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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Schminkens brachte der Kabinensteward ungefragt kleine Kaviar- und Lachs-Häppchen. Danach ging es zum Tanzen, das mir einen Riesenspaß machte. Schon mit Leo hatte ich immer gern und gut getanzt. Hätte ich es nicht besser gewusst, wäre mir fast der Gedanke gekommen, dass Leo sogar die Eintänzer für mich organisiert hatte, um mir eine Freude zu machen! Längst hatte ich ihm den vergessenen Notgroschen verziehen. Wenn ich um Mitternacht in die Kabine zurückkam, war das Bett aufgedeckt, und ein Schokopralinee lag auf dem Kopfkissen. Ich hatte süße Träume, denn nichts ist schöner, als bei leichtem Wellengang sanft gewiegt zu schlafen. Man fühlt sich wie in Mutters Schoß. Morgens kam die Kabinenstewardess mit frischen Pfannkuchen für die Jungs und mit einem weich gekochten Ei für mich herein und legte mir meinen seidenen Morgenmantel zurecht. Für Bernd und Thomas gab es Kakao mit Sahne, für mich Tee aus dem Silberkännchen.
    »Alles auf Order Ihres Mannes«, hieß es immer, wenn ich fragte: »Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt?« – Das war einer der Schlager, den die Bordkapelle immer spielte: »Wer hat so viel Pinkepinke, wer hat so viel Geld?« Wir grölten und schunkelten begeistert mit, meine drei feschen Tänzer und ich, unter den neidischen Blicken der alten Damen, die ihre Reise selbst bezahlen mussten.
    Ich genoss es, mit meinen hübschen Söhnen im Speisesaal und zu Gesellschaftsspielen aufzutauchen. Bernd und Thomas waren immer identisch angezogen, was natürlich alle Blicke auf sie lenkte. Das war so ein kleiner Spleen von mir, und im Nachhinein wundere ich mich, dass sie sich das so brav gefallen ließen. Jeder Pullunder, jedes bunte Hemd mit spitz zulaufendem Kragen, jeder Gürtel und jede Schlaghose, ja selbst die angesagten Cowboystiefel hatte ich zweimal gekauft. Bernd und Thomas sahen fast aus wie Zwillinge. Nur dass Thomas einen Kopf kleiner war als Bernd und eine Brille trug. Bernd kam mehr nach seinem Vater: das kantige Kinn, die hohe Stirn, das Grübchen und der entschlossene Blick, das alles war typisch Leo. Thomas war weicher, verspielter und kindlicher, wie es für einen Zehnjährigen ganz normal war. Weil meine beiden Söhne so freundlich und gut erzogen waren, hatten wir bald die Herzen sämtlicher Passagiere gewonnen. Sogar die der allein reisenden Damen, die mit der Zeit merkten, dass ich mir nicht wirklich was aus den drei Eintänzern machte.
    »Kindchen, man hat den Eindruck, die wollen Sie verführen!«, krähte eines Abends eine davon, die meinen Jungs immer wohlwollend den Scheitel tätschelte. »Passen Sie gut auf sich auf!«
    »Aber nein, ich bin doch glücklich verheiratet!«
    »Eben drum!«, beharrte die alte Dame. »Man könnte meinen, die drei wollten das ändern!«
    »Da können sie lange warten!«, sagte ich lachend und ließ mich gleich darauf wieder über die Tanzfläche wirbeln. Keiner der drei konnte meinem Leo das Wasser reichen. Ihre zweideutigen Witze und Anzüglichkeiten stießen mich eher ab, und abgesehen davon, dass sie gut tanzen konnten, interessierten sie mich überhaupt nicht. Sie waren, wie ich inzwischen gelernt hatte, von der Reederei bezahlte Eintänzer. Deshalb waren sie »Repeater«! Na toll! Ihr Job war es, allein reisende Damen zu unterhalten, und nachdem ich das wusste, sah ich ihre Bemühungen um mich mit ganz anderen Augen: Sie machten nur ihren Job! Ein bisschen einseitig vielleicht, da sie sich fast ausschließlich um mich kümmerten, aber wer konnte es ihnen verübeln? Mit Verlaub – wenn man mit einer Gazelle tanzen kann, wieso sollte man dann ein Nilpferd auffordern? So dachte ich, während ich im langsamen Walzer in Peters Arm über das Parkett glitt, um dann übergangslos beim Tango an Elmars behaarte Brust gerissen zu werden.
    Bernd und Thomas saßen beinebaumelnd an unserem Tisch, schlürften Cola und sahen ihrer schönen Mutter hingerissen zu. Es konnte sich schließlich nur noch um wenige Wochen handeln, bis sie wieder in den Armen ihres Vaters lag. Wo sie auch hingehörte.
    Weil die Reise ziemlich viele Seetage enthielt, wurden allerlei Partys veranstaltet, um die Passagiere bei Laune zu halten. Es gab Kostümfeste und Tanzwettbewerbe, bei denen mich natürlich der Ehrgeiz packte. Für Bernd und Thomas nähte ich identische Indianerkostüme; ich war die Squaw. Mit einer schwarzen Langhaarperücke und sexy Lendenschurz, dazu ein zerlöchertes Hemd auf braun gebrannter Haut, machte ich der jungen Uschi Glas in

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