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Gefangen in der Schreckenskammer

Gefangen in der Schreckenskammer

Titel: Gefangen in der Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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pflichtschuldig. Gleich
schnappt er über, dachte er. Streß laß nach!
    „Also, was deinen Stadtgang betrifft,
Carsten, bin ich ganz deiner Meinung, genehmige somit auch die ungewöhnliche
Dauer und werde nicht Mißtrauen ausdrücken, indem ich bei Kommissar Glockner
Auskunft einhole. Nein, darauf verzichte ich. Du kannst jetzt ins Bett gehen.
Gute Nacht!“
    „Gute Nacht, Herr Doktor!“

14. Mief im SCHNECKENHAUS
     
    Tim überquerte den Schulhof. Trotz nächtlicher
Stunde — sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Unfaßlich, was an diesem Abend
geschehen war: Gaby verschwindet. Spurlos. Tickels Einbrecher leiert Erpressung
an. Der beknackte Lambster erschießt — wahrscheinlich — den armen Bello. Tickel
entpuppt sich — was die Brillantkette betrifft — als Versicherungsbetrüger. Und
der untadelige Hartholz ist in Wahrheit ein tadelnswerter Sockendieb.
    Man könnte meinen, dachte Tim, die Welt
besteht nur noch aus Leicht- und Schwerverbrechern. Aber diese Meinung wäre
falsch. Nicht die Zahl der Täter überwiegt, sondern die der Opfer. Und die
Mehrheit der Mitmenschen hat fast nichts auf dem Kerbholz.
    Vor dem Portal blieb er stehen. Er
legte den Kopf in den Nacken und sah zum schwarzen Himmel hinauf.
    Kein Mond. Kein Stern. Sie verhüllten
sich. Offenbar wollten sie nichts wissen von den Gemeinheiten, die sich in
dieser Nacht abspielten.
    Es war spät, eine ungewöhnliche Zeit
für einen knapp 14jährigen — mag er auch noch so kräftig, frühreif und clever
sein. Tim spürte die Müdigkeit in allen Muskeln. Aber an Schlaf war nicht zu
denken.
    Er schloß das Portal hinter sich ab und
taperte in den ersten Stock hoch, folgte dem Flur bis zur Rückseite und öffnete
leise, nämlich rücksichtsvoll, die Tür vom SCHNECKENHAUS.
    Aber dort brannten zwei
Nachttischlampen. Zigarettenqualm füllte die Bude wie Wasser ein Aquarium.
    Hasso Feindt lag im Bett. Er las in
einer Zeitschrift. Der Teller auf seinem Nachttisch diente als Aschenbecher und
war übersät mit Zigarettenstummeln.
    Ärgerlich blickte er auf.
    Obermeier saß auf dem Bett. Er hatte
ein Bein angezogen 118 und schnitt sich die Fußnägel. Auch er rauchte. Außerdem
trank er Bier — aus der Flasche.
    „Heh!“ kläffte er. „Du verdammter
Strolch! Hast du nicht gelernt, daß man anklopft?“
    „Ich wollte rücksichtsvoll sein, du
Salatgurke, und euren Schlaf nicht stören. Deshalb mein lautloses Eindringen.
Den Schlüssel hätte ich dir in die Nase gesteckt. Damit du ihn morgen früh auch
tatsächlich findest.“
    „Hör dir den an!“ sagte Obermeier.
    Feindt ließ seine Zeitschrift sinken.
Der Zigarettenrauch verschleierte die Pickel auf seinem Gesicht.
    „Horst!“ sagte er. „Ich kann diese
Urwaldaffen nicht leiden. Sag ihm, er soll sich zum Teufel scheren.“
    „Feindt!“ sagte Tim. „Das hat mich ins
Herz getroffen. Du kannst mich nicht leiden? Jetzt rüttelt der Gram an mir.
Wenn nachher Feuchtigkeit durch die Zimmerdecke dringt — dann sind das meine
Tränen. Ich werde im Bett liegen und das Kopfkissen naß heulen. Hasso Feindt
mag mich nicht. Huhuhuhu! Und der Obermeier-Horst ist auch nicht mein Freund.
Huhuhuhu!“
    Grinsend warf er dem Vertrauensschüler
den Schlüssel auf den nackten Fuß, was mit einem Schmerzensschrei quittiert
wurde.
    Dann zog er sich aus dem SCHNECKENHAUS
zurück. Aber der Zigarettenqualm war schon sechseinhalb Meter weit in den Flur
gedrungen. Eine Pest!
    Er stieg wieder die Treppe hinunter,
begab sich in die Besenkammer und rief Kommissar Glockner an.
    „Ich bin’s, Herr Glockner. Irgendein
Lichtblick?“
    „Leider nicht.“
    Kummer wiegt Tonnen. Ein Gebirge schien
auf Tim zu drücken. Gaby! Was war mit ihr?
    „Inzwischen, Herr Glockner, haben Karl
und ich wieder netzweise Neuigkeiten an Land gezogen. Zunächst mal, was Tickels
Brillantkette betrifft...“
    Er berichtete von ihrem Besuch bei
Angelika. Auch davon, weshalb sie sich an die Psychologin gewandt hatten, also
von Natascha und Bello.
    „Ich meine, Herr Glockner, staubdick
liegt der Verdacht auf Lambster. Der mit seinen Waffen. Mit seiner
Wildwest-Macke. Er kann Bello erschossen haben, ohne das Haus zu verlassen. Übrigens
sind wir ihm nach der Spätvorstellung gefolgt. Er war bei Tickel.“
    Tim informierte mit Einzelheiten und
knüpfte Mutmaßungen an.
    „Ich werde Lambster überprüfen, Tim,
vor allem feststellen, ob er berechtigt ist, schußfähige Waffen zu horten. Auf
unerlaubten Waffenbesitz steht Strafe.“
    „Wenn er Bello auf

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