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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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dem Gewissen hat,
kriegt er von uns eine extra.“
    „Eine Strafe?“
    „Hm. Ja.“
    „Tim, keine Selbstjustiz (gesetzlich
nicht zulässige Vergeltung auf eigene Faust )! Du weißt, was ich meine.“
    „Keine Selbstjustiz. Klar. Ich werde
versuchen, meinen Wutanfall, den ich ganz bestimmt kriege, zu unterdrücken.“
    „Tim!“
    „Es geht noch weiter mit den Infos.
Nämlich im Fall Tickel. Da...“
    „...können wir ihn nur am Kragen
packen, Tim, wenn er sich wegen des Schadens an seine Versicherung wendet.
Vorausgesetzt, er ist gegen Diebstahl und Einbruch versichert. Andernfalls hat
er uns lediglich eine falsche Information gegeben. Das ist kein
Schwerverbrechen. Und er wird sich sowieso auf geistige Verwirrung berufen.“
    „Sie warten also zunächst ab.“
    „Richtig. Aber ich setze mich mit
Angelika Schmählich in Verbindung.“
    Tim wechselte den Hörer ans andere Ohr.
Durch den Glaseinsatz der Besenkammertür sah er auf den Flur.
    Nur die nächtliche Notbeleuchtung
brannte.
    In einigen Stunden würde es hier wieder
von Schülern aller Altersgruppen wimmeln. Eng würde es zugehen wie in einer
Ölsardinen-Konserve, laut wie in einer Disco, rücksichtslos wie im
Fußballstadion. Nur mit eckigen Schultern und harten Ellbogen war dann ein
Durchkommen. Und an diese ruppigen Spielregeln hielt sich fast jeder — denn zu
90 Prozent, ungefähr, bestand ja die Schule aus Jungs. Die Mädchen waren
hoffnungslos in der Minderheit.
    Und morgen... verflucht! ... morgen war
Gaby nicht dabei.
    „Tim! Bist du noch da?“
    „Entschuldigung! Mir war eben der Faden
gerissen. Dabei ist die neueste Entdeckung absolut der härteste Gummihammer.
Echt! Denn jetzt wissen wir, was der Einbrecher in Tickels Praxis wollte.“
    „Wie bitte?“
    „Das ist kein Schamhafter, Herr Glockner,
der seine eigenen Geständnisse aussortiert, sondern — Sie werden es nicht
glauben! — ein Erpresser.“
    Die Verblüffung verzögerte Glockners
Frage. Dann: „Woher weißt du das?“
    „Ich konnte eben ein Telefongespräch
belauschen. Unabsichtlich.“
    Er bemühte sich, möglichst wortgetreu
zu wiederholen, was der Erpresser gesagt hatte.
    „Dr. Hartholz ist am Boden zerstört.
Wer hätte auch gedacht, welche Abgründe in ihm sind! In ihm, dem Untadeligen.
Aber daß er die ausgerechnet mit Taschentüchern und Herrensocken füllen muß!“
    „Da hat sich der Unbekannte was
einfallen lassen“, murmelte Glockner. „Erpressung! Daraus kann eine Lawine
werden. Vielleicht versucht er’s bei Dutzenden. Und die meisten, vielleicht
alle, werden sich nicht an uns, die Polizei, wenden. Weil sie sich genieren.
Weil sie befürchten, daß ihre Psycho-Macken bekannt werden. Du meinst, Dr.
Hartholz gibt klein bei?“
    „Bestimmt. Wahrscheinlich betrachtet er
soeben seinen Van Dyck zum letztenmal. Dann wird er ihn einpacken, mit den
Zähnen knirschen und schlottern. Jedenfalls wird er sich dem Erpresser nicht
widersetzen.“
    Glockner schien nachzudenken.
    „Wenn sich die meisten Opfer so
verhalten, erfahren wir nie, was läuft.“
    „Dann wird die Dunkelziffer bei 99 oder
gar 100 Prozent liegen“, meinte Tim. „Dann ist es sozusagen absolut finster.“
    „Aber es gibt eine Quelle, aus der wir
schöpfen können. Dadurch erfahren wir, was sich im Dunkeln tut.“
    „Tickel?“
    „Ja. Es liegt auf der Hand, daß sich
die Erpreßten an ihn wenden. Daß sie nachfragen, ob bei ihm wirklich
eingebrochen wurde. Also erfährt er, an wen sich der Erpresser wendet. Darüber
muß er mich auf dem laufenden halten.“
    „Mir fällt ein, Herr Glockner —
vielleicht ist Lambster deshalb vorhin bei Tickel gewesen. Der Erpreßte ist
schnell. Daß er sich den Hartholz vornimmt, braucht nicht sein erster Anruf zu
sein. Lambster ist ja im Capitol während der Vorstellungen erreichbar.“
    „Gute Idee, Tim. Ich werde mich
erkundigen.“

15. Sein teuflischer Plan
     
    Nach dem Gespräch mit Tim saß Kommissar
Glockner eine Weile reglos am Schreibtisch.
    Es war still im Polizei-Präsidium und
still auf den Straßen. Die Winternacht hatte die Stadt fest im Griff. Wer zu
dieser Stunde ohnehin schlief, schlief heute besonders fest. Selbst die
Amüsierbetriebe schlossen früher als sonst. Nachtarbeiter, zum Beispiel
Wachleute, bedauerten sich — so sie ins Freie mußten. Auch die Faschingsbälle
zählten weniger Masken als sonst.
    Glockners Blick fiel auf das gerahmte
Foto, das auf seinem Schreibtisch stand.
    Es zeigte Gaby und seine Frau. Beide
lächelten und

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