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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Menschen.“
    „Leider haben Sie recht.“ Tickels
Stimme schien in Aufregung und Sorge zu ersticken. „Es ist grausig, was da auf
mich — auf meine Patienten zukommt.“
    „Wie ich sagte, brauche ich Ihre Hilfe.
Die Patienten werden sich, sobald sie erpreßt werden, an Sie wenden. Das muß
ich dann umgehend von Ihnen erfahren. Wir stellen dem Kerl eine Falle. Das
heißt, wir schnappen ihn, wenn er sich seine Beute abholen will. Aber dazu muß
ich wissen: von wem, wie, wann und wo.“
    „Verstehe. Gut.“ Tickel seufzte.
„Aber... ich sehe da eine Schwierigkeit. Manche — nein, viele — werden mir
untersagen, die Polizei zu verständigen. Wer seelisch so schwer befrachtet ist,
daß er schon auf den Knien kriecht — also, der läßt sich lieber erpressen als
daß er Ihnen ins Auge blickt.“
    „Bieten Sie Ihre ganze Geschicklichkeit
auf, um ihn oder sie vom Gegenteil zu überzeugen. Überreden Sie! Ich will ja
gar nicht wissen, was da in dunkler Seelenecke nistet. Ich will nur den
Erpresser fassen.“
    Kleinlaut stimmte Tickel zu.
    „Hand aufs Herz, Tickel! Wer hat sich
bis jetzt bei Ihnen gemeldet?“
    „Niemand.“
    „Auch Hartholz nicht?“
    „Auch der nicht.“
    „Weshalb kam Lambster vorhin zu Ihnen?“
    „Der... ach, ich wollte sowieso schon
fragen, ob er der Horror-Mönch ist oder sein könnte. Als er kam, dachte ich,
Sie hätten mich genannt und er würde mich jetzt zur Rechenschaft ziehen. Aber
es ging nur darum, ihn ein bißchen aufzurichten. Er hatte ein seelisches Tief.“
    „Im Mozart-Park, in Sichtweite seiner
Villa, wurde ein toter Hund gefunden. Erschossen. Das war Lambster, ja?“ Die
Leitung schien einzufrieren.
    Tickel hatte die Sprache verloren.
    Offenbar wurde es ihm unheimlich. Ist
dieser Glockner allwissend — schien er zu überlegen.
    „Darüber... also... Sie müssen das
verstehen, Herr Kommissar! Ich... kann keine Auskunft geben.“
    „Einen fremden Hund mir nichts, dir
nichts zu erschießen — ist keine Kinderei, Herr Tickel! Außerdem wurde
wahrscheinlich auf ein Mädchen geschossen, Herr Tickel! Ihr Theo Lambster
scheint ein gemeingefährlicher Typ zu sein. Ihre ausweichende Antwort, Herr
Tickel, ist mir Antwort genug. Im übrigen kann ich durch eine waffentechnische
Untersuchung leicht feststellen lassen, ob der Hund an einer Kugel starb, die
aus einem von Lambsters Gewehren stammt. Er hat doch Gewehre?“
    „Ich glaube, ja.“
    „Ich werde mich um ihn kümmern. Und von
Ihnen höre ich, Tickel. Vergessen Sie das nicht!“
     
    *
     
    Tickel legte den Hörer auf, rannte ins
Bad und schaufelte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Auf dem Rückweg trank er rasch
zwei Gläschen Mandellikör. Er trat auf die Dachterrasse. Mit tiefen Atemzügen
begann er, sein aufgewühltes Innenleben zu beruhigen.
    Dieser Kommissar! Entsetzlich, wie
schnell der schicksalsschwere Infos aus dem Ärmel holte!
    Tickel glotzte über die Dächer der
Stadt — jedenfalls über einige. Hier und da brannte noch Licht. Vereinzelte
Schneeflocken, fest von der Kälte, sanken herab. Der Himmel war schwer und
schwarz.
    Tickel ging wieder hinein. Er schloß
die gläserne Schiebetür. Fröstelnd schlang er die Arme um sich.
    Er trank einen weiteren Likör, wollte
noch einen, verzichtete aber. Nein, sein Kopf mußte klar bleiben! Jetzt kam es
auf jede Überlegung an.
    Nachdenklich leckte er das Glas aus.
    Verdammt! Also ging ihm der Van Dyck
durch die Lappen. Die Erpressung — das hatte er sich leichter vorgestellt. Aber
noch war nicht aller Tage Abend. Der Kommissar schien an einen echten
Einbrecher zu glauben. Wer würde auch auf die Idee verfallen, daß er, Tickel,
ein angesehener Psychologe, in seine eigene Praxis einbrach — jedenfalls einen
Einbruch vortäuschte, um hernach seine Patienten zu erpressen. Nur so war viel
Geld zu holen. Seine Praxis ernährte ihn zwar. Aber er hatte mehr Schulden als
Haare auf dem Kopf und mußte mindestens das große Los der Woche gewinnen, um
sich zu konsolidieren (finanziell auf eine feste Grundlage stellen). Reiche Opfer waren unter seinen Patienten. Die wollte er schröpfen. Es mußte
gelingen. Auch jetzt noch. Er hatte es in der Hand, den Kommissar mit Infos zu
versorgen. Sollte der seine Falle aufbauen und auf den Erpresser lauern! Dort
würde er bestimmt nicht erscheinen.
    Anderen, dachte er, ziehe ich das Fell
über die Ohren. Aber von denen erfährt Glockner nie.
    Er überlegte. Als eins der ersten Opfer
hatte er Lambster vorgesehen. Der war zwar als Spinner

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