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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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den beiden meine Mutter? Ich drängte ein wenig stärker und versuchte, Nanas Traum zu formen, damit ich mehr sehen konnte.
    Â»Was machst du?«, rief Kat.
    Ich öffnete die Augen. Nana starrte mich verängstigt und verwirrt an; die Hände hatte sie um die Armlehnen des Sessels gekrallt. »Es ist ein Talent, um zu geben, nicht um zu nehmen!«
    Ich stand auf und hob beschwichtigend die Hände. »Ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich dachte, dass Sie es gar nicht fühlen würden. Ich wollte nur wissen, wie sie ausgesehen hat. Tut mir leid. Ich wollte nur wissen, wie meine Mutter aussah.« Ich plapperte einfach drauflos. Der Ärger, weil sie mich aufgehalten hatte, wetteiferte mit der Scham, dass ich diesen Versuch unternommen hatte.
    Â»Du weißt, wie sie aussah.« Nanas Augen fielen wieder zu. »Deine Mam hat dich immer mit in die Abtei genommen. Such in deinen Erinnerungen. Dort wirst du sie finden, Alina.«
    Ich blinzelte. »Ich bin nicht Alina.«
    Ein leises Schnarchen war ihre Antwort.

SIEBENUNDZWANZIG
    Laut Barrons war diese Fahrt reine Zeitverschwendung gewesen, und er würde mich nicht noch einmal zu der alten Frau begleiten.
    Wie konnte er so was sagen?, explodierte ich. Ich hatte heute Abend den Namen meiner Mutter erfahren! Ich kannte meinen Familiennamen.
    Â»Namen sind Illusionen«, brummte Barrons. »Unsinnige Etiketten, an denen sich die Menschen festhalten, weil sie damit ihrem kümmerlichen Dasein etwas Bedeutung verleihen können. Ich bin dies, ich bin das«, mokierte er sich. »Ich komme aus so und so. Also bin ich … was auch immer. Verflucht, ersparen Sie mir das.«
    Â»Sie klingen beängstigend wie V’lane.« Ich war eine O’Connor, Abkömmling eines der sechs mächtigsten Sidhe -Seher-Geschlechter – das bedeutete mir etwas. Ich konnte das Grab meiner Großmutter besuchen, Blumen mitnehmen und ihr erzählen, dass ich uns alle rächen würde.
    Â»Es ist irrelevant, woher Sie kommen. Was zählt, ist, wohin wir gehen. Verstehen Sie das nicht? Habe ich Ihnen denn gar nichts beigebracht?«
    Â»Vorträge«, erwiderte ich, »betäuben die Ohren.«
    Stunden später, als er den Hummer in die Garage hinter dem Buchladen fuhr, stritten wir immer noch.
    Â»Ihnen gefällt es nur nicht, dass sie etwas über Sie wusste!«, warf ich ihm vor.
    Â»Ein altes, abergläubisches Weib«, höhnte er. »Ein nach der Kartoffelknappheit unterernährtes Gehirn.«
    Â»Sie haben das falsche Jahrhundert erwischt, Barrons.«
    Er funkelte mich an und schien nachzurechnen, dann meinte er: »Ja, und? Das Resultat ist dasselbe. Mangelernährung. Vorträge betäuben die Ohren – heiliger Strohsack!«
    Wir stiegen beide aus und schlugen die Türen so fest zu, dass der Wagen wackelte.
    Der Boden unter meinen Füßen bebte.
    Der Beton »rumpelte« regelrecht, und meine Beine vibrierten, als ein Laut von einem Wesen, das auf der anderen Seite der Hölle geboren sein musste, die Luft erfüllte.
    Ich starrte Barrons über die Motorhaube des Hummers an. Nun, zumindest konnte ich eine meiner Fragen abhaken: Was immer unter der Garage sein mochte, es war nicht Jericho Barrons.
    Â»Was verstecken Sie da unten, Barrons?« Meine Frage wurde beinahe von einem verzweifelten, qualvollen Winseln übertönt. Am liebsten wäre ich davongelaufen. Mir war zum Heulen zumute.
    Â»Das ginge Sie höchstens etwas an, wenn es ein Buch wäre – eines, das wir brauchen, aber das ist es nicht, also lassen Sie mich in Ruhe.« Er verließ die Garage.
    Ich folgte ihm auf dem Fuße. »Fein.«
    Â»Fiona«, knurrte er.
    Â»Ich sagte ›fein‹, nicht ›Fiona‹.« Ich prallte gegen seinen Rücken.
    Â»Jericho, es ist so lange her«, sagte eine kultivierte Stimme mit leichtem Akzent.
    Ich umrundete Barrons. Sie sah atemberaubend auswie immer in ihrem enganliegenden Rock, den sagenhaften Stiefeln, die sich an ihre langen Beine schmiegten, und der tief ausgeschnittenen Spitzenbluse, die ihre üppigen Formen nachzeichnete. Ein langer Samtmantel hing über ihren Schultern und flatterte leicht in der Abendbrise. Dralle Sinnlichkeit. Feen-Anteile auf ihrer Haut. Teures Parfüm. Die makellose Haut war blasser denn je, glänzender. Blutroter Lippenstift. Ein aufreizender Blick.
    Meine Hand zuckte augenblicklich zum Speer.
    Ein Dutzend von rot-

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