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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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leuchtenden Augen auf meine Pläne an.
    »Leo, alle schwärmen von meinen Kuchen, Torten und Plätzchen.«
    »Ja, ich weiß, du bist auf jedem Geburtstag der Stargast.« Leo ließ sich in seinen Sessel fallen, riss die Krawatte vom Hals und goss sich einen Whiskey ein. »Und stiehlst damit dem jeweiligen Geburtstagskind die Show. Sie werden dich hassen!« Er grinste breit.
    Verärgert schüttelte ich den Kopf. Dass er mich aber auch nie ernst nahm!
    »Leo, alle sagen, so etwas gibt es in ganz Windhoek nicht. Ich könnte einen Laden aufmachen!«
    »Meine Frau macht keinen Laden auf. Das fehlte noch.« Leo runzelte böse die Stirn. »Ich arbeite wie ein Tier, damit meine Frau sich ein schönes Leben machen kann, und du willst dich hinter eine Ladentheke stellen wie früher? Womöglich noch im Kittel?« Er prustete spöttisch. »Ich habe dich da rausgeholt, Gerti. Du hast jetzt ein schönes Leben!«
    »Aber Leo, das ist es ja gerade … « Um diplomatisches Geschick bemüht, ließ ich mich neben ihn auf die Sessellehne fallen. Sanft zwirbelte ich an seinen grauen Haaren. »Ein schönes Leben ist mit Sinn gefüllt.«
    »Was soll das denn wieder heißen?« Leo wehrte meine Hand ab. »Hat dein Leben hier etwa keinen Sinn?«
    »Ich bin gelangweilt und verwöhnt wie die Prinzessin auf der Erbse«, stöhnte ich. »Missis schlafen, Missis schwimmen, Missis ausruhen«, äffte ich Ona nach. »Noch nicht mal ein Hemd bügeln darf ich! Ich fühle mich unausgefüllt und überflüssig!«
    »Ach, Gerti, jetzt mach doch mal halblang!« Verstimmt schenkte Leo sich einen zweiten Whiskey ein. »Du führst das Leben einer Königin! Ich überschütte dich mit Geschenken, schönen Kleidern und Schmuck, die du wie ein Pfau auf den Gartenpartys vorführen kannst!«
    »Aber das will ich doch gar nicht, Leo! Ich will arbeiten! Ich will mich nützlich machen!«
    »Dann mach dich nützlich, indem du mir jetzt schwäbischen Wurstsalat machst!«
    Leo nahm meine Hand, die ich ihm wütend entziehen wollte.
    »Das war doch nur Spaß! Komm her, mein kleiner Indianer!«
    In letzter Zeit war ich so schwarzbraun gebrannt, dass Leo mich nur noch »Indianer« nannte. Missis braten, Missis Falten kriegen, Missis Hautkrebs begünstigen.
    »Bitte lass mich doch auch was aus diesem Leben in Afrika machen! Ich will nicht nur dein Schatten sein!«
    »Schau, ich möchte, dass meine Frau die schönste und eleganteste ist! Ich bin so stolz auf deine gute Figur! Meinst du, ich lasse zu, dass eine dicke Bäckerin aus dir wird so wie aus deiner Schwester Sieglinde?«
    »Aber Leo, das ist doch was ganz anderes!« Ich nahm einen zweiten Anlauf. »Sieglinde muss arbeiten und steht von früh bis spät in der Backstube. Aber ich will arbeiten, weil es mir Spaß macht!«
    »Und ich will , dass du nicht arbeitest!« Leo hielt mir auffordernd sein leeres Whiskeyglas hin. »Ich bin der Mann im Haus, und ich bestimme die Spielregeln.« Sein Ton war unwirsch geworden, und sein Gesicht wies rote Flecken auf.
    »Leo, da ist noch etwas, das ich mit dir besprechen will … « Instinktiv erhob ich mich von seiner Sessellehne und suchte Schutz am Wohnzimmerschrank. »Du trinkst zu viel.«
    »Das ist meine Sache. Das geht dich nichts an.« Eine Haarsträhne war ihm ins Gesicht gefallen, und er strich sie gereizt nach hinten. »Wenn meine Frau mir nichts einschenkt, muss ich es wohl selbst tun.«
    »Schau, Leo, es ist nachmittags um vier, und du trinkst den Whiskey wie Wasser!«
    »Hier ist Whiskey nun mal billiger als Wasser!« Leo schubste mich grob zur Seite und griff nach der Flasche. »So! Die nehme ich jetzt gleich mit an meinen Platz, damit ich nicht für jeden Schluck bitte sagen muss!« Er knallte sie auf den Glastisch und steckte sich eine Zigarette in den Mund. »Los, hol mir einen Aschenbecher!«
    Dieser Befehlston traf mich bis ins Mark. »Leo, der Ton zwischen uns war auch schon mal liebevoller!«
    »Du hast damit angefangen!«
    Er zeigte auf mich und äffte mich nach: »Leo, du trinkst den Whiskey wie Wasser! Leo, putz dir die Nase! Leo, wisch dir den Mund ab! Ich bin kein kleines Kind mehr, klar? Mit deinem Zuckerbübchen Thomas kannst du so reden, aber nicht mit mir!«
    »Leo, du redest von Thomas, von unserem gemeinsamen Sohn! Ich versuche, ihn zu erziehen!«
    »Mich erziehst du aber nicht! Ich bin hier ein bedeutender Geschäftsmann«, plusterte Leo sich plötzlich auf. »Und zu Geschäftsgesprächen gehört nun mal Alkohol. Oder glaubst du, wir trinken Fanta, wenn wir

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