Gefangen in der Wildnis
Oktobertrip nach Yellowknife absolviert hatten, es gab reichlich Vorrat an Konserven für den Winter.
Sie war vielleicht kein Meisterkoch, aber es brauchte auch nicht viel Talent, um die beiden Vögel zusammen mit zwei Dosen Gemüse und einer Prise Salz zu kochen. Das Aroma des Eintopfs ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die Dunkelheit war hereingebrochen, bevor Cooper das Bettzeug von draußen hereinholte.
„Ist es entlaust?" fragte sie vom Herd her.
„Ich denke schon. Ich habe es zu Tode gekocht. Es ist noch nicht ganz trocken, aber wenn es länger draußen hängt, frieren die Laken zu Brettern. Wir hängen sie beim Feuer auf."
Er wusch sich die Hände in dem Spülstein, der im Vergleich zu vorher geradezu blitzte.
Sie setzten sich an den Tisch, den Rusty mit Sand gescheuert hatte. Cooper lächelte leicht, als er ein Stück Stoff auseinander faltete, das sich als Socke entpuppte und zur Serviette umfunktioniert worden war. Er legte sie sich auf den Schoß, sagte aber kein Wort. Sollte ihm der Becher mit Zweigen und Herbstblättern aufgefallen sein, der in der Mitte des Tischs stand, so bemerkte er auch hierzu nichts. Er aß zwei große Portionen des Geflügeleintopfs, ohne ein Wort darüber zu verlieren.
Rusty war am Boden zerstört. Er hätte doch wenigstens etwas Nettes sagen können, ein einziges Wort des Dankes, irgendeine Aufmunterung. Selbst einen Hund streichelte man ab und zu.
Mutlos und enttäuscht trug sie die Blechteller zum Spülstein und pumpte Wasser darüber. Und plötzlich stand er hinter ihr.
„Du hast heute wirklich hart gearbeitet."
Seine Stimme klang weich und tief und war direkt über ihrem Kopf. Seine Nähe überwältigte sie. Sie fühlte sich schwach und zittrig. „Du auch."
„Ich denke, wir haben uns eine Belohnung verdient, meinst du nicht auch?"
Ihr Magen schlug Kapriolen. Erinnerungen an den Kuss, den er ihr heute Morgen gegeben hatte, flammten auf und ließen heiße Sehnsucht durch ihre Adern fließen. Langsam drehte sie sich zu ihm um.
„An was hattest du denn gedacht, Cooper?" fragte sie atemlos.
„Ein Bad."
Heißes Wasser und Seife." Er ging zur Tür, öffnete sie und kam mit einem großen Metallzuber zurück. „Den habe ich hinter der Hütte gefunden und gründlich ausgeschrubbt."
Nicht einmal, als ihr Vater ihr den Rotfuchs geschenkt hatte, war sie so dankbar gewesen. Sie schlug die Hände an die Wangen. „O Cooper. Danke!"
„Werd jetzt bloß nicht sentimental", brummte er. „Wenn wir uns nicht waschen, sehen wir bald so aus wie diese widerwärtigen Gawrylows. Aber es wird nicht jeden Tag gebadet."
Rusty ließ sich die gute Laune von ihm nicht verderben. Wenn er Menschen nicht an sich heranlassen wollte, damit sie ihm dankten - bitte, das war sein Problem. Er hatte etwas Wundervolles für sie getan. Sie hatte ihm gedankt. Was sonst sollte sie tun? Er musste wissen, was es ihr bedeutete, selbst wenn er sich jetzt so desinteressiert gab.
6. KAPITEL
E in Bad?" Verwunderter oder ehrfurchtsvoller hatte noch nie jemand eine Frage gestellt. „Ein richtiges, mit allem Drum und Dran.
Sie füllte mehrere Töpfe und Kessel mit Wasser, er trug sie zum Herd und schürte das Feuer, damit das Wasser schneller warm wurde. Dann zog er den Zuber über den Boden bis hin zum Kaminfeuer. Das Metall war eiskalt, aber das Feuer würde es bald erwärmen.
Rusty sah ihm erwartungsvoll zu, dann jedoch wuchs ihre Anspannung. „Was mache ich denn, um ... äh ..."
Ohne ein Wort nahm Cooper eines der ausgekochten Laken. Durch die Decke der Hütte zogen sich rohe Holzbalken. Die Gawrylows mussten hier wohl ihr erlegtes Wild aufgehangen haben, denn in das dunkle Holz waren überall Haken eingelassen. Cooper zog sich einen Stuhl heran und begann das Laken an die Haken zu hängen, wie einen Vorhang.
„Danke", sagte Rusty. Sie war wirklich dankbar für das Laken, aber der Feuerschein aus dem Kamin würde es durchsichtig machen. Schon jetzt sah man deutlich die Umrisse des Zubers. Und man würde auch die Umrisse eines jeden in der Wanne sehen.
Cooper musste es ebenfalls bemerkt haben, denn er wandte den Blick ab und rieb sich mit den Handflächen nervös über die Hose. „Tja, das Wasser müsste wohl fertig sein."
Rusty legte sich ihre wertvolle Sammlung von Kosmetikartikeln auf den Stuhl bereit - parfümierte Seife, Shampoo, ihren Rasierer. Irgendwann heute beim Aufräumen hatte sie die spärlichen Reste ihrer Kleidung sortiert und gefaltet und in getrennte Regale
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