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Gefangen im Zwielicht

Gefangen im Zwielicht

Titel: Gefangen im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Rank
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hören war. Wie aus dem Nichts tauchte Alexeis Vater – der hatte mir gerade noch gefehlt – auf dem Flur auf und brüllte die beiden auf Rumänisch an. Dann fiel sein Blick auf mich. Er sah mich an, als wäre ich Ungeziefer. „Und was tut er noch hier?“
    Alexei ließ Razvan los und wandte sich an seinen Vater. Doch sein Cousin kam ihm zuvor und riss ihn an der Schulter zurück. Hektisch erzählte Razvan ihm, wie ich ihn mit der Blondine erwischt hatte, doch Alexei mischte sich ein.
    „Er wollte lediglich seine Aktentasche holen, er ist ein Geschäftspartner, vergiss das nicht!“
    „Wir müssen ihn beiseiteschaffen, ehe er unser Geheimnis preisgibt. Wir können ihn nicht gehen lassen“, zischte Razvan.
    Ich beobachtete die Diskussion. Obwohl sie nun deutsch sprachen, verstand ich immer noch kein Wort. Wovon, um Himmels Willen, redeten diese Wahnsinnigen? Zuerst Opa Dracula, dann die Möchtegern-Fledermaus. Was für eine Rolle hatte Alexei? Obwohl ich furchtbar aufgewühlt war, versuchte ich, in den Geist der Männer einzudringen. Doch so sehr ich mich auch mühte, sie schienen seelenlos.
    Serban Grigorescu ging auf mich zu und fixierte mich mit seinem stechenden Blick, während er das Wort an Alexei richtete. „Dein Cousin hat leider Recht, mein Sohn. Du solltest wissen, was mit Menschen geschieht, die uns entlarvt haben.“
    „Du weißt genauso gut wie ich, dass wir andere Möglichkeiten haben“, zischte Alexei und baute sich schützend vor mir auf. „Willst du dir das Geschäft kaputt machen lassen, nur weil der hier“, er deutete mit einem verächtlichen Kopfnicken zu seinem Cousin, „seinen gierigen Kragen mal wieder nicht voll kriegt?“
    In diesem Moment schoss Razvan erneut vor und wollte sich auf Alexei stürzen, doch er wurde von Serban mit nur einer Handbewegung zurückgeschleudert und krachte auf seinen Hosenboden.
    „Schluss jetzt! Er hat Razvan gesehen und weiß nun, was wir sind. Ich kann ihn nicht gehen lassen, Alexei.“
    Ungläubig starrte ich auf diesen Razvan, der sich in einer fließenden Bewegung erhob und mich wütend fixierte. Das konnte doch nicht sein Ernst sein? Wollte dieser Freak mich wirklich umbringen? Ich fühlte mich hin und her gerissen, glaubte einerseits an einen schlechten Scherz, andererseits hatte ich Dinge gesehen, die so unglaublich waren, dass man diesen Gedanken verwerfen konnte. Ich überlegte nicht mehr lange und unternahm einen weiteren Fluchtversuch. Doch ich kam nicht weit. Ein warnender Aufschrei von Alexei, ein Poltern und schon wieder fand ich mich in den eisernen Klauen seines Vaters. Ich verpasste ihm einen Kinnhaken und trat ihm gegen das Schienbein, doch er schien es nicht mal zu bemerken. Alexei versuchte mir zu helfen. „Ich habe dich noch nie um etwas gebeten, Vater. Aber jetzt tue ich es – bitte …“
    Ich wollte ihm sagen, dass ich seine Hilfe nicht brauchte, doch ich hielt es für besser, die Klappe zu halten. Ich wagte kaum zu atmen, Sekunden wurden zu Minuten.
    Schließlich nickte der Alte. „Was hast du vor?“, fragte er an seinen Sohn gewandt.
    Alexeis Augen bekamen einen starren Ausdruck, der mich erschaudern ließ. Die hatten alle diesen irren Blick drauf.
    „Ich werde ihm die Erinnerung an diesen Abend nehmen und sein Gedächtnis verändern.“ Gleichzeitig hörte ich seine Stimme in meinem Kopf: Keine Angst, dir wird nichts geschehen, ich verspreche es.
    Razvan schnaubte und murmelte etwas Unverständliches, während der alte Grigorescu zuerst keine Miene verzog.
    Ich konnte nicht glauben, was sich hier abspielte. Erneut versuchte ich mich loszureißen. Ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte, zu viel war an diesem Abend geschehen. Dinge die ich nicht verstehen, die ich nicht wahrhaben konnte und auch nicht wollte. Aber eines wusste ich: Ich würde bestimmt kein Opfer irgendeines kranken Dracula-Fanclubs werden.
    „Ihr seid doch krank! Wer seid ihr? Die Addams Family?“ Ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen und biss, so fest ich konnte, in den Arm der Oberfledermaus. Er brüllte auf und entließ mich so plötzlich aus seinem Griff, dass ich vorwärts stolperte, geradewegs in Alexeis Arme. Ich kam mir vor wie ein Fuchs, umringt von Jagdhunden, die sabbernd ihre Zähne fletschten. Ich wollte Alexei von mir stoßen, doch er hielt mich an den Oberarmen fest. Warum besaßen die Kerle alle so eine überirdische Kraft?
    „Lass mich los, verdammter Bastard!“
    „Sieh mich an Leon, sieh mir tief in die Augen“, befahl

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