigen Rebellen konnte er die Kampfgruppe nicht lange kontrollieren.
Die Situation würde sich ändern. Das hoffte Zan’nh.
Er musste sich jetzt geschlagen geben, aber es war eine vorübergehende Niederlage. Er würde den eigenen Fähigkeiten und seiner Crew vertrauen. Früher oder später gelang es ihnen bestimmt, Rusa’h und Thor’h zu überwältigen. Doch derzeit durfte Rusa’h nicht zulassen, dass weitere Ildiraner starben.
Thor’h hatte Recht. Der Adar brachte es nicht fertig, den Kriegsschiffen zu befehlen, das Feuer auf Qul Fan’nhs Schiff zu eröffnen. Es war gewissenlos, auf diese Weise den Sieg zu erringen.
Niedergeschlagen wandte sich Zan’nh an den Kommunikationsoffizier. »An alle Schiffe.« Die Worte schmeckten wie Gift im Mund. »Achtung, Septars und Schiffskommandanten. Übergeben Sie Ihre Schiffe Rusa’h und seinen Rebellen. Niemand von Ihnen wird zu Schaden kommen. Ich habe ihm mein Wort gegeben, dass wir keinen Widerstand leisten.«
Vorerst, wiederholte er in Gedanken. Vorerst.
16 CELLI
Celli sah die Gestalt aus lebendem Holz an und erkannte ihren Bruder Beneto, der Theroc vor fast acht Jahren verlassen hatte. Die Züge des Golems waren eine perfekte Nachbildung des ruhigen und lächelnden Gesichts, an das sie sich aus ihrer Kindheit erinnerte. Sie sah den gleichen Gesichtsausdruck, doch die Bewegungen der Gestalt waren ruckartig und ungeübt.
Celli war ganz auf ihre Bemühungen konzentriert gewesen, dem verheerten Weltwald zu helfen, und deshalb hatte sie gar nicht bemerkt, wie sehr sie ihren Bruder vermisste. Nachdem sie gehört hatte, dass er im vergangenen Jahr auf Corvus Landing den Hydrogern zum Opfer gefallen war, hätte sie es nicht für möglich gehalten, ihn wiederzusehen.
Der Beneto-Golem stand auf der Lichtung, unter der wieder aufgebauten Pilzriff-Stadt, und beobachtete aus gemaserten Augen die anwachsende Menschenmenge. Celli war sicher, dass er ihnen allen helfen konnte. Die Leute richteten staunende Blicke auf die Erscheinung. Die grünen Priester starrten den wundersamen Gesandten des Weltwalds verwirrt und auch hoffnungsvoll an.
»Ihr seid alle mit dem Weltwald verbunden«, sagte Beneto mit einer Stimme, die nicht aus einer menschlichen Kehle stammen konnte, aber einen vertrauten Klang hatte. »Wir sind Erweiterungen der Bäume und stehen durch den Telkontakt mit ihnen in Verbindung. Als die Hydroger mich töteten und meinen Hain zerstörten, lebte meine Seele im schützenden Bewusstsein der Verdani weiter.«
Cellis ältere Schwester Sarein kletterte von der Pilzriff-Stadt herab, um zu sehen und zu hören. Zwar war sie die offizielle theronische Botschafterin bei der Hanse, aber Sarein schien sich hier im Wald nicht wohl zu fühlen, als hätte sie die Bäume vergessen und erinnerte sich nur an Städte, Läden, Paläste und Sitzungssäle der Hanse. Sarein war heimgekehrt, um zu helfen,
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