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Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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konzentrierte sich so fest darauf, sie auch geschlossen zu halten, dass er zuerst dachte, das Wimmern aus dem Bett neben ihm sei nur Einbildung. Aber dann setzte Rusty sich ruckartig wie ein Stehaufmännchen auf. Das war keine Einbildung mehr. Und er konnte auch nicht so tun, als hätte er es nicht bemerkt.
    „Rusty?"
    „Was war das?"
    Selbst im schwachen Licht des heruntergebrannten Feuers konnte er erkennen, dass sie die Augen entsetzt aufgerissen hatte. Wahrscheinlich hatte sie einen Albtraum gehabt. „Leg dich wieder hin. Alles ist in Ordnung."
    Sie atmete schwer und hielt verkrampft die Decke vor die Brust. „Was ist das für ein Geräusch?"
    Hatte er etwa Laute von sich gegeben? War es ihm nicht gelungen, sein Stöhnen zu unterdrücken? „Was ..."
    Genau in diesem Augenblick ertönte das Heulen erneut. Rusty hielt sich die Ohren zu und kauerte sich zusammen. „Ich ertrage das nicht", schrie sie.
    Cooper warf seine Decken zurück und war in Sekunden bei ihr. „Wölfe, Rusty. Das sind nur Wölfe. Sie sind lange nicht so nah, wie das Geheul sich anhört. Sie können uns nichts tun."
    Sanft richtete er sie auf und drückte sie zurück, bis sie wieder lag. Aber ihre Miene zeigte, dass sie nicht beruhigt war. Ihre Augen schweiften hektisch durch den dunklen Raum, als suche sie nach Dämonen. „Wölfe?"
    „Sie haben..."
    „Die Leichen gerochen."
    „Ja", antwortete er leise.
    „O Gott." Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    „Schsch. Sie kommen nicht heran, ich habe die Gräber mit Steinen beschwert. Irgendwann ziehen sie wieder ab. Beruhige dich wieder und schlaf."
    Er war so mit seinem eigenen Problem beschäftigt gewesen, dass er das Heulen des Wolfsrudels überhaupt nicht wahrgenommen hatte. Aber er erkannte jetzt, dass Rusty echte Angst hatte. Sie griff nach seiner Hand und zog sie sich an die Brust, so wie ein verängstigtes Kind seinen Teddybären an sich drücken würde. „Ich hasse diesen Ort", flüsterte sie.
    „Ich weiß."
    „Ich hab wirklich versucht, tapfer zu sein."
    „Das ist dir auch gelungen."
    Jetzt schüttelte sie wild den Kopf. „Nein, ich bin ein Feigling. Mein Vater hat das erkannt. Deshalb hat er auch vorgeschlagen, dass ich früher nach Hause zurückkehren sollte."
    „Viele Menschen können nicht dabei zusehen, wie Tiere erschossen werden."
    „Ich bin zusammengebrochen und habe vor dir geheult. Du hast die ganze Zeit gewusst, dass ich nutzlos bin. Ich kann so was eben nicht. Und ich will es auch gar nicht können." Trotz mischte sich in ihre Stimme, auch wenn die Tränen ihr über die Wangen rollten. „Du hältst mich für eine grässliche Person."
    „Nein, tue ich nicht."
    „Doch, tust du."
    „Nein, ehrlich nicht."
    „Warum hast du mir dann vorgeworfen, ich hätte diese Männer verführt?"
    „Weil ich wütend war."
    „Wieso?"
    Weil du mich verführst, und ich will nicht verführt werden. Aber das sagte er nicht laut. Stattdessen murmelte er: „Lass gut sein."
    „Ich will nach Hause. Zu Hause ist es warm und sicher und sauber."
    Er hätte anmerken können, dass die Straßen von Los Angeles nicht unbedingt als sicher bezeichnet werden konnten, aber er wusste auch, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für Scherze war. Nicht einmal für harmlose.
    Es ging ihm gegen die Natur, ihr ein Kompliment zu machen, aber sie hatte eines verdient. „Du hast dich ausgesprochen gut gehalten."
    „Nein, hab ich nicht." Sie blickte ihn mit tränennassen Augen an.
    „Viel besser, als ich erwartet hätte."
    „Wirklich?" fragte sie hoffnungsvoll.
    Diese atemlos gestellte, typisch weibliche Frage war fast zu viel für ihn. „Wirklich. Und jetzt ignorier die Wölfe und schlaf weiter." Er zog seine Hand aus ihrem Griff und wandte sich ab. Bevor er allerdings aufstehen konnte, ertönte neues Geheul. Rusty schrie auf und griff nach ihm, warf sich an seine Brust, als er sich wieder zu ihr drehte.
    „Ist mir egal, ob ich feige bin. Halte mich, Cooper. Bitte, halte mich ganz fest."
    Automatisch schlang er die Arme um sie. Und wie beim letzten Mal, als er sie gehalten hatte, fühlte er die Hilflosigkeit, die ihn erfüllte. Es war verrückt, sie zu halten, ganz gleich, aus welchem Grund auch immer, aber es wäre verabscheuungswürdig und grausam, es nicht zu tun. Und auch wenn es für ihn sowohl Qual als auch Entzücken war, zog er sie an sich und presste seine Lippen auf ihr Haar.
    Als er sprach, waren seine Worte ernst gemeint. Es tue ihm unendlich Leid, dass ihr das alles zugestoßen

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