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Gefangen im Terror (German Edition)

Gefangen im Terror (German Edition)

Titel: Gefangen im Terror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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Hospital nach ihnen.“ Nachhause laufen war unmöglich. Ich war völlig entkräftet. Ich hoffte, dass mich irgendjemand mit nach Beslan nehmen würde. Vielleicht waren meine Eltern auch unterwegs, um mich zu suchen.
    Die Tür öffnete sich wieder und heraus kam Nina mit ihrem kleinen Sohn auf dem Arm. Er war verbunden worden und sie konnte mit ihm nach Hause gehen. Sie sah mich sitzen und fragte: „Wie geht es Chamil?“
    „Chamil“?, das weiß ich nicht,“ antwortet ich etwas überrascht.
    „Er liegt doch hier im Hospital“, sagte sie kopfschüttelnd. Ich war so entsetzt, dass ich zunächst nicht einmal aufstehen konnte.
    Was war mit Chamil passiert? War er auch als Geisel auf dem Schulgelände gewesen und ich hatte ihn nicht gesehen?“ Ich musste sofort zu ihm. Mit letzter Kraft ging ich wieder in das Krankenhaus zurück. Am Eingang wurde ich auf die Seite geschoben. Ich hatte bereits einen Verband. Die Verletzten hatten Vorrang. Niemand konnte mir sagen, wo Chamil lag. Vielleicht hatte sich unsere Nachbarin auch getäuscht. Doch ich suchte weiter.
    Nach langem Herumirren auf verschiedenen Stockwerken konnte ich ihn endlich ausfindig machen. Er lag mit fünf weiteren Männern auf dem Gang vor einem der Operationssäle. In der Nase und im Mund hatte er einen Schlauch und seine Augen waren geschlossen. Ich streichelte seine Wange und sprach mit ihm, aber er reagierte nicht. Eine Schwester nahm mich beim Arm und zog mich beiseite. „Er kann sie nicht hören, er liegt im Koma. Sie müssen ihn in Ruhe lassen, er ist schwer verletzt und muss operiert werden.“
    Die Schwester deutete auf einen Stuhl, auf den ich mich setzen konnte. Dann ging sie wieder. Es gab so viel zu tun.
    Chamil lag leblos auf dem Wagen und ich hatte so fest mit seinem Beistand gerechnet. Jetzt musste ein Wunder geschehen, damit er wieder gesund wurde. Keiner seiner Familie war zur Stelle und ich wusste nicht, ob man sie bereits verständigt hatte. Niemand konnte mir sagen, was mit ihm passiert war. Ich wollte warten, bis Chamil an der Reihe war und dann konnte ich seine Angehörigen verständigen.
    Als der Arzt kam, wurden zunächst zwei Wagen in den Operationssaal geschoben, doch Chamil war nicht dabei. Er musste warten. Der Arzt erklärte mir kurz, dass er erst die leichter Verletzten behandeln würde. Das ginge schneller. Chamils Verletzungen waren anscheinend so schwer, dass man nicht annahm, ihn retten zu können. Doch es dauerte nur eine halbe Stunde, bis die Tür wieder aufging und die beiden Wagen herausgeschoben wurden. Man hatte den Männern die Leintücher über das Gesicht gezogen.
    Nun kam Chamil an die Reihe. Zwei Ärzte nahmen ihn in Empfang. Sie waren von oben bis unten voll Blut und der Blick in den Operationssaal war so schockierend, dass ich nur noch weglaufen wollte. Trotzdem blieb ich und setzte mich wieder auf meinen Stuhl. Es dauerte mehr als zwei Stunden, bis die Türe wieder aufging. Ich starrte auf die Liege und ein Arzt kam zu mir, um mir mitzuteilen, dass die Operation gut verlaufen sei. Er sagte: „Ihr Mann hat viel Blut verloren, er hatte einen Bauchschuss, aber wenn er die heutige Nacht überlebt, hat er gute Chancen, wieder gesund zu werden. Damit verschwanden sie mit Chamil in einem Zimmer.
    Bevor ich mich richtig bedanken konnte, wurde das nächste Bett in den Operationssaal geschoben und ich stand allein im Gang.
    Ich konnte mich vor Schreck nicht bewegen. Chamil war so schwer verletzt, dass er die Nacht vielleicht nicht überleben würde und ich hatte nur ein paar Schrammen an den Händen. Was war passiert? Mein ganzer Mut schwand dahin. Was war meine Rettung wert, ohne ihn?
    Plötzlich fand ich mich in der Eingangshalle wieder. Automatisch bat ich eine Schwester, telefonieren zu dürfen. Sie wählte unsere Nummer und dann hörte ich meine Mutter am anderen Ende der Leitung schluchzen: „Fatma, du lebst? Alle sind auf der Suche nach dir, wir dachten du bist tot.“ Ihre Stimme ging in Tränen unter.
    „Nein, Mutter ich komme so schnell ich kann nach Hause, aber Chamil liegt hier im Krankenhaus. Er ist schwer verletzt und wurde gerade operiert.“ Ich legte auf.
    In der Hoffnung, jemanden zu finden, der mich mitnahm, verließ ich erneut das Krankenhaus und lief auf der Landstraße in Richtung Beslan. Jegliches Schmerzgefühl war aus mir gewichen. Ich fühlte nichts. Mein Kopf war leer. Meine Füße bewegten sich automatisch.
    Ich war noch keine zwei Hundert Meter gegangen, als ein Lieferwagen neben mir

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