Gefallene Sonnen
laden, indem sie den langen und beschwerlichen Weg verlassen, den alle Besucher beschreiten müssen, die den Weisen Imperator sehen wollen.«
Der »lange und beschwerliche« Aspekt schien Basil zu stören, denn er hatte in diesem Staatsbesuch eine kurze politische Förmlichkeit gesehen. »Sie vergessen, dass König Peter über die Terranische Hanse herrscht. Er ist unser Äquivalent des Weisen Imperators.«
Der ildiranische Minister sah den König an, ignorierte sowohl Basil als auch Estarra. »Niemand ist das Äquivalent des Weisen Imperators«, sagte er ohne Groll.
26 WEISER IMPERATOR JORA’H
Selbst als er unter der Himmelssphäre saß, unter der Projektion seines wohlwollenden Gesichts, das sich langsam in einer Dunstwolke drehte, wusste Jora’h: Es war nicht alles perfekt im Ildiranischen Reich. Er balancierte zu viele Katastrophen in seinen Händen, obwohl die Menschen nichts davon ahnten.
Er bedauerte, dass der König und die Königin ausgerechnet diesen Zeitpunkt für ihren Besuch gewählt hatten. Der Weise Imperator wollte nicht, dass Repräsentanten der Terranischen Hanse die vielen Probleme bemerkten, die sich immer mehr im Reich ausbreiteten. Zum Glück konnten diese Leute nicht das Thism spüren. Sie konnten nicht die beunruhigenden Gefühle wahrnehmen, die derzeit alle Ildiraner ertragen mussten, er mehr als die anderen.
Doch man erwartete von ihm, dass er die Besucher begrüßte und mit ihnen sprach. Der Weise Imperator lehnte sich zurück und wartete, während König Peter und seine Begleiter durch die bunten, kristallenen Flure des Prismapalastes geführt wurden. Er kam sich klein vor in dem großen Chrysalissessel, in dem einst sein Vater gesessen hatte. Krisen zerrten an ihm, aber Jora’hs Gesicht blieb sanft und gütig, wie das der Projektion über ihm. Die Menschen würden bald da sein.
Zahllose Fäden des Thism vermittelten ihm den Eindruck unmittelbar bevorstehender Gefahr: der jüngste Hydroger-Angriff auf Hrel-oro; Furcht von den wenigen auf Maratha zurückgebliebenen Ildiranern; und am schlimmsten die Ermordung seines Sohns Pery’h und die unverständliche Rebellion auf Hyrillka. Vor kurzer Zeit waren dort noch mehr gestorben, viel mehr. Jora’h hatte es in seinem Geist wie Donner gespürt. Vor zwei Tagen waren jene Empfindungen plötzlich über ihn hereingebrochen und hatten in seinem Körper vibriert. Doch das Thism schwieg, verwehrte ihm eine Verbindung. Er fühlte, dass Zan’nh noch lebte, aber er konnte nicht mehr über die Ereignisse bei Hyrillka herausfinden.
Unmittelbar nach der Welle der Todesqualen, die wie heiße Säure in ihm brannten, hatte er sich mit Tal O’nh, dem ranghöchsten Offizier der Solaren Marine, in Verbindung gesetzt und ihn beauftragt, drei Kampfboote vorzubereiten. O’nh hatte sie an diesem Morgen auf den Weg nach Hyrillka geschickt. Sie sollten herausfinden, was mit Adar Zan’nhs Kriegsschiffen geschehen war, und dann mit einem vollständigen Bericht zurückkehren.
Anschließend hatte Jora’h höhere Alarmbereitschaft für die Kohorte aus Schlachtschiffen im Heimatsystem angeordnet. Kugelschiffe der Hydroger waren beim nahen Tristem Durris gesichtet worden, und der Weise Imperator befürchtete, dass die Hydroger nach der Vernichtung von Hrel-oro eine weitere ildiranische Kolonie angreifen würden.
Selbst wenn die ausgeschickten Kampfboote mit Höchstgeschwindigkeit zurückkehrten: Jora’h konnte sie erst in ein oder zwei Tagen erwarten. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich in Geduld zu fassen. Die Hyrillka-Angelegenheit musste so schnell wie möglich gelöst werden, damit er sich auf das viel größere Problem der Hydroger konzentrieren konnte. Osira’h war bereits von Dobro unterwegs…
Nein, dachte er, es lief wirklich nicht alles perfekt in seiner Domäne. Nach zehntausend Jahren des Friedens drohte dem Ildiranischen Reich eine besonders dunkle Zeit. Einmal mehr wünschte sich Jora’h, dass der König der Menschen einen anderen Zeitpunkt gewählt hätte, um ihm seine Aufwartung zu machen.
Ildiranische Beamte kündigten die Besucher der Hanse an. Der junge König und die Königin zeigten ganz offen ihre Faszination, als sie sich dem Podium näherten. Zwei Schritte hinter ihnen trug der Vorsitzende eine steinerne, förmliche Miene zur Schau und gab sich unbeeindruckt von der funkelnden Pracht des Prismapalastes.
Jora’h lächelte, als er sich aufsetzte, um sie willkommen zu heißen. Er wollte vermeiden, dass die Besucher den
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