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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)
Autoren: Hera Lind
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Stich lassen!«
    Aber als sie meine Version der Geschichte hörten, änderten sie ihre Meinung.
    »Da hat der Junge eine andere Frau in Afrika?« Mein Schwiegervater schüttelte fassungslos den Kopf. »Und noch zwei kleine Kinder mit ihr?«
    »Marion«, sagte ich düster. »Alexander und Benjamin.«
    »Unser Sohn hat ein Doppelleben geführt?« Ursula saß blass auf einer Gartenbank vor dem Altersheim und biss sich auf die Unterlippe. »Er hat dich nach Afrika gelockt, obwohl er dort längst eine zweite Familie gegründet hatte?«
    »Wir haben noch zwei weitere Enkel? Die hat er uns verschwiegen? Und das Haus in Reutlingen hat er schon lange vor deiner Abreise der Bank überschrieben? Er hat uns also sehenden Auges in die Obdachlosigkeit schlittern lassen?«
    »Und das, obwohl wir damals zweihunderttausend Mark aus unserer Lebensversicherung beigesteuert haben.« Ursula wischte sich immer wieder verstohlen die Tränen ab. »Dass mein eigener Sohn uns so etwas angetan hat…«
    »Und uns hat er eingeredet, du seist an allem schuld!«
    Die Schwiegereltern waren untröstlich. »Nun schau, wo wir gelandet sind! Wir leben von der Sozialhilfe!«
    »Tja«, sagte ich traurig. »Wie man sich in einem Menschen doch irren kann. Auch ich stehe mit nichts auf der Straße. – Aber was zählt, sind Bernd und Thomas.«
    Liebevoll nahm ich Ursulas Arm. »Hauptsache, wir sind wieder zusammen. Wie früher. Wir waren doch ein unschlagbares Team!«
    Die Schwiegereltern hatten dafür nur ein trauriges Lachen übrig. »Wir dachten, wir hätten unser ganzes Glück Leo zu verdanken! Was haben wir den Jungen vergöttert!«
    »Wir haben in ganz Reutlingen mit ihm angegeben, waren so stolz auf ihn.«
    »Und dann die mitleidigen Blicke unserer früheren Kunden aus dem Lotto-Geschäft, als wir ins Altersheim übersiedeln mussten. Was für eine Schande das war!«
    »Das Haus wurde zwangsversteigert, die Mieten gleich gepfändet, und die Pachterträge aus dem Lotto-Geschäft gingen sofort an das Finanzamt, sonst hätten wir noch eine Klage wegen Steuerhinterziehung an der Backe gehabt.«
    »Ja, Leo konnte sehr überzeugend sein.« Fröstelnd rieb ich mir die Oberarme. »Die ganze Stadt ist auf ihn reingefallen! Und diese bedauernswerte Marion auch.« Mir tat die Frau inzwischen leid. Ob sie sich auch mit Fluchtgedanken trug? Ob sie zu ihrem Joachim nach Hannover wollte? Mit zwei Kindern, die gar nicht von ihm waren?
    »Hauptsache, wir haben euch wieder, das ist das Wichtigste.« Die Schwiegereltern betrachteten liebevoll ihre Enkel, die wie wild mit ihren neuen Fahrrädern in der Parkanlage herumsausten.
    »He, Kinder, nicht so wild!«, mahnte ich schwach.
    »Ach, Mama, mach dir keine Sorgen! Wir sind Weltmeister im Rennradfahren!« Bernd vollführte eine Vollbremsung und ließ uns seine meterlange Bremsspur bestaunen. Dann riss er das Vorderrad hoch wie bei einem scheuenden Pferd. »Habt ihr das gesehen? Toll, was?«
    »Die Jungs hatten solche Sehnsucht nach euch!«, beteuerte ich aufrichtig. »Es verging kein Tag, an dem sie in Afrika nicht von euch gesprochen haben!«
    »Und wir hatten schon geglaubt, wir hätten euch für immer verloren«, schluchzte Ursula. »Aus den Augen, aus dem Sinn … «
    »Als ich gesagt habe, wir gehen gar nicht ins Autokino, sondern wir fliegen zu Oma und Opa, hättet ihr mal ihr Freudengeheul hören sollen!«
    Bernd und Thomas ließen ihre Fahrräder auf den Rasen fallen und umarmten ihre geliebten Großeltern. Deren Herzen schmolzen wie die letzten Schneereste in der Sonne.
    »Und jetzt muss ich wieder bei null anfangen«, sagte ich seufzend und hielt mein Gesicht Trost suchend in die wärmende Frühlingssonne. »Das wievielte Mal eigentlich?«
    »Wir glauben an dich, Gerti.« Der Schwiegervater klopfte mir anerkennend auf die Schulter. »Du bist ein Stehaufmädchen.«
    Nach diesem Besuch haben die Schwiegereltern jeden Kontakt zu ihrem Sohn abgebrochen. So enttäuscht waren sie von ihm. Was für eine bittere Erfahrung muss das für liebende Eltern sein!
    Ich hatte Spaß an meiner Arbeit. Meine liebe Gitta stand mir immer zur Seite, wenn es darum ging, sich um die Jungen zu kümmern, und schon nach einem halben Jahr konnte ich nicht nur meine Schulden bei Quelle zurückzahlen, sondern auch mithilfe eines günstigen Kredits eine Vierzimmerwohnung in einem Wohnblock im Grünen kaufen. Wieder halfen mir Gitta und Walter beim Einrichten. Wir Frauen nähten Vorhänge und tapezierten mit Feuereifer, während Walter mit
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