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Gefangen im Terror (German Edition)

Gefangen im Terror (German Edition)

Titel: Gefangen im Terror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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spähte durch die Büsche, konnte aber nichts entdecken.
    Plötzlich knackte es neben ihm. Der Soldat war bereits an ihm vorbei und wendete ihm den Rücken zu. Achmed schoss nur einmal.
    Er nahm Omar und dem Soldaten die Waffen ab und rannte den Hügel hinunter. Er erreichte den Jeep und stieg ein. Der Schlüssel steckte. Er fuhr so schnell wie möglich den Berg hinab auf die Straße. Selbst wenn es Zeugen für die Schießerei gegeben hatte, konnte niemand wissen, wer den Wagen jetzt steuerte, schoss es Achmed durch den Kopf. Der Tank war fast voll, damit würde er bis zu einem Unterschlupf kommen.
    Chamil lag noch immer im Koma. Die Operation hatte zwar sein Leben gerettet, aber aus der Narkose war er nicht wieder aufgewacht. Fatma kam so oft sie konnte und saß an seinem Bett. Der Arzt hatte gesagt, dass Chamil in ein anderes Krankenhaus verlegt werden würde, weil noch immer Betten fehlten und sie nichts mehr für ihn tun konnten.
    Eine Woche war seit der Geiselnahme vergangen und noch immer hatte sich das Leben nicht normalisiert. In den Straßen waren mehr Militärs und Miliz unterwegs als Zivilfahrzeuge. Die Stimmung in der Bevölkerung war von Angst und Trauer gekennzeichnet.
    Fast jede Familie in Beslan hatte einen oder mehrere Angehörige verloren. Die Toten waren zwar inzwischen bestattet und Fatma hatte versucht herauszufinden, wie Chamil zu seiner Verletzung gekommen war, aber es gab keine Erklärung und keine Zeugen. Niemand hatte ihn gesehen. Fatma hoffte, dass Chamil bald aufwachen würde, denn die Verlegung in ein anderes Krankenhaus würde bedeuten, dass sie ihn kaum mehr besuchen könnte.
    In seinem Notizbuch, das sie bei seinen Sachen gefunden hatte, las sie mit Erstaunen, was sich außerhalb der Schule zugetragen hatte. Sie konnte es kaum glauben, dass das Militär nach den gescheiterten Verhandlungen noch einen ganzen Tag und eine Nacht gewartet hatte, bis sie sich entschlossen, die Geiseln zu befreien. Aus Chamils Aufzeichnungen ging hervor, dass es vielleicht die Terroristen selbst waren, die die Explosionen in der Schule ausgelöst hatten. Fatma las mit Erstaunen, dass Chamil Namen der Terroristen aufgeschrieben hatte, die er eigentlich nicht wissen konnte, wenn er nicht in der Schule war. An diesem Punkt endeten seine Aufzeichnungen. Sie hatte das Notizbuch immer wieder gelesen. Vieles ergab für sie keinen Sinn. Sie würde ihn danach fragen, woher er diese Informationen hatte.
    Fatma dachte, während sie die Notizen las, dass der russische Staat mit seiner Desorganisation wieder zu einem Beispiel menschenverachtender Maschinerie geworden war. Chamils Aufzeichnungen deuteten darauf hin, dass es auch anders hätte laufen können. Doch in der Presse konnte man vom heldenhaften Einsatz der Befreier lesen, die die Geiselnehmer übermannt und die Opfer befreit hatten.
     
     

3. Kapitel
     
    Ich war gerade zu Hause angekommen, als das Krankenhaus anrief und mitteilte, dass Chamil aufgewacht war. Wir stiegen sofort wieder ins Auto und machten uns auf den Weg.
    Mein Vater hatte mich in den letzten Tagen geduldig und ohne zu klagen immer wieder zum Hospital gefahren, da ich wenig Fahrpraxis hatte und er mir sein Auto nur ungern überließ.
    Als ich in Tbilisi studierte, hatten mir meine Eltern unter Androhung von drastischen Strafen, bis zum Abbruch des Studiums, verboten, den Führerschein zu machen. Trotzdem hatte ich ihn heimlich gemacht. Chamil war der Meinung, dass seine Frau unbedingt einen Führerschein haben sollte, er hatte mich finanziell dabei unterstützt. Chamil träumte von einer Karriere bei einer ausländischen Zeitung und er hatte mir versprochen, mich mitzunehmen. Im Ausland wäre es dann kein Problem, wenn ich Auto fuhr. Chamil sah es sogar als Vorteil für sich. Er wäre nicht mehr für die Besorgungen verantwortlich.
    Meiner Mutter zeigte ich das Papier, nachdem ich die Anstellung in der Schule in der Tasche hatte. Sie erschrak zunächst, als sie sah, dass ich ihr Verbot übertreten hatte. Nach ein paar Tagen sagte sie dann plötzlich: „Wenn ich in die Stadt zum Einkaufen will, kannst du mich ja fahren.“ Mein Vater sagte zu dieser Sache gar nichts. Er bot mir sein Auto nie an. Wenn er im Caféhaus war, fuhren meine Mutter und ich heimlich bis nach Tbilisi. Dort kannte ich mich aus und meine Mutter war sehr stolz auf mich. Es war nicht üblich, dass Frauen Auto fuhren und wir waren immer froh, wenn unser Ausflug ohne Folgen blieb. Es geschah immer wieder, dass Milizen Frauen

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