Gefangen in der Wildnis
musste sie nicht bemühen, denn der Schatten seiner Gestalt im Profil ließ nichts unerkannt.
Sie hörte ihn fluchen, als er sich in die Wanne zwängte. Bei seiner Größe war das nicht so einfach wie bei ihr. Wie konnte er erwarten, dass sie einschlief, wenn er da hinten so lautstark rumplanschte?
Rustys Mund wurde trocken, als sie seinen Schatten weiter beobachtete. Er war aufgestanden und beugte sich vornüber, um sich die Seife vom Körper zu waschen. Als er aus der Wanne stieg, trocknete er sich mit männlicher Gleichgültigkeit ab. Seinem Haar ließ er nicht mehr Aufmerksamkeit zukommen, als es trockenzurubbeln und dann kurz mit den Fingern durchzufahren. Danach wickelte er sich das Handtuch um die Hüften.
Er wiederholte den gleichen arbeitsreichen Vorgang, um die Wanne zu leeren. Nach dem letzten Gang auf die Veranda ließ er die Wanne draußen. Rusty sah, dass er vor Kälte zitterte, als er zum Kamin zurückkam und Holz nachlegte. Er stieg auf den Stuhl und hakte das Laken aus, faltete es zusammen und legte es auf eines der in die Wand eingelassenen Regale. Als Letztes blies er die Öllampe aus, riss sich dann das Handtuch von den Hüften und legte sich in sein Bett.
Während der ganzen Zeit hatte er Rusty nicht ein einziges Mal angesehen. Sie war verletzt, dass er noch nicht einmal gute Nacht gesagt hatte. Aber andererseits ... sie wäre wahrscheinlich gar nicht in der Lage gewesen, etwas zu erwidern.
Ihr Mund war immer noch staubtrocken.
Es hatte keinen Sinn. Schäfchen zählen half nicht.
Gedichte in Gedanken herunterzuleiern half auch nicht, vor allem, da die einzigen Gedichte, die er kannte, Limericks von zweifelhaftem Inhalt waren.
Also lag Cooper auf dem Rücken, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und starrte im Dunkeln an die Decke. Wobei er sich fragte, wie lange es wohl dauern mochte, bis seine Erektion endlich aufhören würde, aus der Decke ein Zelt zu machen, und ihn einschlafen ließ. Er war ausgelaugt, jeder Muskel in ihm schrie nach Erholung. Nur schien seine Männlichkeit das nicht zu hören.
Im Gegensatz zum Rest seines Körpers war dieser Teil an ihm hellwach, bereit und einsatzfähig.
Verzweifelt schob er eine Hand unter die Decke. Vielleicht, wenn er ... Hoppla, besser nicht. Der Versuch, es mit Gewalt niederzudrücken, machte alles nur noch schlimmer und tat zudem höllisch weh.
Wütend auf Rusty, weil sie ihm das antat, drehte er sich auf die Seite. Selbst das war zu viel. Das Stöhnen, das ihm unwillkürlich entfuhr, wandelte er hastig in ein Husten ab.
Was konnte er tun? Nichts, was nicht erniedrigend wäre. Also würde er eben an etwas anderes denken müssen.
Aber verflucht, das hatte er doch schon versucht. Seit Stunden. Doch irgendwann wanderten seine Gedanken unweigerlich zu ihr zurück.
Ihre Lippen - so weich.
Ihr Mund - verletzlich, aber neugierig. Dann fordernd und hungrig. Offen für ihn.
Cooper biss die Zähne zusammen. Himmel, sie hatte so gut geschmeckt. Er hätte ewig weitermachen können, dieses Spiel der Zungen, mit jeder Bewegung ein bisschen tiefer, bis er herausgefunden hätte, wonach genau sie schmeckte. Was eine unmögliche Aufgabe war und somit endlos. Denn ihr Geschmack war einzigartig.
Er hätte es besser wissen müssen. Er hätte sie nicht küssen dürfen, nicht einmal, um den alten Mann zu narren. Aber wer narrte hier wen? fragte er sich. Er hatte sie geküsst, weil er es gewollt hatte. Wider besseres Wissen. Er hatte vorausgesehen, dass ein Kuss ihm nicht reichen würde. Jetzt wusste er es mit Bestimmtheit.
Ach, zum Teufel! Warum ging er so hart mit sich ins Gericht? Er verspürte diese Schlaf raubende Lust nach ihr, weil sie die einzige Frau weit und breit war. So einfach war das. Mehr nicht.
Wahrscheinlich. Möglich. Vielleicht.
Tatsache blieb allerdings, dass sie ein umwerfendes Gesicht hatte. Teuflisch sexy Haare. Ein Körper, der für die körperliche Liebe geschaffen war. Brüste, die jedem Mann reines Vergnügen bereiteten. Ein süßes knackiges Hinterteil. Beine, die sofortige Erregung hervorriefen. Und was zwischen ihnen lag ...
Stopp! warnte sein Verstand. Denk nicht einmal daran, oder du wirst das tun müssen, was du heute Abend erstaunlicherweise und mit bewundernswerter Selbstdisziplin unterlassen konntest.
Also gut, es reicht. Aus. Schluss. Basta. Hör auf, wie ein hormongesteuerter Teenager - im besten Falle - zu denken. Oder wie ein sexbesessener Hinterwäldler - im schlimmsten Falle.
Er schloss die Augen und
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