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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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schauspielerisches Talent zu beweisen, reagierte das Monster nicht. Meine Bemühungen trugen nicht mehr Früchte als eine Befragung von Barrons.
    Schließlich vollführte ich aus schierer Verärgerung einen kleinen Tanz, um zu sehen, ob das Monster überhaupt Reaktion zeigte.
    Es stellte sich auf die Hinterbeine und begann zu heulen; dabei zeigte es beängstigend viele Zähne, dann ließ es sich fallen und machte immer und immer wiedereinen Ausfallschritt in meine Richtung, hielt jedoch immer kurz vor mir inne wie ein Hund an einer Leine.
    Ich rührte mich nicht.
    Es war fast, als wollte es mich angreifen, könnte es aber aus unerfindlichen Gründen nicht.
    Es wurde ruhiger, grollte leise und beobachtete mich wachsam aus zusammengekniffenen Augen.
    Nach einer Weile wandte es sich ab und ging.
    Seufzend folgte ich ihm. Ich musste mir die Steine holen.
    Es blieb stehen, drehte sich und fauchte mich an. Ihm gefiel es offensichtlich nicht, wenn ich ihm folgte. Zu schade. Als es sich wieder in Bewegung setzte, wartete ich ein paar Sekunden ab und hielt diskret Abstand. Ich hoffte, es hatte einen Bau, in den es die Steine bringen wollte. Wenn es dann sein Lager verließ, um wieder auf die Jagd zu gehen, konnte ich den Beutel vielleicht zurückstehlen.

    Ich lief ihm stundenlang nach, durch Wiesen und in einen Wald neben einem breiten, reißenden Fluss. Dort verlor ich es aus den Augen.
    In dieser Welt schwand das Tageslicht beängstigend abrupt.
    Die Sonne war tagsüber ganz langsam gewandert, aber gegen schätzungsweise fünf Uhr fiel sie geradezu hinter den Horizont. Hätte ich nicht im richtigen Moment durch die Baumwipfel in den Himmel geschaut, um abzuschätzen, wie viel Zeit mir noch blieb, einen geeigneten Lagerplatz für die Nacht zu suchen, hätte ich nicht gesehen und schon gar nicht geglaubt, wie schnell die Nacht hereinbrach.
    In einem Wimpernschlag war der Tag vorbei, und eswar stockfinstere Nacht. Die Temperatur fiel plötzlich um mindestens zehn Grad. Zum Glück hatte ich noch meine Jacke.
    Ich hasse die Dunkelheit. Das wird auch immer so bleiben.
    Ich fischte nach meinem MacHalo, ließ ihn in der Eile fallen und hob ihn wieder auf, dann stülpte ich ihn mir über den Kopf und machte die Lichter an. Da die Stützen abgebrochen waren, verschob ich ein paar der Lämpchen und wünschte, ich hätte Barrons’ Version meiner Erfindung ohne die Stützen mitgenommen. Ich habe es ihm gegenüber nie zugegeben, aber sein MacHalo war effizienter, leichter und heller. Aber zu meiner Verteidigung muss gesagt werden, dass es viel einfacher ist, eine Erfindung zu verbessern, als sich hinzusetzen und selbst etwas zu erfinden. Ich hatte etwas aus dem Nichts geschaffen. Er hatte lediglich mein »Etwas« modifiziert.
    Ich weiß nicht, ob ich es hörte oder seine Anwesenheit nur spürte, aber mit einem Mal wusste ich, dass etwas rechts hinter mir war, keine fünf Meter von mir entfernt.
    Ich wirbelte herum und sah es in dem weißen Lichtschein meines Helmes.
    Es blinzelte und schirmte die Augen mit dem Vorderlauf ab.
    Für einen Augenblick war ich nicht sicher, ob es tatsächlich »mein« Monster war. Es hatte wie ein Chamäleon die Farbe von schiefergrau zu pechschwarz gewechselt, und seine Augen leuchteten jetzt rot. Ich hätte es für etwas anderes gehalten, für einen entfernten Verwandten von dem Monster, dem ich nachgelaufen war. Nur der Beutel an seinem schwarzen Horn verriet seine Identität.
    Es fauchte die Lichter an. Seine Fänge waren schwarzglitzernd und lang.
    Ich schauderte. Das Monster wirkte noch tödlicher als vorher. Ich knipste das vordere Licht aus, und es senkte den Vorderlauf.
    Was jetzt? Wieso war es zurückgekommen? Es schien ihm nicht gepasst zu haben, dass ich es verfolgt hatte, dennoch hatte es nach mir gesehen, als ich es aus den Augen verloren hatte. Nichts davon machte Sinn. Könnte es den Beutel, der ihm bei jedem Schritt gegen den Hinterkopf schlug, so satthaben, dass es ihn wegwarf? Weshalb hatte es noch mein Sweatshirt? Wie sollte ich die Nacht überstehen? Würde es mich im Schlaf umbringen? Vorausgesetzt, ich konnte mich so weit entspannen, dass ich einschlief.
    Wenn es mich nicht tötete, übernahm diese Aufgabe dann ein anderes Wesen? Wie war hier die Nacht? Was musste ich fürchten? Wo würde ich ein Nachtlager finden? Auf einem Baum?
    Ich war am Verhungern,

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