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Gefangen im Terror (German Edition)

Gefangen im Terror (German Edition)

Titel: Gefangen im Terror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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die Männer mit einander führten. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich seit langer Zeit kannten. Wir hatten Kabul bereits verlassen. Von der Stadt hatte ich nicht viel zu sehen bekommen. Es war so diesig, dass man kaum ein paar Meter weit sehen konnte. Wir fuhren jetzt mit großem Tempo über Land. Das Auto war schlecht gefedert und ich hielt mich an meinem Sitz fest, um nicht herumgeschleudert zu werden. Auf den hinteren Sitzen gab es keine Gurte.
    Wir fuhren zuerst über eine recht breite Piste, auf der uns auch immer wieder Lastwagen und Jeeps entgegenkamen. Dann wurde die Straße schmaler, fast nur ein Pfad, der sich durch dorniges Gebüsch schlängelte. Es ging leicht bergauf. Der Fahrer deutete auf eine Siedlung in der Ferne und sagte: „Das ist das Camp, in dem die Frauen wohnen.“ Ich schaute angestrengt in diese Richtung und konnte nur flache braune Bauten erkennen, die sich kaum vom Erdboden abhoben. Außer den wenigen Häusern war die Landschaft völlig unbesiedelt. Im Norden ragten Berge hoch und im Osten war das Gelände flach und steinig.
    Nach kurzer Fahrt hielt der Kleinbus vor dem ersten Gebäude der Ansiedlung. Wir stiegen aus. Achmed ging in das erste Gebäude. Kurz darauf kam er mit einer Frau zurück. Er sagte: „Fatma, das ist Sheda, die Kommandantin dieser Einheit. Du wirst ihr unterstehen.“ Ich sah ihn und Chamil ungläubig an. Ich sollte hier getrennt von Chamil bleiben? Ich fragte: „Und wo seid ihr untergebracht?“ Chamil sah mich verlegen an und antwortete:
    „Das kann ich dir leider nicht sagen, aber wir werden in Kontakt bleiben. Wir werden zu der gleichen Einheit kommen, wie beim letzen Mal.“ „Welche Einheit?“, fragte ich Chamil. Er sah mich nur kurz an und antwortete: „Ich war schon mal hier.“ Das war völlig neu für mich. Chamil war schon einmal in Afghanistan gewesen und ich hatte nichts davon gewusst. Im Augenblick wagte ich nicht weiter zu fragen, denn Achmed hatte mir einen kritischen Blick zugeworfen. Seit dem die beiden zusammen waren, kam ich mir als Außenseiterin vor. Es war wieder einmal eine dieser Situationen, die ich in den letzten Tagen oft erlebt hatte. Achmed war an meine Stelle getreten, er war plötzlich so wichtig für Chamil und ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Er gab mir meinen Rucksack und eine Tasche, die ich von Mariam mitbekommen hatte. Dann drehte er sich um und stieg wieder in den Bus.
    Da stand ich nun und sah wie mein „Mann und Achmed“ in einer Staubwolke verschwanden. Sheda sagte: „Nimm deine Sachen und komm mit!“ Sie sprach englisch mit mir. Dann ging sie mir voran in das niedrige Steinhaus. Wir kamen in eine Art Büro, wo Schreibmaschinen und Computer standen, außerdem eine nagelneue Kaffeemaschine und ein roter Kühlschrank mit dem Aufdruck „Coca Cola“. Sheda sagte zu mir: „Setz dich, wir werden kurz deine Personalien aufnehmen, dann kannst du zu den anderen gehen.“
    Vor sich auf dem Tisch hatte sie einen Fragebogen ausgebreitet, den sie mit mir durcharbeitete: Sie stellte Fragen, die sich auf meine Familie und meine Gesundheit bezogen. Ich überlegte kurz, dann beschloss ich, sie anzulügen. Warum sollte ich hier auch nur ein Wort über meine Familie erzählen. Ich erfand einen anderen Ort und eine neue Familie, die es gar nicht gab. Sie schrieb alles sorgfältig auf. Dabei versuchte ich mir zu merken, was ich dieser Frau erzählte. Ein paar Mal versuchte ich einzuwenden, dass ich nur für kurze Zeit hier sein würde und eigentlich nur meinen Mann begleitete. Doch dafür interessierte sie sich nicht. „Diese Fragen müssen alle beantworten“, sagte sie stattdessen und blickte wieder auf das Papier.
    Dann führte sie mich in das nebenstehende Gebäude, das wie ein Stall aussah. Zunächst konnte ich im Halbdunkel kaum etwas erkennen, doch dann sah ich mehrere Bettstellen und ein paar Hocker auf der Längsseite des Raumes. Sheda deutete auf einen Kleiderberg in der Ecke des Zimmers und sagte: „Dort kannst du dir die Tarnkleidung aussuchen, die dir passt. Wir tragen hier keine Zivilkleidung. Morgen früh sehe ich dich mit den anderen zum Appell. Damit war ich allein in dem dunklen Raum.
    Erschöpft ließ ich mich auf den erst besten Hocker fallen, der im Zimmer stand. Ich war durstig und hungrig. Ich hatte den ganzen Tag noch nichts zu mir genommen. Ich packte die Tasche aus, die Mariam mir mitgegeben hatte. Es waren frische Früchte und Brot darin. Ich aß alles auf. Die Flasche mit Pfefferminztee

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