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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Baum.
    Warum hatte es mich nicht getötet? Wieso hatte es knapp vor mir haltgemacht? War ich ungenießbar? Ich wusste, dass Tiere manchmal rasend vor Wut waren und nur um des Tötens willen töteten. Ich hatte noch nie solch einen Zorn in Tieraugen gesehen. Eine meinerFreundinnen war von einem scharfen Hund gebissen worden, und ich hatte zugesehen, wie er ins Tierheim abtransportiert wurde, ehe er eingeschläfert wurde. Er wirkte eher verängstigt als wütend. Das graue Monster hingegen schien Angst überhaupt nicht zu kennen. Es war die verkörperte Brutalität.
    Noch zweimal schlich ich zum Rand der Lichtung, um nach dem Monster zu sehen. Beide Male fraß es und machte keine Anstalten, die Beute liegen zu lassen.
    Ich kehrte zu meinem Baum zurück und beobachtete, wie die Sonne über den Himmel kroch. Es wurde immer wärmer, und ich zog meine Jacke, das Sweatshirt und den Pulli aus. Ich legte den Pulli zu einer Schlinge, knotete den MacHalo fest und band alles an einen Stock, den ich wie ein Tippelbruder über die Schulter legen konnte.
    Ich verbrachte meine Zeit damit, mich um meine Eltern zu sorgen und mir einzureden, dass Barrons sie gerettet hatte, und an Dani zu denken, die in der Abtei war und ohne mich vielleicht übereilte Entscheidungen traf. Ich fragte mich, wohin es Christian verschlagen haben mochte und ob er etwas zu essen gefunden hatte – ich war nicht mehr dazu gekommen, ihm den Proteinriegel zu geben –, und ich dachte auch an V’lane, weil er verschwunden und nie mehr aufgetaucht war.
    Um Barrons machte ich mir keine Sorgen.
    Ich grübelte über mein Leben nach, versuchte, einen Sinn zu erkennen, und fragte mich, wie ich jemals in dem Glauben aufwachsen konnte, dass die Welt ein gesunder, sicherer und geordneter Ort war.
    Ich war drauf und dran, zum vierten Mal aufzustehen und nach meinen Steinen zu sehen, als ich einen Zweig knacken hörte.
    Mein Kopf zuckte herum.
    Das Monster kauerte nur fünf Meter weit weg und glotzte mich mit gesenktem Kopf und glitzernden gelben Augen an.
    War es fertig mit dem Wildschwein und hatte es jetzt Hunger auf mich ?
    Ich schnappte mir meinen Tippelbruder-Stock und meine Jacke und kletterte, so schnell ich konnte, auf den Baum. Mein Herz klopfte bis zum Hals, während ich mich von Ast zu Ast hangelte.
    Ich hasse die Höhe mindestens ebenso sehr wie die Enge, aber als ich den Baum etwa zur Hälfte erklommen hatte, zwang ich mich, nach unten zu schauen. Konnte das Monster klettern? Es sah nicht so aus, als wäre es dazu fähig mit seinen geschätzten zweihundert Kilo Muskelmasse und den Klauen, aber in dieser Welt – wer weiß? Insbesondere, da es sich so geschmeidig bewegen konnte.
    Es hockte auf allen vieren unter dem Baum und rupfte an der Stelle, an der ich kurz zuvor gesessen hatte, das Gras aus.
    Ich beobachtete, wie es mein Sweatshirt fand, es auf die langen Krallen spießte und sich vors Gesicht hielt.
    Ich schnappte nach Luft. Das Sweatshirt war nicht das Einzige, was es von mir hatte. An einen der hinteren Hörner war mein Lederbeutel mit den Runen gebunden.
    Das Monster hatte meine Steine!

    Als es endlich davonschlenderte – mit meinem Sweatshirt, das jetzt um eines seiner Hinterbeine geknotet war –, stieg ich vom Baum. Nach langem Überlegen folgte ich dem Monster mit einem Achselzucken.
    Ich ärgerte mich über die letzte Entwicklung der Ereignisse.
    Warum hatte das verdammte Ding meine Steine aufgehoben, und wie konnte es den Beutel mit diesen langen Krallen an ein Horn binden? Waren Knoten nicht etwas viel zu Kompliziertes für ein prähistorisches Wesen? Und was sollte das mit meinem Sweatshirt?
    Es merkte, dass ich ihm folgte, blieb stehen, drehte sich um und sah mich an.
    Meine Instinkte rieten mir eindringlich, die Beine in die Hand zu nehmen und wegzulaufen, aber etwas Merkwürdiges ging vor sich. Obwohl das Monster vor Wut schnaubte, kam es keinen Schritt auf mich zu.
    Â»Das sind meine Steine, und ich brauche sie«, versuchte ich es.
    Die gelben Augen verengten sich.
    Ich deutete auf das eine Horn. »Der Beutel. Er gehört mir. Gib ihn mir.«
    Nichts. Ich sah weder einen Funken Verständnis in seinem Blick noch irgendetwas, was Intelligenz verriet.
    Ich zeigte auf meinen eigenen Kopf und stellte mimisch dar, wie man einen Beutel losband und wegwarf und mein Sweatshirt vom Bein löste. Trotz mehrmaliger Versuche, mein

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