Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
Politikteil«, antwortete Caro. »Du etwa nicht?«
»Ich komme praktisch nie über die Klatschspalten hinaus.«
»Wenn das nicht meine marxistische Lieblingsaufwieglerin ist«, ertönte eine Stimme hinter ihnen.
April drehte sich um und sah Nicholas Osbourne vor sich stehen.
»Und, amüsiert ihr euch gut, Mädels?«
»Ja, sehr«, antwortete April. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, Ihnen zu danken, dass Sie mir letztes Jahr das Leben gerettet haben.«
»Gern geschehen, April.«
»Hätte auch nicht gut ausgesehen, eine Leiche im Vorgarten herumliegen zu haben, was, Mr Osbourne?«
Mr Osbourne lachte.
»Freut mich, dass du deinen Sinn für Zynismus nicht verloren hast, Caro.«
»Ach, Sie kennen mich doch. Ich habe nun mal eine Schwäche für die Wahrheit.«
»Die Wahrheit kann sich in zahlreichen Gestalten zeigen.«
»Apropos Gestalten – wieso sind Sie nicht längst auf der Tanzfläche, Mr O.?«
Wieder brach er in Gelächter aus.
»Ich spiele heute den seriösen Industriekapitän, deshalb muss Boogie Wonderland für heute leider ausfallen. Das hebe ich mir für meine Privatpartys auf.«
»Und wessen Party ist das hier?«
»Die Ravenwood-Party, was sonst?«
»Ja schon, aber wer hat sie organisiert?«
»Soweit ich weiß, hat Mr Sheldon die Gästeliste zusammengestellt.«
»Aber der Schulbeirat sponsort das Ganze, stimmt’s?«
»Ja, natürlich. Aber bevor du mich fragst – die Mitglieder des Beirats legen großen Wert auf Anonymität, deshalb kann ich dir leider keine Liste der edlen Spender geben.«
Caro warf ihm einen abfälligen Blick zu.
»Reine Verzögerungstaktik«, sagte sie. »Ich werde es sowieso herausfinden.«
»Das bezweifle ich, Caro«, sagte er und wandte sich zum Gehen. »Das bezweifle ich sogar sehr.«
Kaum war er verschwunden, stieß April ihre Freundin an. »Caro Jackson, ich glaube, du stehst auf Davinas Daddy!«, sagte sie.
Caro errötete leicht.
»Tja, man hat nun mal seine Bedürfnisse. Und an anderer Stelle werden sie ja nicht befriedigt.«
»Ja, ich habe schon mitbekommen, dass Simon mit Ling hier ist.«
Caro schüttelte den Kopf.
»Simon ist Geschichte. Er interessiert mich nicht mehr. Dafür aber die Tanzfläche«, sagte sie und zog sich taktvoll zurück, als Gabriel mit zwei Gläsern in der Hand wieder zu ihnen trat. Er stellte sie ab und hielt April den Arm hin.
»Würdest du mir die Ehre erweisen?«, fragte er.
»Du kannst tanzen?«
»Ich bin ein ausgezeichneter Walzertänzer.«
»Hmm, eigentlich stehe ich ja eher auf Lady Gaga«, sagte April, als ihr Blick auf eine Frau in einem roten Ballkleid fiel, die gerade das Zelt betrat. April musste zweimal hinsehen. Es war Jessica, die Frau aus der Buchhandlung in Covent Garden.
»Gabriel, sieh nur, da ist die Frau von Redfearne, diese Hexenbuchhandlung. Sie ist die Besitzerin.«
Sie packte seine Hand und zog ihn hinter sich her.
»Hi, Jessica, erinnern Sie sich noch an mich?«, sagte April. »Tut mir leid, dass ich Ihnen die Bibliothekskarte noch nicht zurückgebracht habe, aber es war so viel los …«
Jessica lächelte. »Kein Problem, April. Solange du sie mir nur bis nächste Woche wiederbringst.«
»Natürlich. Das mache ich, versprochen.«
Jessica sah Gabriel an. »Und hat es funktioniert?«
April grinste.
»Sogar ganz hervorragend. Ich wollte Ihnen von ganzem Herzen danken. Ohne Sie wäre die Geschichte ganz anders ausgegangen.«
»Gern geschehen«, erwiderte Jessica. »War mir ein Vergnügen.«
»Oh«, fuhr April fort, »das ist übrigens Gabriel. Er ist derjenige, der …«
Bestürzt bemerkte sie, dass Gabriels Züge wutverzerrt waren.
»Gabe?«, fragte sie. »Was ist denn?«
»Gar nichts«, antwortete Gabriel. »Ich bin nur erstaunt, Jessica hier zu sehen.«
»Ihr … ihr beide kennt euch?«
»Eigentlich nicht«, antwortete Gabriel wie aus der Pistole geschossen. »Nur flüchtig.«
»Wir sind uns das eine oder andere Mal über den Weg gelaufen«, erklärte Jessica, ohne Gabriel aus den Augen zu lassen. Es war, als führten die beiden einen lautlosen Dialog, der April das Gefühl gab, das fünfte Rad am Wagen zu sein.
»Ich muss euch beide jetzt allein lassen«, erklärte Jessica unvermittelt. »April, es war wirklich schön, dich wiederzusehen. Vergiss die Karte nicht, okay? Und dir, Gabriel, wünsche ich einen schönen Abend.«
»Was war das denn?«, fragte April, als sie verschwunden war.
Gabriel schüttelte den Kopf. »Sie ist nur jemand, den ich früher mal gekannt habe. Es ist
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