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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hatten die Köpfe einander zugeneigt. Trotz der Jahre, die
zwischen ihnen lagen, ähnelten sie sich wie Schwestern.
    Er preßte die Zähne aufeinander. Die
Muskeln der Kiefer traten unter der Haut hervor. Für einen Moment schien die
Angst um Gaby seinen Atem zu lähmen. Dann versuchte er, sich zu lockern und zum
xtenmal die Gedanken zu prüfen, die seit Stunden seinen Kopf füllten. Er ging
alle Möglichkeiten durch. Sie marterten ihn. Er fand nichts Greifbares. Nichts,
wo man die Spur hätte aufnehmen können. Lambsters Beschattung, das wußte er
instinktiv, würde nichts bringen. Sicherlich — der Typ war nicht ganz dicht.
Alles sprach dafür, daß er den armen Bello auf dem Gewissen hatte. Aber die
Kutte der Horror-Mönche paßte ihm nicht.
    Langsam hob er die Hand. Seine
Fingerspitzen berührten das Foto — so behutsam wie er Gaby manchmal über die
Wange strich.
    Dann griff er zum Telefon.
    Es war lange nach Mitternacht. Aber er
genierte sich nicht, Ottmar Tickel aus dem Bett zu schrecken.
    Hatte der noch nicht geschlafen? Oder
stand der Apparat auf seinem Nachttisch?
    Schon nach dem zweiten Läuten hob der
Psychologe ab und meldete sich mit hellwacher Stimme.
    „Hier ist Glockner. Tut mir leid, daß
ich stören muß. Aber es ist wichtig. Inzwischen hat sich nämlich
herausgestellt, was der Einbrecher bei ihnen wollte.“
    „Wie? Was? Ich... ich verstehe nicht.“
Tickel stotterte. „So... schnell haben Sie ihn gefunden?“
    „Gefunden noch nicht. Aber wir werden
ihn fassen. Dazu brauche ich Ihre Hilfe. Sie sehen gleich, weshalb. Es handelt
sich um einen Erpresser. Er wollte offensichtlich ran an Ihre
Krankengeschichten. Und das ist ihm gelungen. Jetzt hat er Material in der
Hand. Er weiß Bescheid über Ihre Patienten. Zumindest über eine Auslese, die er
getroffen hat. Vermutlich hat er nur lukrative (einträgliche) Opfer
gewählt. Die können sich jetzt entscheiden. Entweder sie lassen sich erpressen,
oder er sorgt dafür, daß ihre Komplexe, Zwänge, Triebe, Verhaltensstörungen —
nennen wir’s mal: ihre Psycho-Macken — bekannt werden.“
    „Neiiiiin!“ schrie Tickel.
    Glockner fühlte das wie einen
Nadelstich im Ohrgehäuse und hielt den Hörer etwas weiter weg.
    „So ist es leider.“
    „Das... das... Um Himmels willen! Herr
Kommissar! Damit... In den Krankengeschichten steckt Dynamit.“
    „Sie wollen damit sagen, etliche Ihrer
Patienten werden peinlich berührt sein.“
    „Es... kann sie zerstören. Die...
die... wandern aus. Lassen sich niemals mehr blicken in dieser Stadt. Peinlich?
Mancher könnte... an Selbstmord denken. Aus Scham.“
    „Es scheint ja fürchterlich zu sein,
was in Ihren Anamnesen (Krankengeschichten) schlummert.“
    „Äh... manches.“
    „Zum Beispiel?“
    „Ach, wissen Sie! Es gibt da die
Kaugummiklauer und Schwarzfahrer. Aber auch Brandstifter, die Alkoholiker, die
Süchtigen, die Verklemmten. Manche haben Selbstmordversuche hinter sich und
müssen erst wieder Freundschaft schließen mit dem Leben. Die Verklemmten denken
sich manchmal die seltsamsten Sachen aus — und führen sie auch durch um
seelisch auf ihre Kosten zu kommen.“
    „Also tatsächlich Dynamit in der Fland
eines Erpressers.“
    „Wie ich sagte. Kommissar, woher wissen
Sie denn, daß da Erpressung läuft? Hat sich ein Opfer an Sie gewandt?“
    „Das nicht. Aber Tim hörte zufällig,
wie der Erpresser telefonisch einem der Lehrer zusetzte. Sie wissen, wen ich
meine?“
    „Dr. Hartholz ist zur Zeit der einzige
Pädagoge, der meinen Rat benötigt.“
    „Ich weiß, Socken und Taschentücher.
Hoffentlich läßt er das nun.“
    „Ich habe ihn schon so weit, daß er nur
noch die billigste Ware... äh... nimmt. Früher hat er immer die teuersten
Socken gestohlen — von Größe 34 bis Größe 46. Die Taschentücher mußten aus
Seide sein und mit Monogramm ( Namenszeichen) verziert.“
    „Na, fabelhaft.“
    „Ich frage mich, Herr Glockner: Was
will ein Erpresser bei Dr. Hartholz holen? Der Mann ist doch nicht reich.“
    „Er besitzt eine wertvolles Gemälde.
Einen echten Van Dyck. Den soll er hergeben.“
    „Dann ist der Erpresser im näheren
Bekanntenkreis zu suchen. Denn woher wüßte er sonst, daß...“
    „Nein, nein. So einfach ist es leider
nicht. Über Dr. Hartholz und sein Bild war ein Artikel in der Zeitung. Jeder in
der Stadt und den umliegenden Landkreisen kann das gelesen haben. Und wir sind
hier ein Ballungsgebiet mit — ich weiß nicht wieviel Millionen

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