Gefangene der Dunkelheit
Ich spürte nirgendwo eine Prellung, Schnittwunden oder Quetschungen. Körperlich fühlte ich mich phantastisch. Ich mochte meinen geschmeidigeren, kräftigeren Körper.
Die Scheinwerfer an der Fassade des Barrons Books and Baubles leuchteten auf. Die StraÃe war plötzlich so hell erleuchtet, dass mich das Licht im ersten Momentblendete. Ich hegte keinen Zweifel, dass Barrons gleich aus dem Haus treten würde.
Vâlane bedachte den Laden mit einem perfekt imitierten angewiderten Blick, dann schlang er die Arme um mich, und wir waren weg.
Wir tauchten am dunklen Nachthimmel wieder auf.
Er hielt meine Hand.
Ich machte den furchtbaren Fehler, kurz nach unten zu schauen. Sofort hob ich wieder den Blick. Ich stand auf nichts; unter meinen FüÃen war nur schwarze Luft.
Warum stürzte ich nicht in die Tiefe?
Sobald sich dieser Gedanke in meinem Kopf formte, begann ich zu fallen. Ich stürzte mich auf Vâlane, schlang Arme und Beine um ihn und hielt mich fest.
Er nahm mich augenblicklich in die Arme. »Das hätte ich schon viel früher machen sollen, MacKayla«, säuselte er mir ins Ohr. »Ganz ruhig. Ich lasse dich nicht fallen. Sieh hinunter.«
»Auf gar keinen Fall.« Ich wusste nicht, wie hoch wir waren, aber es war kalt. Ich drückte die Augen fest zu. »Hängen wir am Himmel? Schweben wir?« Dieser Gedanke machte mir ungeheure Angst. Ich bin sicher, dass wir mit FüÃen ausgestattet sind, weil wir auf der Oberfläche des Planeten gehen sollen. Das Schlüsselwort in diesem Satz ist Oberfläche  â weder über noch unter der Erde.
»Du würdest dich in einem dieser Transportmittel, die öfter abstürzen, wohler fühlen?«
»So oft auch wieder nicht.«
»Um ein menschliches Leben zu beenden, braucht es nur so einen Absturz, trotzdem geht ihr das Risiko ein. Menschen sind irrational und dumm.«
»Dieser irrationale, dumme Mensch möchte festen Boden unter den FüÃen haben.«
»Ich habe ein Geschenk für dich, MacKayla. Ich habe ⦠wie ist das Wort â¦?« Er verstummte, und ich stellte entsetzt fest, dass ein neckender Unterton in seiner Stimme mitschwang. »Ah, jetzt hab ichâs«, sagte er leichthin. »Gearbeitet. Ich habe gearbeitet, um dir dieses Geschenk machen zu können, und nicht nur meinen Zauberstab geschwungen.«
Er zog mich auf. Ich hätte nicht sagen können, was mich mehr irritierte: dass ich am nächtlichen Himmel hing oder zu hören, wie Vâlane mich neckte. Der LM hatte behauptet, dass er sich verändert hatte, seit er den Menschen ausgesetzt war. Erging es Vâlane ähnlich?
»Dies ist die beste Art und Weise, dir das Geschenk zu präsentieren.«
»Ich hab in die Tiefe gesehen, als wir hier ankamen. Es war sehr dunkel, aber ich glaube, ein paar Sterne gesehen zu haben.«
»Die Sterne sind über uns. Schau noch einmal hinunter.« Sein Ton machte deutlich, dass er mich die ganze Nacht hier festhalten würde, wenn ich nicht tat, was er sagte.
Seufzend öffnete ich die Augen und riskierte einen hastigen, ängstlichen Blick nach unten und machte die Augen schnell wieder zu. Dann wurde mir klar, was ich gerade gesehen hatte, und meine Lider flogen auf. Wir waren etliche tausend Fuà über der Erde, und die Lichter einer Stadt funkelten unter uns.
Stadtlichter! Wir schwebten über einer leuchtenden Aura, die nur eine gröÃere Metropole haben konnte. »Ich dachte, der Strom ist überall abgeschaltet!«, rief ich.
»Ich habe mit anderen Seelie zusammengearbeitet und das Netz repariert«, erklärte er stolz.
»Und wo sind wir?«
»Unter uns ist dein Atlanta. An der Küste sind die Lichter von Savannah. Und da ist Ashford. Ich sorge dafür, dass deinen Eltern nichts passiert, das hab ich dir doch gesagt. Als mir Barrons bei deiner Rettung um nur wenige Minuten zuvorkam, bemühte ich mich, diejenigen zu schützen, die dir am meisten bedeuten. Barrons hat noch keinen Gedanken an sie verschwendet. Die Dunklen Zonen, welche die Städte in Ashfords Nähe verschlungen hatten und drohten, sich auszubreiten, wurden ausgerottet. Der Strom ist wieder da. Sogar die Menschen lernen jetzt, wie man sich verteidigt. Mein Geschenk an dich ist dein Georgia.«
Ich starrte erst die Lichter, dann Vâlane an. »Könntest du das für die ganze Welt machen?«
»Ein GroÃteil
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