Gefangen in der Wildnis
Närrin."
„Nenn mich nicht so, Cooper. Ich bin keine Närrin."
„Du konntest doch noch nicht einmal erraten, dass diese beiden Hinterwäldler dich vergewaltigen wollten."
Sie verzog den Mund zu einem beleidigten Schmollen, was seine Wut nur noch schürte. Weil er sie so unbedingt küssen wollte. Und dieses ungestillte Verlangen ließ ihn hässliche, verletzende Dinge sagen.
„Du musstest sie ja unbedingt noch anmachen, nicht wahr? Neben dem Feuer zu sitzen, wohl wissend, wie deine Augen und deine Haut schimmern würden. Dir das Haar bürsten, damit es auch schön glänzt, nicht wahr? Du weißt genau, was das mit einem Mann anstellt, oder? Du weißt genau, dass es ihn rasend vor Lust macht." Da ihm in diesem Moment bewusst wurde, dass seine wütende Tirade einem Geständnis gleichkam, fuhr er höhnisch fort: „Es wundert mich, dass du dich Reuben nicht direkt an den Hals geworfen hast. Der einfältige Trottel."
Tränen schössen Rusty in die Augen. Seine Meinung über sie war also noch schlimmer, als sie gedacht hatte. Er hielt sie nicht nur einfach für unnütz, für ihn war sie nicht besser als eine Hure.
„Ich habe nichts mit Absicht getan. Du weißt das auch, ganz gleich, was du jetzt sagst." Instinktiv, wie zum Schutz, schlang sie die Arme um sich.
Abrupt ließ Cooper sich vor ihr auf die Knie nieder und riss ihre Arme fort. Mit einer schnellen Bewegung zog er das riesige Jagdmesser aus seinem Schaft. Rusty stieß einen angstvollen Schrei aus, als er die blitzende Klinge hob. Dann griff er sich ihre Hand und schnitt die Nägel an dieser Hand bis auf die Fingerspitzen herunter. Als er ihre Hand wieder freigab, sah sie entsetzt auf ihre Finger.
„Das sieht ja grässlich aus!"
„Ich bin der Einzige, der es sieht, und mir ist es völlig egal. Gib mir die andere Hand."
Sie gehorchte, ihr blieb ja nichts anderes übrig. Sonst wäre es zu einem Wettkampf im Armdrücken ausgeartet, und gegen Cooper hätte sie sowieso keine Chance gehabt. Ihre Brüste waren also wieder seinem Blick freigegeben. Aber als er seine Augen von der bizarren Maniküre zu ihrem Gesicht hob, lag in ihnen keine kalte Verachtung mehr. Im Gegenteil, sie drückten Interesse aus. Männliches Interesse. So viel davon, dass Rustys Magen Achterbahn fuhr.
Das Schneiden ihrer Nägel schien auf einmal viel mehr Zeit in Anspruch zu nehmen, so als benötigten die Nägel ihrer linken Hand mehr Arbeitsaufwand als die ihrer rechten. Coopers Kopf war auf gleicher Höhe mit ihrer Brust. Und trotz der schrecklichen Dinge, die er ihr gerade entgegengeschleudert hatte, wäre Rusty zu gern mit der Hand durch sein langes wirres Haar gefahren.
Während sie seine Lippen betrachtete, jetzt fest zu-sammengepresst, erinnerte sie sich daran, wie weich und warm diese Lippen bei einem Kuss wurden. Wie gut würden sie sich erst an anderen Körperstellen anfühlen? An ihrem Hals? Ihrem Ohr? Ihrer Brust...?
Er war mit dem Nägelschneiden fertig und schob das Messer in den Schaft zurück. Aber er ließ ihre Hand nicht los. Hielt sie weiter fest, starrte darauf, legte sie dann auf ihren Schenkel, seine darüber. Rusty hatte das Gefühl, ihr Herz müsse explodieren.
Cooper hielt den Kopf gesenkt, schaute unentwegt auf die Stelle, wo seine Hand auf ihrem Schenkel lag. Von Rustys Position aus schien es, dass er die Augen geschlossen hatte, sie konnte nur die dichten Wimpern sehen. Ihr fiel auf, dass die Enden golden waren, wie seine Augenbrauen. Im Sommer würde die Sonne sein Haar ausbleichen und mit goldenen Strähnchen versetzen.
„Rusty."
Er sprach ihren Namen aus. Ein leichtes Krächzen war in seiner Stimme zu hören, ein Protest gegen die Gefühle, die ihn dazu gebracht hatten, den Namen auszusprechen. Rusty rührte sich nicht, aber ihr Herz schlug hart und wild.
Er nahm seine Hand von ihrer und umfasste den Stuhl zu beiden Seiten ihrer Hüfte, so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Den Blick hielt er immer noch auf ihre Hand auf dem Oberschenkel gerichtet. Er wirkte, als würde er jeden Moment den Kopf beugen und seine Wange daran schmiegen wollen. Oder diese Hand küssen oder an den Fingern knabbern, deren Nägel er gerade so kurz geschnitten hatte.
Sollte er es tun, würde Rusty ihn nicht davon abhalten. Das wusste sie ganz sicher. Ihr Körper war warm und empfänglich. Sie war bereit für alles, was passieren mochte.
Nein, war sie nicht.
Denn was jetzt passierte, hatte sie nicht erwartet. Cooper richtete sich hastig auf.
„Du solltest
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