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Gefangen im Zwielicht

Gefangen im Zwielicht

Titel: Gefangen im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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dass es eigentlich lächerlich sei, vor diesem Irren die Flucht zu ergreifen und dass es sicherlich eine Erklärung für seinen Aufzug gäbe, nahm ich meine Beine in die Hand und machte, dass ich wegkam.
    Mit einem einzigen Satz hatte er mich jedoch eingeholt und packte mich, indem er von hinten zwei stählerne Arme um meinen Brustkorb schlang, die mir die Luft abschnürten. Ich kam mir vor, wie in einer Hydraulikpresse. Adrenalin schoss durch meine Adern, wie flüssige Lava aus einem Vulkan. Der Mann presste mir eine Hand auf den Mund. Es fühlte sich an, als würde mir jemand einen Eisbeutel ins Gesicht drücken.
    „Keine Angst. Ich habe eben gespeist.“ Er lachte amüsiert, seine tiefe Stimme triefte vor Spott.
    Ich versuchte mich mit aller Kraft aus seinem Griff zu lösen. Ich rammte ihm meine Ferse mit voller Wucht in die Eier, worauf er mich unter einem jaulenden Aufschrei losließ.
    „Du Narr! Du kannst mir nicht entkommen!“
    Seine Stimme war so gewaltig und herrisch, dass ihr Klang in dem alten Gemäuer widerhallte. Als wäre ein Dämon aus den tiefsten Abgründen aufgetaucht. Ich bekam das Geländer der Treppe zu fassen, als ein schwarzer Schatten von hinten über mir auftauchte und ein Luftzug über mich hinwegfegte. Ungläubig blickte ich auf denselben Mann, der mir jetzt gegenüber auf der Treppe stand.
    Er hob eine Augenbraue, schüttelte seinen Kopf und schnalzte mit der Zunge. „Haben wir uns verirrt? Wo wollen wir denn so schnell hin?“, sagte er gespielt tadelnd und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Meine Gedanken arbeiteten auf Hochtouren. Von einer dunklen Sekte bis zu einem schlechten Scherz kam mir alles Mögliche in den Sinn. Vielleicht ein Albtraum? Aufwachen! Doch ich wachte nicht auf.
    Der Mann streckte eine Hand nach mir aus, und sofort spürte ich eine gewaltige, mentale Kraft, einen Sog, der mich gegen meinen Willen in seine Arme trieb. Seine Augen waren es, die mich gefangen nahmen.
    Ich wollte zurückweichen. „Scheiße, seid ihr hier alle auf dem Psychotrip? Was soll das?“ Ich lallte wie ein Betrunkener. Meine Zunge war schwer wie ein Ziegelstein.
    Sein Lachen klang wie das Kichern eines Wahnsinnigen. Ich versuchte mich am Geländer festzuklammern, doch es war vergeblich. Seine eiskalten Finger strichen über meine Wange, er packte mich im Nacken und riss mich an sich.
    „Du hast nichts zu befürchten“, raunte er überheblich. Als seine kalte, nasse Zunge über meinen Hals und in meine Ohrmuschel glitt, erwachte ich aus meiner Trance und stieß ihn vor die Brust.
    „Igitt! Spinnst du? Lass den Scheiß, du schwule Fledermaus!“ Ich verpasste ihm einen rechten Haken, doch ich hätte genauso gut auf eine Stahlplatte einschlagen können. Fluchend hielt ich meine schmerzenden Knöchel, er lachte auf.
    „Dachte ich mir doch, dass dir das gefällt.“ Er packte mich an den Haaren und zwang mich, ihn anzusehen. Sein schwarzer, seelenloser Blick traf mich wie ein Blitz. Ich konnte mich nicht wehren, war wie verhext von diesen tiefen Ozeanen, die von silbergrauen Rändern umgeben waren. Ich stürzte in schwarze, tosende Fluten. Ein gewaltiger Strudel erfasste meinen Körper, und ich schwankte wie ein Matrose an Deck eines Schiffes, in einem schweren Sturm.
    Meine Kehle wurde eng, und mit einem Mal spürte ich eine Todessehnsucht und eine Traurigkeit in mir, die ich nie zuvor gekannt hatte. Ich wollte diese absurden Bilder und Gedanken abschütteln, konnte mich jedoch der Anziehungskraft dieser Augen nicht entziehen. Ich wollte mich seiner Umarmung willenlos hingeben, um von meinem seelischen Schmerz erlöst zu werden.

***
     
    Alexei lag auf seinem Bett, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und starrte Löcher in die Luft. Seine Gedanken drehten sich um Leon Bergmann. Ein nie gekanntes Gefühl breitete sich in ihm aus, das seinen Körper vibrieren ließ, als hauste ein Bienenstock darin. Dieser Mann schaffte es, ihn zu verwirren, sein Blut zum Kochen zu bringen und ihm die Sinne zu vernebeln. Er hatte vom ersten Moment an gespürt, dass Leon etwas Besonderes war. Noch bevor Alexei wusste, dass er telepathische Fähigkeiten besaß. Leon war sinnlich und attraktiv. Sein schwarzes, dichtes Haar und diese Augen, blau wie der Himmel in Alexeis Träumen. Aber es sah nicht so aus, als würde er auch Männer lieben.
    Alexei seufzte auf und wollte sich erheben, als ihn ein durchdringender Schmerz zurück in sein Bett sinken ließ. Seine Kehle wurde von unsichtbaren Händen

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