Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
Frischfleisch. Sie suchen die schwächsten Glieder der Kette, deshalb müssen wir so tun, als wären wir genau das.«
Caro schüttelte den Kopf.
»Ich bin nicht sicher, ob ich das hinkriege.«
»Ich schon. Es ist die einzige Möglichkeit herauszufinden, wer meinen Dad getötet hat. Und dafür würde ich alles tun. Die Zeit drängt, Caro. Wir müssen schneller sein als sie. Wenn sie herausbekommen, wer ich bin und was wir vorhaben, sind wir alle tot.«
Gabriel war wie vom Erdboden verschluckt. April ging um die Tanzfläche herum zur Bar, doch auch dort war weit und breit nichts von ihm zu sehen. Hektisch machte sie sich auf die Suche nach Jessica, entdeckte sie jedoch nach wenigen Minuten in eine angeregte Unterhaltung mit Nicholas Osbourne vertieft. Auf dem Weg nach draußen lief sie Miss Holden in die Arme.
»Und? Amüsierst du dich?«, fragte sie.
»Nicht besonders.«
»Wie ich sehe, geht es Gabriel gut.«
»Oh Gott, Miss Holden, es tut mir leid. Ich hätte längst bei Ihnen vorbeikommen und mich bedanken müssen.«
»Sei nicht albern, April. Kein Problem. Wie kommt er denn klar?«
»Was meinen Sie damit?«
»Na ja, sich so abrupt von einem Menschen in einen Untoten zurückzuverwandeln, ist nicht gerade ein Sonntagsspaziergang. Vielleicht war er sogar der Erste, der sich für diesen Weg entschieden hat, obwohl er wusste, dass er Entsetzliches durchmachen muss.«
»Entsetzliches?«
»Er ist freiwillig in den Tod gegangen, April. Er hat gespürt, wie seine Kräfte schwinden. Schon zum zweiten Mal. Und das hat er nur für dich getan. Das ist nicht ohne.«
»Was ist nicht ohne?« April drehte sich um und sah Dr. Tame hinter ihnen stehen. Wie viel von ihrem Gespräch hatte er mitbekommen?
Sie starrte ihn finster an und dachte daran zurück, wie massiv er sie unter Druck gesetzt und sie schikaniert hatte, nur um »die Wahrheit« aus ihr herauszupressen. Doch Tame schien ihren Unmut nicht zu bemerken oder, falls doch, war es ihm egal. Vielmehr stand er mit diesem blasierten Grinsen vor ihnen und machte keine Anstalten, die Kurve zu kratzen.
»Oh, ich habe mit Miss Holden gerade darüber geredet, mich in Oxford zu bewerben«, sagte April so beiläufig, wie sie nur konnte. »Mr Sheldon meint, ich könnte es schaffen. Hätte ich eine Chance, was glauben Sie?«
»Diese Frage solltest du eher der reizenden Miss Holden stellen«, antwortete Tame. »Nun, wie lautet Ihr Urteil, Annabel?«
Miss Holden stand ins Gesicht geschrieben, dass auch sie Tame nicht ausstehen konnte. Unverhohlener Hass flackerte in ihren Augen auf, als der Psychologe sie mit ihrem Vornamen anredete.
»Wie ich gerade zu April sagte«, erwiderte sie, »ist es nur eine Frage dessen, wie viel Arbeit sie zu investieren bereit ist. Wenn sie es wirklich schaffen will, muss sie sich in diesem Schuljahr tüchtig reinknien, und das wird sich auf jeden Bereich ihres Lebens auswirken. Ein Pappenstiel ist es jedenfalls nicht.«
Ich dachte, wir reden hier über meine Oxford-Bewerbung, dachte April, und nicht über den Krieg gegen die Vampire.
»Ich bin sicher, April ist dieser Aufgabe gewachsen«, sagte Tame und drückte Aprils Arm, wobei er seine Hand einen Moment länger dort ruhen ließ, als unbedingt notwendig gewesen wäre. »Dürfte ich Ihnen April für einen Moment entführen? Ich habe etwas mit ihr zu besprechen, wenn das möglich wäre.«
»Eigentlich wollte ich gerade …«, begann April, doch Tame ignorierte ihren Einwand und führte sie in Richtung Terrasse.
»Ich bin froh, dass Mr Sheldon dieses Thema aufgebracht hat«, sagte Tame. »Weil ich dich ohnehin fragen wollte, welche Pläne du für dein weiteres Leben hast.«
»Entschuldigung«, sagte April und rieb sich den Arm, »aber wovon reden Sie?«
»Ich versuche nur, einen Eindruck von der wahren April Dunne zu bekommen. Bist du eine von denen, die sich einen gewöhnlichen Bürojob suchen? Strebst du eine tolle Karriere in der Industrie oder dem Finanzwesen an? Oder hast du eher vor, zu heiraten und eine hübsche Hausfrau und Mami zu werden?«
Hilfesuchend sah April sich nach jemandem um, den sie herbeiwinken konnte. Sie bekam schon eine Gänsehaut, wenn sie sich nur fünf Minuten in der Gegenwart dieses Mannes aufhalten musste. Nein, das war nicht das Einzige: All ihre Instinkte sagten ihr, dass Tame brandgefährlich war.
»Ich weiß noch nicht, was ich später machen will«, antwortete April. »Ich überlege noch.«
»Du überlegst noch«, wiederholte Tame. »Das ist gut. Aber
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