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Gefangen im Terror (German Edition)

Gefangen im Terror (German Edition)

Titel: Gefangen im Terror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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am Steuer anhielten und Papiere verlangten, die sie dann nicht zurückgaben. Wir waren sicher, dass mein Vater davon wusste, aber er ignorierte es. Er saß lieber im Caféhaus, als sich mit uns ständig auseinander zu setzen. Es war für uns alle bequemer.
    Wir fanden Chamil in der Nähe des Haupteingangs auf dem Gang auf einem Notbett. Er sah sehr blass aus. Ich konnte kaum sprechen, als ich ihn sah. Ich ging zu ihm und streichelte ihn an der Wange. Wie oft hatte er mich so gestreichelt? Sie hatten ihm seine blutverkrustete Hose und eine Jacke angezogen. Obwohl er gerade erst aus dem Koma aufgewacht war und auch nicht aufstehen konnte, erklärte uns der Arzt, dass wir ihn mitnehmen müssten, da im Hospital der Platz immer noch knapp war. Als ich den Arzt fragte, ob er wieder ganz gesund werden würde, wiegte dieser nur bedenklich den Kopf und gab mir keine Antwort.
    Mein Vater sagte: „Gut, bringen wir ihn nach Hause zu seiner Mutter.“ Ich sah ihn verständnislos an. Ich war doch nicht hierher gekommen, um Chamil die lange Strecke nach Grosny zu transportieren und ihn dann wieder zu verlassen. Ich schluckte meinen Ärger hinunter und sagte zu meinem Vater: „Wir bringen Chamil zu uns nach Hause. Ich werde ihn pflegen!“ Mein Vater sah ein, dass ich keinen Einspruch gelten lassen würde. Er sah resigniert auf seine Hände und sagte gar nichts. Ihn kümmerte Chamil nicht. Er hatte ihn sich nicht als Schwiegersohn gewünscht. Außerdem würde ein Kranker im Haus auch für ihn Einschränkungen bedeuten. Er wäre nicht mehr der Mittelpunkt unseres Lebens.
    Chamils Bruder Mehmet war bei der Geiselnahme erschossen auf dem Schulhof gelegen. Er war als Terrorist gestorben. Ich hatte noch keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken, was das für Chamils Familie bedeutete. War deshalb seine Mutter bisher nicht im Krankenhaus bei ihrem Sohn erschienen? Ich hatte ihr noch nicht sagen können, was mit Chamil passiert war. Ich wollte ihr nicht am Telefon erzählen, dass ihr Sohn im Koma lag. Sie hatte erst einen Sohn verloren. Jetzt, wo Chamil lebte und wieder ansprechbar war, konnten wir ihr Bescheid geben.
    Mein Vater hatte mir erzählt, dass die toten Geiselnehmer in einem Massengrab beigesetzt wurden. Nachdem Chamil erst vor einer halben Stunde das Bewusstsein wieder erlangt hatte, wusste er von Nichts, auch nicht, dass sein Bruder Mehmet tot war.
    Eine Schwester half uns, Chamil auf den Rücksitz unseres Autos zu betten. Er verzog sein Gesicht vor Schmerzen, gab aber keinen Laut von sich. Ich erhielt noch eine angebrochene Packung Schmerztabletten und vom Arzt den Rat: „Der Verband sollte täglich gewechselt werden.“ Damit waren wir entlassen. Ich übernahm ab jetzt für Chamil die Verantwortung.
    Auf dem Rücksitz des Militärjeeps lagen zwei große Kartons. Achmed hatte keine Ahnung, dass es sich um ein wertvolles Navigationsgerät mit Zubehörteilen für eine Sattelitenanlage handelte. Er fuhr so schnell er konnte in Richtung Grenze. Dort war in einem schwer zugänglichen trockenen Flusslauf ein Versteck, das nur ein paar der Terroristen kannten. Der Weg dort hin konnte nur bei Niedrigwasser mit einem Fahrzeug passiert werden, ansonsten zu Fuß.
    Auf der Straße begegnete ihm ein großer Militärlaster, dem er großzügig die Vorfahrt gewährte. Der Fahrer grüßte freundlich und Achmed erwiderte den Gruß. Er fühlte, wie er vor Anspannung kaum mehr das Lenkrad halten konnte. Seine Waffe lag griffbereit auf dem Beifahrersitz und Achmed hätte keine Sekunde gezögert, den Fahrer des LKWs zu töten. Als er mit quietschenden Reifen wieder anfuhr, rollten unter dem Beifahrersitz einige Handgranaten hervor. Er verlangsamte seine Fahrt und bückte sich, um die verräterischen Granaten einzusammeln und im offenen Handschuhfach zu verstecken. Ab jetzt fuhr er vorsichtiger. Vielleicht waren in den auf dem Rücksitz liegenden Kartons weitere Sprengladungen verborgen, ging es ihm durch den Kopf. Er passierte noch mehrere Militärjeeps, er wurde freundlich gegrüßt und erwiderte die Grüße mit einem Kopfnicken. Seine Mütze hatte er tief ins Gesicht gezogen. Er hoffte, dass es niemandem auffiel, dass er keine Uniform trug wie die übrigen Milizen. Inzwischen war es fast dunkel und alle Fahrzeuge fuhren mit Licht.
    Nach ein paar Kilometern erreichte er die Einfahrt in das trockene Flussbett. Er fuhr zunächst daran vorbei in die andere Richtung um sicher zu gehen, dass kein anderes Fahrzeug in der Nähe war. Dann machte er

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