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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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schadlos halten, um den Verlust wieder auszugleichen«, hatte ihr Bruder gehöhnt, und Siobhan hatte ihm zugestimmt. Aber nun, wo sie den Mann selbst kannte, sah sie es vollkommen anders. Sie hörte im Geiste seine Worte und konnte sich gut die Überwindung vorstellen, die es ihn gekostet hatte, Geld von einem Mann zu erbitten, den er offensichtlich nicht respektierte. Und dass er dies nicht nur ein Mal getan hatte, sondern den Tadel des alten Mannes in Kauf genommen hatte, um seine Bitte zu wiederholen, war ein Beleg für … Ja, wofür? Für seine Entschlossenheit, dieses Schloss fertigzustellen, sicher, aber auch dafür, dem gemeinen Volk der Gemarkung Steuern ersparen zu wollen, die zu zahlen sie kaum in der Lage gewesen wären. Den Leuten, die ihm, nach ihrer und Seans Meinung, so gleichgültig waren. Silas von Massum hatte ihr erzählt, Tristan habe das Schloss aus seiner eigenen Geldbörse bezahlt und sich in den Ruin gestürzt, um die Felder neu bestellen zu lassen, nachdem sie verbrannt waren. Damals hatte sie den alten Gelehrten einen Lügner genannt, aber alles schien darauf hinzudeuten, dass er nicht gelogen hatte. Sean sprach von seinem Verbündeten, dem Baron von Callard, als einem normannischen Lehnsherrn, der sich um seine Leute kümmerte. Könnte Tristan dasselbe gewesen sein? Und wenn er es war, was waren dann seine Mörder?
    Der Gedanke wurde von einem Klopfen an der Tür verscheucht. »Mylady?«, fragte Silas von draußen. »Darf ich hereinkommen?«
    »Natürlich.« Ihre Wache entriegelte die Tür, und er trat ein. »Tatsächlich habe ich gerade an Euch gedacht.«
    »An mich?« Er betrachtete sie offensichtlich besorgt. »Ich war sehr beunruhigt, als ich hörte, dass Ihr angegriffen wurdet.« Er setzte sich auf eine mit einem Teppich bedeckte Truhe in der Nähe ihres Stuhls. »Euer Bruder sagte mir, dass Ihr Euch heute Morgen nicht an Euren Angreifer erinnern konntet. Ist Eure Erinnerung inzwischen zurückgekehrt?«
    Sean hatte wohl lügen müssen, aber es zu hören, ließ sie noch immer erschaudern. »Nein«, antwortete sie. »Ich erinnere mich jetzt nicht mehr daran als bei meinem Aufwachen.«
    Silas lächelte schwach und mit fragendem Blick, als erkannte er diese Antwort als die Ausflucht, die sie war, und als würde die Wahrheit gerne erraten. »Gott sei Dank war es nicht schlimmer«, sagte er.
    »Ja«, nickte sie. Michael hatte gesagt, Angus’ Kehle sei herausgerissen worden wie von einem Wolf … Das hatte Tristan getan. »Master Silas, Ihr seid ein gelehrter Mann«, sagte sie. »Ihr besitzt viele Bücher.«
    »Ja, natürlich.«
    »Habt Ihr auch Bücher über Dämonen?«
    Dies hatte er, von allem, was sie ihn hätte fragen können, am wenigsten erwartet. Er schaute zu Clare und Emma, die aber in ihr Spiel vertieft zu sein schienen. »Dämonen, Mylady?« Er war erschrocken über ihre Blässe, aber sie schien bei klarem Verstand zu sein – oder war es zumindest vorher. »Braucht Ihr solch ein Buch?«
    »Aus reiner Neugier«, antwortete sie. »Warum glaubt Ihr, dass eine Frau nicht über solche Dinge nachdenken sollte?«
    »Tatsächlich glaube ich, dass niemand das tun sollte«, gab er zu. »Ich glaube, dass viel zu viel Böses auf dieser Welt der Unwissenden abergläubischem Unsinn zugeschrieben wird.«
    »Also glaubt Ihr nicht, dass ein Dämon existieren könnte?« Sie klang erneut nur neugierig, aber es konnte kein so müßiges Interesse sein, da in der Nacht Männer ermordet worden waren.
    »Ich bin eher geneigt zu glauben, dass Männer böse werden«, antwortete er.
    »Oder eine Frau?«, erwiderte sie mit schwachem Lächeln.
    »Ja«, sagte er. »Oder eine Frau.« Konnte Gaston recht haben?, fragte er sich. Er hielt ihr Geständnis, seine Steinmetze ermordet oder deren Mord zumindest befohlen zu haben, eher für Prahlerei. Konnte sie die Hunde auf die Männer ihres Bruders gehetzt haben, um ihn dazu zu drängen, seine Suche aufzugeben? Wenn er sie jetzt betrachtete, so zart und blass, konnte er das kaum glauben. Sie war wie ein Engel. Aber sie war auch eine Soldatin.
    »Also besitzt Ihr kein solches Buch?«, fragte sie. Er betrachtete sie auf so seltsame Art, dass sie ihn nicht hätte fragen mögen, was er gerade dachte.
    »Doch.« Selbst wenn sie jene Männer getötet hätte, dachte er, wie könnte sie sich selbst verletzt haben? Die Wunden an ihrer Kehle wirkten erschreckend. Sie nur zu sehen, ließ ihn sich elend fühlen. »Was hat Euch verletzt, Mylady?«, fragte er und sprach so

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