Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
glaube, in ihrem Innersten wusste sie es genauso wie alle anderen auch. Es ist nicht ihre Schuld, weil sie manipuliert werden, aber fest steht, dass jemand anderes sie getötet hat, Caro, nicht ich.«
Caro wandte sich April zu und sah sie flehend an.
»Wir müssen sie aufhalten, April. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich das Böse immer weiter ausbreitet.«
»Das werden wir, Süße«, erklärte April. »Das werden wir. Wir haben gar keine andere Wahl.«
Caro fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und versuchte zu lächeln.
»Na dann. Da ist unsere Chance …«
Davina kam, ganz in Schwarz gekleidet und mit einer riesigen Sonnenbrille, an Benjamins Seite in den Raum gerauscht.
Augenblicklich bildete sich eine Schülertraube um sie, um ihr Mitgefühl zu bekunden.
»Los, komm«, sagte April und nahm Caro am Arm.
»Wie geht es dir, Davina?«, fragte sie.
»Ich komme schon klar«, schniefte Davina und tupfte sich die Augen ab, ohne ihre Sonnenbrille abzunehmen. »Ich wünschte nur, es würde endlich aufhören. All diese Todesfälle. Es ist schrecklich. Layla …« Sie brach ab und stieß ein lautes Schluchzen aus. »Tut mir leid, es ist nur … allein die Vorstellung, wie sie ganz allein dort unten …«
April warf Caro einen Seitenblick zu und sah für den Bruchteil einer Sekunde Wut und Gekränktheit in ihren Augen aufflackern. Sie wusste, dass sie Davina am liebsten gepackt und geschüttelt hätte, doch stattdessen trat sie vor und legte die Arme um sie. »Wir verstehen dich«, sagte sie. »Es muss sehr schlimm für dich sein.«
»Das weiß ich doch!« Davina sah Caro an, als sei sie der einzige Mensch auf dem ganzen Planeten, der ihren Schmerz nachvollziehen konnte. »Gerade war sie noch bei mir zu Hause, und dann … dann war sie auf einmal verschwunden. Ich frage mich die ganze Zeit, was passiert wäre, wenn ich darauf bestanden hätte, dass sie dableibt. Wenn ich zu ihr gesagt hätte, sie soll bei mir übernachten …«
»Du darfst dich deswegen nicht verrückt machen«, sagte Caro. »Wir wissen doch, dass du alles getan hast, was in deiner Macht stand.«
»Gott, du hast ja so recht, Caro. Ich danke dir von ganzem Herzen. Aber außer dir kapiert es offenbar keiner. Ich habe wirklich versucht, Layla zu helfen. Ich meine, als ich nach Ravenwood kam, war sie ein Mauerblümchen, farblos und linkisch. Ich habe eine Frau aus ihr gemacht.«
»Manchmal kann man den Leuten nun mal nicht helfen«, sagte Caro. »Man kann nur sein Möglichstes versuchen.«
»Genau das habe ich der Polizei gesagt.«
»Haben sie dich etwa auch befragt?«, warf April ein.
»Ach, April, Süße, du hast sie gefunden, stimmt’s?« Davina presste sich eine Hand auf den Mund. »Das muss absolut entsetzlich gewesen sein. Hat die Polizei dich mit Fragen gelöchert? Jede Wette. Bei mir waren sie gestern Abend auch. Stundenlang. All diese widerwärtigen schwitzenden Typen, die mich mit ihren endlosen Fragen gequält haben. Und dann heute dieser merkwürdige Dr. Tame. Wenigstens wollte er nicht auch noch ständig von mir wissen, wann Layla das Haus verlassen hat.«
»Ich war heute Vormittag bei ihm. Es war echt unheimlich.«
»Das kannst du laut sagen.«
»Was hat er dich denn gefragt?«
»Ach, wie lange wir schon befreundet waren und wovor sie Angst hatte. Ich habe ihm erzählt, sie hätte alles gehabt, was man sich nur wünschen kann. Dass nächstes Wochenende der Frühlingsball stattfindet und wir uns über diese Wahnsinnskleider unterhalten hätten. Sie hatte sich ja dieses unglaublich tolle McQueen-Kleid gekauft. Wieso um alles in der Welt sollte es sich jemand entgehen lassen, so einen Traum von einem Kleid zu tragen?«
»Du hast ja so recht«, bekräftigte Caro.
Davina legte den Kopf schief und drückte Caros Arm. »Ich wünschte nur, die anderen wären genauso sensibel wie du, Caro«, sagte sie und wandte sich zum Gehen. April stieß einen leisen Pfiff aus.
»… und der Oscar für die beste Hauptdarstellerin geht an Miss Caro Jackson.«
»Nicht ich sollte ihn kriegen, sondern sie«, erwiderte Caro, deren Stimme vor unterdrückter Wut bebte. »Sieh dir dieses Miststück an. Stolziert hier herum, als wäre sie die Ahnungslosigkeit in Person.«
»Glaubst du, sie war es? Glaubst du, sie hat Layla gezwungen, sich zu erhängen?«
»Ich gehe jede Wette ein. Layla wurde zuletzt auf Davinas Party gesehen, und sie ist länger als alle anderen geblieben, deshalb haben wir nur Davinas Aussage, dass sie das Haus überhaupt
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