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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Münchner Frauenkirche, und sogar den Faschingszug in Würzburg. Aber das mit dem Schnee blieb ihm rätselhaft.

18
    Ona und Jasper wurden zu meinen engsten Vertrauten. Nach und nach verschwanden die Sprachschwierigkeiten, und wir konnten uns mit Händen und Füßen verständigen. Immer gab es etwas zu lachen. Auch die Kinder liebten die beiden. Wenn Bernd und Thomas aus der Schule kamen, stand Jasper schon wartend am Gartentor. Er riss es auf, ließ die Kinder hineinschlüpfen und verrammelte es sofort wieder.
    Vom Küchenfenster beobachtete ich, wie die Kinder einmal am Gartentor bei einem schwarzen Händler Eis kauften.
    » Asseblief, ek wil’n ijscup! « Ihr Afrikaans wurde immer besser.
    Bernd hatte in der Garage eine große alte Seemannskiste gefunden. Unter Jaspers fachkundiger Anleitung wurde diese neu gestrichen und zur Schatzkiste umfunktioniert. Alle Schätze, die meine Jungs fanden wie tote Taranteln, Steine und Muscheln, aber auch Hefte und andere Geheimnisse, wurden darin aufbewahrt. Bernd hat diese Kiste heute noch, sie wurde uns nach der Flucht von Susi nach Deutschland nachgeschickt.
    Doch vorerst war das Leben in Südwestafrika wunderschön, zumal hier wirklich nette Leute lebten. Leos Geschäftspartner Robert war schon vor vielen Jahren mit seiner Familie nach Windhoek gekommen. Sein erwachsener Sohn Willem besaß eine große Farm, fünf bis sechs Autostunden außerhalb der Stadt. Er war glücklich verheiratet und hatte Kinder in Bernds und Thomas’ Alter. Bei seiner sympathischen, aufgeschlossenen Familie verbrachten wir unsere ersten Ferien.
    Willem hatte rötliche Haare und trug einen breitkrempigen Hut, wenn er über seine Felder ritt. Er besaß eine riesige Wasserbüffelherde.
    Mitten auf seinem versteppten Land stand seine weiße Farm, die von Weitem wie ein Fort aussah. Die Kinder waren völlig aus dem Häuschen, als wir einmal von der sicheren Terrasse aus den Kampf zweier Giraffenbullen um ein Weibchen beobachten konnten. Immer wieder schlugen die zwei fünf Meter großen Giraffenkerle ihre Köpfe aneinander, um dem Weibchen zu imponieren, das allerdings desinteressiert tat und ab und zu ein Blatt aus einer Baumkrone rupfte. Graue langbeinige Wasserstörche staksten am Ufer des fast ausgetrockneten Flussbetts entlang, und durch Willems Fernglas konnten wir sehen, dass sie zappelnde Frösche im Schnabel hatten. Bald darauf trampelte ein halbes Dutzend Zebras durch das braungelbe Gestrüpp.
    »Mama, die sehen aus wie angemalte Pferde!« Thomas hüpfte aufgeregt neben mir auf und ab. Immer wieder tauchten Springböcke auf. Sie schienen uns nur einen kurzen neugierigen Besuch abstatten zu wollen, dann sprangen sie davon in die endlose Savanne. Willem nahm sich Zeit für eine Pirschfahrt, lud uns alle auf seinen Jeep und fuhr mit uns tagelang durch die Etosha-Pfanne, ein riesiger Nationalpark, in dem außer den wilden Tieren auch noch verschiedene Stämme von Buschmännern lebten, deren Gesänge uns bei Sonnenuntergang bezauberten. Wir übernachteten in verschiedenen Lodges. An den zahlreichen Wasserstellen konnten wir sogar Löwen beobachten, Leoparden und vereinzelt Elefanten. Ein träge in die Sonne blinzelnder Löwe schleppte wenige Meter von unserem Jeep entfernt ein erlegtes Gnu-Baby davon, während das Weibchen abseits auf einem Felsen lag und Desinteresse demonstrierte. Bernd, Thomas und ich hielten uns andächtig an den Händen. Dann bretterte unser Jeep weiter durch die Steppe Südwestafrikas. Unsere müden Augen sahen jede Menge versengte Erde und endlose Schotterpisten an uns vorbeiziehen, unsere Gedanken verselbstständigten sich.
    Was war nur los mit Leo? Warum kam er immer seltener nach Hause? Wieso mied er in letzter Zeit auch unsere Freunde? Alle rückten immer mehr in meine Nähe und entfernten sich zunehmend von Leo. Selbst die Kinder fragten immer seltener nach ihm. Was hatte er so Wichtiges zu tun, dass er keinen von uns mehr einweihte?
    »Mama!« Thomas zerrte begeistert an meinem Arm. »Da schau, ein Nashorn!«
    Tatsächlich! An einem Wasserloch stand ein mächtiger Koloss und labte sich an dem erfrischenden Nass. Der Staub, den das Tier aufgewirbelt hatte, hing noch flirrend in der Luft.
    Zwischendurch setzte ich mich vor zu Willem und plauderte mit ihm. Wäre ich nicht Leos Frau gewesen, hätte er mir gefährlich werden können. Er war hinreißend, hatte aber auch eine entzückende Frau. Ich mochte beide sehr.
    Er erzählte mir, dass er insgesamt fünfzig schwarze

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