Gefangen im Terror (German Edition)
Standard hatte, fragte ich mich, warum sie trotzdem so zufrieden waren. Ich konnte mir nicht vorstellen, hier länger als ein paar Tage zu bleiben. Vorsichtig erkundigte ich mich deshalb bei Tarantula, wie lange sie denn schon hier wäre. Sie sagte, ohne nachzudenken, 1 Monat und 3 Tage.
„Und wann wirst du wieder nach Hause gehen?“, fragte ich sie weiter.
„Nach Hause werde ich nicht mehr gehen. Ich warte auf meinen Einsatz.“
Dabei sah sie mich eindringlich an. Ihre Entschlossenheit war nicht zu übersehen. Ich wagte nicht nachzufragen, warum sie nicht mehr nach Hause wollte.
Die anderen hatten unser Gespräch mitgehört und eine nach der anderen sagte mir ihre Aufenthaltsdauer. Es war keine unter einem Monat dabei. „Na ja, so lange wird es bei mir hoffentlich nicht dauern“, gab ich ihnen zur Antwort. „Eigentlich bin ich nur mit meinem Mann hierher gekommen, um bald in ein anderes Land auszureisen.“
„Wenn du hier zur Ausbildung bist, wird es mindestens 4 Wochen dauern, bis sie dich einsetzen“, sagte Tarantula wieder. „Erst dann kannst du mit allen Waffen umgehen.“ Dass ich mit meinem Mann hier war, hatte sie bewusst überhört.
„Morgen werden wir dir einen neuen Namen geben und dann sehen wir, wie du mit den Waffen umgehst“ sagte Tarantula und ließ sich auf ihr Lager fallen.
Achmed und Chamil fuhren nur wenige Kilometer weiter in die Berge zu einem großen Höhlensystem, das von den Rebellen besetzt war. Dort gab es nicht nur ein Munitionslager, sondern auch eine Raketenstation, in der Achmed immer wieder gearbeitet hatte. Außerdem wohnten mehr als 70 Kämpfer in diesen Höhlen. Die Versorgung war durch eine eigene Einheit, die regelmäßig mit Allradfahrzeugen über die Berge fuhr, gesichert. Es lebte sich dort fast so gut wie in Kabul, wenn nicht besser. Sogar eine Videoanlage mit den neuesten Filmen gab es.
Der Kommandant, der dafür gesorgt hatte, dass Achmed und Chamil mit dem Flugzeug abgeholt wurden, begrüßte sie mit einer herzlichen Umarmung. Er sagte mit Bedauern in der Stimme: "Wir werden immer weniger und viele Spezialisten haben wir in Beslan verloren, gut, dass ihr beiden wieder mit dabei seid." Die im Kampf fielen, starben im Namen Allahs und niemand musste sie bedauern.
Chamil erzählte, dass er seine Frau im Ausbildungslager gelassen hatte und der Kommandant lachte: „Eine richtig gute Familie im Dienste des Dschihads.“ Chamil nickte, aber er wusste, dass sich Fatma keineswegs im Dienste des Dschihads sah.
Chamil und Achmed bezogen ihren Höhlenraum, den sie mit vier anderen Kämpfern teilten. Es war der gleiche Raum, in dem Chamil vor einem Jahr zur Ausbildung gewohnt hatte. Fatma war der Meinung gewesen, er sei in Frankreich, um ein Auslandsstudium zu machen. Er hatte ihr damals nicht die Wahrheit sagen können. Obwohl die Ausbildung eine Auszeichnung war, durften nicht einmal die Angehörigen erfahren, wo sie stattfand und wie lange sie dauerte. Chamil war es nicht leicht gefallen, Lügengeschichten zu erzählen, aber es ließ sich nicht vermeiden, wenn er Fatma nicht verlieren wollte. Der Überfall auf die Schule war so geheim geplant gewesen, dass nur ein kleiner eingeweihter Kreis informiert war, zu dem Chamil nicht gehörte. Er hatte erst im letzten Moment erfahren, um welches Objekt es ging, zu spät wie sich herausstellte.
Er war nicht glücklich darüber, wie sich die Sache entwickelt hatte. Er wäre lieber im Kampf gestorben, dann hätte Fatma stolz auf ihn sein können. Jetzt war sie selbst in das Netzwerk geraten. Sie wurde zur Terroristin ausgebildet, ob sie wollte oder nicht. Chamil hatte für sie diese Entscheidung getroffen und es war klar, dass es kein Zurück mehr gab. Er hatte Fatma immer noch nicht die ganze Wahrheit gesagt.
Achmed spürte, dass seinen Freund etwas bedrückte. Er fragte ihn und Chamil gab zu, dass Fatma eigentlich keine Kämpferin werden wollte und sie in diesem Lager bestimmt untergehen oder sich verraten würde.
Achmed überlegte einen Moment, denn er wusste ja, dass Fatma als ehemalige Geisel ein großer Risikofaktor war. Sie konnte im Ernstfall alles zunichte machen. Sein Freund hatte sie unbedingt mitnehmen wollen, obwohl Achmed dagegen gewesen war. Er würde versuchen herauszufinden, ob man sie nicht ausschalten musste.
Das Lager, in das sie Fatma gebracht hatten, war bekannt dafür, dass keine der ausgebildeten Kämpferinnen jemals in ihr normales Leben zurückgekehrt war. Fatma würde das gleiche Schicksal
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