Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangen im Terror (German Edition)

Gefangen im Terror (German Edition)

Titel: Gefangen im Terror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
Vom Netzwerk:
Kapitel
     
    Das Flugzeug erhob sich von der Startbahn wie von Geisterhand. Ich flog zum zweiten Mal in meinem Leben, doch dieses Mal war es ein richtiger Düsenjet. Die Kabine war nur zur Hälfte gefüllt und außer Chamil und Achmed waren nur zwei weitere Terroristen mit an Bord. Wir waren unbewaffnet und an unserer Kleidung nicht als Terroristen zu erkennen. Chamil hatte mich kurz vor dem Einchecken noch mal gefragt, ob ich auch keine Waffe bei mir trug. In diesem Moment fiel mir ein, dass ich das Messer immer noch unter der Kleidung hatte. Ich ging auf eine Toilette am Flughafen und warf es schweren Herzens weg. Ich hatte mich daran gewöhnt, es immer bei mir zu tragen, da ich mich damit etwas sicherer fühlte.
    Ich lehnte mich zurück und sah aus dem Fenster. Unter uns verschwand Kabul. dann waren wir in den Wolken. Es war wunderschön. Ich dachte an meine Mutter und an meine Schwestern, die noch nie in ihrem Leben geflogen waren und die in ihrer kleinen Welt ein normales Leben führen konnten. Sicher dachten sie auch noch oft an mich, aber wahrscheinlich war der Trauer Resignation gefolgt. Meine arme Mutter tat mir wirklich leid. Sie würde mich nie vergessen, sie war wahrscheinlich noch immer traurig. Ich hatte lange Zeit nicht an sie gedacht. Mein neues Leben war so anstrengend gewesen in den letzten Wochen, dass ich mein Zuhause schon fast vergessen hatte. Doch jetzt traf es mich mit aller Wucht. Chamil, der neben mir saß, sagte zu mir: „Warum drückst du meine Hand so fest, hast du Angst?“ Ich antwortete: „Nein, es ist nur das Fliegen, ich vertrage es nicht.“ Ich konnte ihm nicht sagen, dass ich Heimweh hatte und am liebsten die Uhr zurückdrehen würde. Zurück bis vor dem Anschlag in der Schule. Zurück in meine heile Welt ohne Terrorismus und ohne Angst und Gewalt. Er war schließlich für all das verantwortlich, er hatte mich mitgerissen in diesen Wahnsinn.
    Während ich meine Tränen mit aller Macht zurückhielt, wurde es mir plötzlich übel. Der fremde Geruch im Flugzeug und die ungewohnten Flugbewegungen waren nichts für meinen Magen. Ich stand auf und ging zur Toilette. Es brach dort aus mir heraus wie eine Fontäne und ich musste aufpassen, dass ich nicht alles verunreinigte. Bisher hatte mein Magen immer alles brav verdaut und ich konnte mir nicht erklären, was ich Falsches zu mir genommen hatte. Ich schlich zurück auf meinen Platz und Chamil sah mich fragend an: „Du bist ganz grün im Gesicht, ist es dir schlecht?“ Ich nickte nur und setzte mich wieder ruhig hin. Es war mir immer noch übel und schwindlig. Doch ich sagte: „Das ist einfach alles ungewohnt. Es ist schon vorüber.“ Ich war müde, nachdem ich die halbe Nacht nicht geschlafen hatte. Ich wachte erst wieder auf, als wir uns wegen der Landung in Bagdad anschnallen mussten. Chamil sagte: „Du hast einen gesunden Schlaf. Wir hatten einige Turbulenzen, aber du hast nichts davon gemerkt.“
    Wir verließen den Flughafen mit einem Taxi und Chamil sagte dem Fahrer die Adresse unserer Wohnung. Auch ich wusste alle Adressen und Namen inzwischen auswendig.
    Die Wohnung lag im Zentrum von Bagdad. Wir fuhren an vielen zerstörten Gebäuden vorbei. Amerikanische Soldaten und Militärfahrzeuge waren überall zu sehen. Zweimal mussten wir eine Straßensperre passieren. Chamil zeigte seinen falschen Ausweis und wir durften ohne Probleme weiterfahren.
    Unsere Wohnung war im dritten Stock eines Hochhauses. Chamil öffnete die Türe mit einem nagelneuen Schlüssel. Ich war gespannt, was mich hier erwartete. Es war eine kleine Wohnung mit allem Komfort. An der Tür stand unser falscher Name: „Mehoudin“. Sogar ein Telefon war da. Ich hob den Hörer ab und hörte ein Freizeichen. Ich sah Chamil fragend an. Doch er schüttelte nur den Kopf. „Du wirst nicht zu Hause anrufen, verstanden?!“ Er hatte mich durchschaut. „Dieses Telefon ist nur für die Verständigung für uns untereinander installiert.“ Ich nickte.
    Die Wohnung war nach westlichem Standard eingerichtet. Es gab einen modernen Elektroofen, der mir sofort gefiel und Chamil erklärte mir, dass ich damit nicht zu kochen brauchte. Wir würden uns fertiges Essen besorgen. Die Schränke waren voll geräumt. Eine Menge Gläser und Teller standen darin. Und es gab einen Kühlschrank. Chamil öffnete die Tür und sagte stolz: „Bediene dich!“. Er war mit Getränkedosen aller Art gefüllt. Im Schlafzimmerschrank war das Waffenlager untergebracht. Es gab nicht nur

Weitere Kostenlose Bücher