Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
…«
»Kompliziert, vermute ich«, unterbrach April, schärfer als beabsichtigt. »Ich habe keine Ahnung, warum du so sauer bist, aber eines steht fest: Ohne ihre Hilfe hätte ich das Weiße Buch nie gefunden, und wir hätten dich nicht retten können. Was auch immer du gegen sie hast, das solltest du nicht vergessen.«
»Natürlich bin ich ihr dankbar dafür. Darum geht es nicht.«
»Können wir das, was zwischen euch vorgefallen ist, wenigstens für heute Abend vergessen? Eigentlich sollte das doch unser Abend sein. Du und ich. Du bist hier, es geht dir gut, und wir haben uns. Oder wärst du lieber mit jemand anderem zusammen?«
Er starrte sie an.
»Natürlich nicht, sei nicht albern. Du bist die Richtige für mich, April, daran wird sich nie etwas ändern.«
»Dann benimm dich endlich …«
»Nun? Kabbeleien unter Liebenden?«
Sie fuhren herum, als Mr Sheldon mit einem Glas in der Hand zu ihnen trat.
»Nein, Sir, nur eine Unterhaltung«, antwortete Gabriel.
Der Schulleiter hob skeptisch eine Braue.
»Darf ich kurz unterbrechen?«
Gabriel sah April an, doch sie wich seinem Blick aus.
»Er ist ein netter Junge«, erklärte Mr Sheldon, als Gabriel sich umwandte und davonging. »Manchmal übertreibt er es vielleicht ein bisschen, aber er wird schon.«
April nickte. Sie hatte keine Ahnung, was sie darauf erwidern sollte. Wer wollte schon seine Beziehungsprobleme mit dem Schulleiter besprechen?
»Ich bin ein klein wenig enttäuscht, dass ich deine Mutter bisher nirgendwo entdecken konnte«, fuhr Mr Sheldon fort.
Das glaube ich gern , dachte April.
»Sie hatte etwas Wichtiges mit meinem Großvater zu besprechen«, sagte April.
»Ah. Ein einflussreicher Mann, dein Großvater, wie ich höre.«
April zuckte mit den Schultern. Wieso um alles in der Welt drückte der Falke ihr diese Unterhaltung aufs Auge?
»Hat er jemals etwas zu dem Thema gesagt, über das wir uns neulich unterhalten haben?«
April sah ihn an. Das ist also der Grund, wieso er ständig um Mum herumscharwenzelt ? Vielleicht flirtete er ja deshalb so ungeniert mit ihr und war an dem Abend, als sie Layla gefunden hatte, bei ihnen zu Hause gewesen, statt zu Laylas Eltern zu fahren. Er hoffte, sie und ihre Mutter auf seine Seite zu ziehen, damit sie ihn oder die Schule nicht verklagte.
»Das müssen Sie ihn schon selber fragen«, antwortete April. »Er war jedenfalls sehr aufgebracht deswegen.«
Wieder herrschte einen Moment lang Stille.
»Jedenfalls«, sagte Mr Sheldon schließlich, »wollte ich nur sagen, wie leid mir das mit deinem Vater tut.«
Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
»Leid? Das mit meinem Vater?«
»Ja. Ich hatte nie wirklich Gelegenheit, dir nach der Beerdigung mein Beileid auszusprechen«, fuhr er verlegen fort. »Und dann … kam es ja schon zu diesem unschönen Vorfall bei den Osbournes.«
Unschöner Vorfall? Jemand hat versucht, mich umzubringen , dachte April, und du kannst nur daran denken, dass dich bloß keiner vor Gericht zerrt.
»Danke«, sagte sie lahm, in der Hoffnung, dass er sich endlich verzog.
»Solltest du jemals das Bedürfnis haben, mit jemandem zu reden … Da deine Mutter eine alte Freundin von mir ist, deshalb fühle ich mich doppelt verantwortlich …«
Seine Stimme verklang, während er über ihre Schulter blickte. Offenbar hatte er jemand Wichtigeres erspäht.
»Nun ja, ich werde mich wohl ein bisschen unters Volk mischen«, begann er, doch April vertrat ihm den Weg.
»Woher kennen Sie sie überhaupt? Meine Mutter, meine ich.«
Mr Sheldon schien sich leicht unbehaglich zu fühlen und sah sie aus seinen merkwürdig tief liegenden Raubvogelaugen an.
»Wir waren auf der Uni befreundet. Aber das ist natürlich eine halbe Ewigkeit her.«
»Aber sie hat Sie nie erwähnt. Nicht mal, als sie schon wusste, dass wir nach Highgate ziehen.«
Schlagartig wurde April bewusst, weshalb ihr die Neuigkeit, der Falke sei »ein alter Freund«, die ganze Zeit so seltsam vorgekommen war. Man hatte ihr erzählt, Großvater Thomas hätte »ein paar Beziehungen spielen lassen«, um ihr den Eintritt in das hoch angesehene Ravenwood zu ermöglichen, aber wenn Sheldon und Silvia so dicke miteinander waren, wieso hatte sie ihn dann nicht einfach angerufen und selber gefragt?
»Wie gesagt, das ist alles lange, lange her.«
»Und kannten Sie meinen Dad auch?«
Schlagartig verschwand das Lächeln von seinem Gesicht, und sein Blick glitt abermals forschend über ihr Gesicht.
»Wir … nun ja, er und ich
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