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Gefangen im Terror (German Edition)

Gefangen im Terror (German Edition)

Titel: Gefangen im Terror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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haben. Auch wenn sie als Chamils Frau geführt wurde, gab es keinen Sonderstatus. Um Chamil zu beruhigen, sagte Achmed: "Ich werde mit ihr sprechen und ihr klar machen, dass sie nicht mehr aussteigen kann, ohne ihr Leben zu verlieren. Chamil stimmte schweren Herzens zu. Vielleicht würde Achmed mit seiner Überzeugung einen guten Einfluss auf Fatma ausüben.
    Außerdem war Achmed in der Hierarchie weit über ihm und es war für ihn kein Problem, ins Frauenlager zu gehen, um dort nach dem rechten zu sehen. Hier im Lager war es Chamils Aufgabe, wieder neue Bombenpakete zu bauen und Zünder zu programmieren. Er würde sich morgen an die Arbeit machen. Achmed war für eine Sonderaufgabe eingeteilt. Der Kommandant hatte ihm erklärt, dass ein neues Kommunikationssystem zu installieren sei. Dazu musste Achmed erst nach Kabul fahren, um Material zu besorgen.
    Ich erwachte sehr früh. Die Unterkunft war trotz der offenen Fenster stickig und die Hitze flimmerte über dem Sand vor der Türe. Ich war kurz ins Freie gegangen, um mich umzuschauen. Im Büro war noch niemand und die anderen Frauen schliefen noch. Ich schaute in die anderen Gebäude. Es gab noch weitere Schlafstellen, die noch schlechter waren, als die in der Hütte, in der ich untergebracht war. Anscheinend war das Lager nicht voll besetzt.
    Ich wollte ins Büro gehen, um das Missverständnis auszuräumen. Ich würde nicht mit den anderen in die Wüste gehen, um schießen zu lernen. Vielleicht konnte ich eine andere Arbeit verrichten. Chamil musste mir helfen und mich in Schutz nehmen.
    Die ganze Nacht hatten mich Alpträume geplagt. Ich sah mich immer wieder in der Schule von Beslan auf dem Boden liegen inmitten von Blut und Leichenteilen. Ein paar Mal war ich hochgeschreckt und hatte mir den Schweiß abgewischt. Auch von Ismael hatte ich geträumt: Er war mit ausgestochenen Augen und nur mit seinem Amulett bekleidet mit weit ausgestreckten Armen auf mich zugekommen. Obwohl er den Mund weit aufgerissen hatte, konnte er nicht schreien. Dieser Traum hatte mich nun schon zum zweiten Mal heimgesucht. Die anderen Frauen hatten tief und fest geschlafen.
    Endlich kam ein Jeep angefahren. Die Frau aus dem Büro stieg aus und schloss die Türe auf. Ich folgte ihr auf dem Fuße. Die Bürovorsteherin drehte sich um und sagte in unfreundlichem Ton: „Was gibt es, bist du noch nicht umgezogen für das Training?“
    Ich antwortete etwas verzagt: „Nein, ich bin hier um ein Missverständnis aufzuklären.“
    „Welches Missverständnis?“, bellte sie und setzte sich an ihren Schreibtisch.
    „Ich gehöre eigentlich nicht hierher und muss unbedingt mit meinem Mann telefonieren, damit er mich abholt.“
    Die Bürovorsteherin lachte rau: „Ich verstehe, du willst erst mal darüber nachdenken, ob du ein Gewehr in die Hand nehmen willst oder nicht. Komm mit mir!“
    Sie ging mir voran auf eines der nebenstehenden kleineren Gebäude zu. Es war verschlossen. Sie zog einen Schlüsselbund aus der Tasche und öffnete damit das schwere Eisenschloss. Dann drehte sie sich um, packte mich grob am Arm und gab mir einen Stoß, dass ich in dem dunklen Raum landete. Dann krachte die Tür wieder ins Schloss. „So, nun kannst du es dir in Ruhe überlegen, wozu du hier her gekommen bist. Heute Abend komme ich wieder.“
    Damit war ich allein in einem dunklen engen Raum, ohne Fenster. Es roch nach Urin und verfaulten Essensresten. Ich wagte nicht mich zu bewegen. Ich konnte nichts sehen. Woher nahm diese Frau das Recht, mich so zu behandeln? Ich war freiwillig hier her gekommen und ich würde zu Chamil und Achmed gehen, um mich zu beschweren. Man konnte mich doch nicht zwingen, Dinge zu tun, die ich nicht wollte.
    Ich war als gute Muslimin erzogen worden. Ich betete zu Allah. Nur er konnte mich aus dieser Lage befreien. Viele Suren des Korans kannte ich auswendig. Ich sagte sie alle auf. Allmählich hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Schemenhaft nahm ich ein Holzgestell wahr, das wohl einmal ein Tisch gewesen war. Es standen nur noch die Rahmenteile. Ich setzte mich darauf. Der Boden war von Unrat übersät. Es roch nach Erbrochenem. Ich fühlte mich völlig hilflos. Wo hatte mich Chamil da hingebracht? Hatte er eine Ahnung wie man mit mir umging?
    Ich war nicht nur völlig verzweifelt ich war auch enttäuscht. Der Mann, dem ich vertraut hatte, für den ich ein sicheres Leben in meinem Heimatort aufgegeben hatte, eine sichere Stellung und meine Familie – dieser Mann hatte mich

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