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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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sanft wie zu einem verängstigten Kind. »War es ein Dämon?«
    »Wie Sean schon sagte, ich erinnere mich nicht«, erwiderte sie. Sie konnte sein Mitgefühl und die Freundlichkeit in seinen Augen nicht ertragen. Wenn sie es zuließe, wäre es möglich, dass sie in Tränen ausbräche und ihm alles erzählen würde, was geschehen war. Sie dachte einen Moment lang darüber nach. Er war ein gelehrter Mann. Er war ein Freund Tristans. Vielleicht könnte er ihr helfen.
    Aber nein. Sean vertraute ihm nicht, also konnte sie es auch nicht tun. »Ein Dämon scheint eine plausible Erklärung zu sein«, fuhr sie in bewusst leichtem Tonfall fort. »Aber vielleicht haltet Ihr mich für einfältig, wenn ich das sage.«
    »Nein«, versprach er und erwiderte ihr Lächeln. »Ich werde das Buch für Euch heraussuchen.«
    »Danke, Meister Silas.« Sie erhob sich zu rasch, und ihre Beine gaben unter ihr nach.
    »Mylady!«, schrie Emma auf und eilte herbei, um sie mit Silas aufzufangen.
    »Es geht mir gut«, versicherte sie und fühlte sich töricht. »Nur ein wenig benommen.« Sie ergriff Silas’ Arm, während er und das Mädchen sie zum Bett zurückführten. »Das Buch, Silas.« Clare beobachtete sie erneut, und der Ausdruck in ihren Augen ließ Siobhan erschaudern. »Ihr werdet es nicht vergessen?«
    »Nein, Mylady«, antwortete Silas und tätschelte ihren Arm. »Ich verspreche, es nicht zu vergessen.«
    Eine Stunde vor Sonnenuntergang schickte Silas einen von Lebuins Männern mit einem Buch zum Turm und spazierte auf den Hof hinaus. »Also glaubt Ihr nicht, dass ein Dämon existieren könnte?«, hatte Siobhan ihn gefragt. Gewiss eine seltsame Frage. Und als er sie nach dem Grund fragte, hatte sie achselzuckend gesagt: »Ein Dämon scheint eine plausible Erklärung zu sein.«
    Im Hof tummelten sich schon den ganzen Tag zahllose Briganten, doch keiner von ihnen schien eine klare Vorstellung von dem zu haben, was sie tun sollten. Er hatte gehört, dass die Hauptleute von DuMaines früheren Truppen zur Befragung festgenommen worden waren. Es würde zweifellos bald noch mehr Enthauptungen geben, wenn der für die Morde verantwortliche Übeltäter nicht gefunden wurde. Gaston hatte vermutet, dass Siobhan ihre Hunde auf die toten Männer gehetzt hatte, aber Silas glaubte nicht, dass die Zwinger sie interessierten. Sie verhielt sich den Tieren gegenüber freundlich, wenn sie in ihre Nähe kamen, aber sie suchte sie selten auf. Und hätte ein Rudel Hunde, das einen Menschen tötete, nicht unter den Wachen Alarm ausgelöst? Nein, hier war irgendeine andere Macht am Werk. »Ein Dämon scheint eine plausible Erklärung zu sein«, hatte sie gesagt. Plausibel für wen? Warum sollte sie an so etwas denken?
    Einer der Hunde, den Gaston als tödliche Waffe bezeichnet hätte, wälzte sich mit einem Ausdruck der Begeisterung im von der Sonne beschienenen Gras, was Silas trotz seiner Sorgen lächeln ließ. DuMaine hatte seine Tiere gemocht. Tatsächlich hatte er ebenso großes Interesse an der Gestaltung der Ställe und Zwinger gezeigt wie an seinem eigenen Quartier. Das war einer der Gründe dafür, warum Silas ihn von ihrer ersten Begegnung an so sehr gemocht hatte. Nach Meinung des Gelehrten konnte niemand wirklich grausam sein, der dumme Tiere mit solcher Bedachtsamkeit behandelte, ganz gleich welchen Ruf er hatte.
    Ein weiterer Hund kam die Treppe herab, die in die Zwinger führte, und schnüffelte in der Luft. Üblicherweise durchstreifte das gesamte Rudel bis zum Einbruch der Dunkelheit den Hof, aber heute sah er nur diese beiden. Vielleicht konnten auch sie die Anspannung in der Luft spüren. Dennoch war es seltsam. Der zweite Hund hockte sich, während Silas hinsah, ins Gras, erledigte sein Geschäft und trottete wieder zu den Zwingern zurück.
    »Meister Silas?« Seine rechte Hand kam mit der Geldkassette und einer Schriftrolle unter dem Arm auf ihn zu. »Einige der Steinmetze sind erneut befragt worden«, berichtete er, als er ihn erreichte. »Was sollen wir tun?«
    »Einfach ehrlich antworten«, erwiderte Silas. Er lächelte dem jungen Mann, wie er hoffte, ermutigend zu. Der erste Hund, den er gesehen hatte, erhob sich und lief auch zu den Zwingern zurück. Versteckten sie sich? »Wir haben nichts zu verbergen.« Seine Gedanken schweiften erneut zu dem Hund, den er in der Nacht zuvor gesehen hatte. Er dachte daran, wie er seinen Blick erwidert hatte, ihm sozusagen wie ein Mensch begegnet war. »Geht und sagt den Männern, sie sollen ihre

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