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Gefangen in der Wildnis

Gefangen in der Wildnis

Titel: Gefangen in der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Wangen zu verteilen.
    Das leicht kratzende Gefühl an ihren Handflächen war erregend. Sie bewegte ihre Hände weiter und fand heraus, dass sich seine Wangenknochen genauso hart und wie perfekt gemeißelt anfühlten, wie sie aussahen. In der Mitte seines Kinns gab es eine kleine Kerbe. Sie strich mit einer Fingerspitze darüber, erlaubte es sich aber nicht, die Vertiefung so lange zu untersuchen, wie sie gerne gewollt hätte.
    Dann strich sie Schaum über seinen Hals. Ihre Finger glitten über seinen Adamsapfel, bis hinunter zu der Stelle, wo sie seinen Puls fühlen konnte. Als sie ihre Hände wieder höher gleiten ließ, über sein Kinn, berührte sie unabsichtlich seine Unterlippe.
    Sie erstarrte und schnappte nach Luft, wie sie hoffte, lautlos. „Tut mir Leid", murmelte sie und nahm ihre Hände fort, um sie in der Schüssel abzuwaschen. Sie beugte sich vor und begutachtete ihre Arbeit. Auf seiner Unterlippe war noch etwas Seife, die sie mit einem nassen Finger abwischte.
    Ein tiefer Laut entrang sich seiner Kehle. Rusty erstarrte, aber ihr Blick ging sofort zu seinen Augen. „Jetzt mach schon", knurrte er.
    Eigentlich hätte er nicht bedrohlich aussehen sollen, mit dem Gesicht so voller Schaum, aber seine Augen blitzten gefährlich. Rusty konnte das Feuer in ihnen flackern sehen und spürte die verhaltene Aggressivität, die er eisern unter Kontrolle hielt. Was sie dazu veranlasste, hinter ihn und damit aus der Gefahrenzone zu treten.
    „Schneide mich bloß nicht", warnte er, als sie den Rasierer ansetzte.
    „Das werde ich nicht, solange du stillsitzt und den Mund hältst."
    „Hast du so was schon mal gemacht?"
    „Nein."
    „Das hatte ich befürchtet."
    Er schwieg, als sie den Rasierer über seine Wange zog. „So weit, so gut", sagte sie leise und wusch die Klinge in der Schüssel ab. Cooper murmelte etwas und bewegte dabei kaum die Lippen, deshalb verstand Rusty es nicht. Außerdem konzentrierte sie sich darauf, ihn zu rasieren, ohne ihn zu verletzen. Als die untere Hälfte seines Gesichts sauber war, stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus. „Da, sanft wie ein Babypopo."
    Ein Lachen entrang sich seiner Brust. Rusty hatte ihn nie zuvor einfach nur aus guter Laune lachen gehört. Sein seltenes Lächeln war immer auch einen Hauch zynisch gewesen. „Noch hast du keinen Grund, so anzugeben, du bist noch nicht fertig. Und vergiss meinen Hals nicht. Und sei um Himmels willen vorsichtig mit der Klinge."
    „Sie ist nicht besonders scharf."
    „Die sind am schlimmsten."
    Sie tauchte den Rasierer in das heiße Wasser, dann legte sie eine Hand an seinen Hals. „Beug deinen Kopf zurück."
    Er gehorchte. Sein Kopf ruhte direkt unter ihrer Brust. Für einen Moment war Rusty unfähig, sich zu bewegen. Sein Adamsapfel hüpfte, als Cooper hart schluckte. Um ihre Gedanken von der seltsamen Stellung abzubringen, in der sie beide sich befanden, richtete Rusty ihre Aufmerksamkeit ganz auf die Aufgabe, die vor ihr lag. Was alles nur noch schlimmer machte. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und beugte sich über Cooper, um besser sehen zu können. Bis sie seinen Hals sauber rasiert hatte, lag sein Kopf zwischen ihren Brüsten, und sie beide waren sich dessen nur zu bewusst.
    „Da." Sie trat zurück und ließ den Rasierer in die Schüssel fallen, als wäre er ein Beweisstück in einem Ekel erregenden, blutigen Mordfall.
    Cooper nahm das Handtuch aus seinem Kragen und hielt es sich vors Gesicht. Für Augenblicke, die Rusty wie Stunden vorkamen, saß er einfach nur so da und rührte sich nicht.
    „Und? Wie fühlt es sich an?" fragte sie schließlich.
    „Großartig. Wirklich gut."
    Damit stand er abrupt auf und warf das Handtuch auf den Stuhl. Er riss seine Jacke vom Haken an der Tür und zog sie sich unwirsch über.
    „Wohin gehst du?" fragte Rusty nervös.
    „Nach draußen."
    „Wozu?"
    Er warf ihr einen wilden Blick zu, der dem Schneesturm da draußen vor der Tür in nichts nachstand. „Glaub mir, du willst es gar nicht wissen."
     
    Coopers merkwürdiges Verhalten hielt bis zum nächsten Mittag an. Den ganzen Morgen über heulte der Schneesturm um die Hütte, sodass sie weder nach draußen noch sich aus dem Weg gehen konnten. Nachdem Rusty einige erfolglose Versuche unternommen hatte, eine Unterhaltung in Gang zu bringen, verfiel sie in das gleiche düstere Schweigen wie Cooper und ignorierte ihn, so wie er sie ignorierte.
    Es war eine Erleichterung, als der Sturm endlich abflaute, kein Schnee mehr fiel und

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