Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
Vom Netzwerk:
Konturen, nur meine Brüste und die Hüften wiesen weibliche Rundungen auf. Meine Waden, Oberschenkel, Arme und der Bauch waren fest und muskulös. Ich spannte den Bizeps an. Ich hatte einen. Lange Fingernägel gruben sich in meine Handflächen. Ich betrachtete sie. An Samhain hatte ich sie ganz kurz geschnitten.
    Wie lange hatte ich Sex mit Jericho Barrons gehabt? Wie lange hatte es gedauert, meinen Körper so zu stählen und ihm diese neue Form zu geben? (Die wilde Mac nahm das mit Freude zur Kenntnis.) Was hatten wir gemacht? Rund um die Uhr sexuelle Gymnastikübungen?
    Ich verdrängte diesen Gedanken. Ich hatte etliche Erinnerungen, die gar nicht verschwommen waren; sie riefen ungeheuerliche sich widersprechende Emotionen wach.
    Beispielsweise: Ich danke Ihnen, dass Sie mich gerettet haben, Barrons – zu schade, dass ich Sie töten muss, weil Sie mir all diese Dinge angetan und mich in diesem Zustand gesehen haben.
    Ich hatte Sex mit Jericho Barrons gehabt.
    Nicht nur Sex, sondern unfassbar rohen, intensiven, ungeheuer intimen, vollkommen ungehemmten Sex.
    Ich hatte all das getan, was eine Frau mit einem Mann machen konnte. Ich hatte jeden Zentimeter seines Körpers angebetet. Und er hatte mich gewähren lassen.
    O nein, viel mehr als das – er hatte begeistert mitgemacht. Er hatte mich aufgestachelt und sich von der animalischen Ekstase anstecken lassen. Er hatte mich Schritt für Schritt in dieser dunklen, lasterhaften Höhle, in der ich gelebt hatte, begleitet.
    Ich drehte mich um und betrachtete das große Bett mit den seidenen Laken. Ein solches Bett hatte ich mir für Jericho Barrons vorgestellt – reich verziert, vier Pfosten, Seide und Samt –, ein sinnliches, maskulines Lager.
    Mit Fell überzogene Handschellen waren an den Bettpfosten befestigt. Für einen Moment nahmen mich die Erinnerungen daran gefangen, ehe ich mich davon frei machen konnte.
    Meine Atmung war flach, und ich hatte die Hände zu Fäusten geballt. »O ja, dafür werde ich Sie töten, Barrons«, sagte ich kalt. Zum Teil auch, weil ich mir einen ganz, ganz kurzen Augenblick vorgestellt hatte, wieder in dieses Bett zu kriechen und so zu tun, als wäre ich noch nicht kuriert.
    Und ich hatte schon früher gedacht, dass der Umgang mit Barrons schwierig gewesen war. Seit dem Tag, an dem wir uns kennenlernten, hatten wir die Mauer der Unnahbarkeit zwischen uns aufrechterhalten und sienur selten überwunden. Ich war Miss Lane. Er war Barrons. Diese Mauer war zu Staub zerbröckelt, und ich durfte nicht einmal ein Wörtchen mitreden. Wir waren uns formell begegnet und die meiste Zeit gar nicht gut aufeinander zu sprechen gewesen, doch das hatte sich plötzlich verändert. Ohne dass unsere Beziehung zueinander Fortschritte gemacht hätte, hatte ich mich von einem Tag auf den anderen nackt und bloß an Leib und Seele präsentiert. Er hatte mich in meinen allerschlimmsten Momenten gesehen, in denen ich ungeheuer verletzlich gewesen war, während er die Situation im Griff hatte und ich immer noch so gut wie gar nichts über ihn wusste.
    Wir waren uns so nahegekommen, wie es zwei Menschen – abgesehen davon, dass er kein Mensch war – vermochten. Jetzt musste ich mich nicht nur fragen, ob er den Orb of D’Jai, bevor er ihn durch mich an die Sidhe-Seherinnen weitergegeben hatte, mit Schatten verseucht und das Ritual bei den McKeltars an Halloween sabotiert hatte, weil er wollte, dass die Mauern zwischen dem Bereich der Menschen und dem der Feenwesen einstürzten, sondern ich wusste auch, dass ihn das Töten erregte. Ihn antörnte. Dieses aufschlussreiche kleine Detail, das ich durch meine Magie in Erfahrung bringen konnte, hatte ich nicht vergessen. Es warf ein neues, ein harsches Licht auf den Moment, als ich ihn mit dem übel zugerichteten, toten Körper einer jungen Frau auf den Armen aus dem Unseelie-Spiegel hatte kommen sehen.
    Hatte er sie nur zu seinem Vergnügen getötet?
    Meine Intuition verneinte das.
    Unglücklicherweise war ich nicht sicher, ob meine Intuition etwas taugte, solange es um ihn ging. Wennich eins über Barrons gelernt hatte, dann Folgendes: Spekulationen über ihn anzustellen war so sinnlos wie der Versuch, einen Stepptanz auf Treibsand ohne soliden Untergrund aufzuführen.
    Apropos solider Untergrund …
    Ich sah mich um. Ich befand mich in einem unterirdischen Raum – das

Weitere Kostenlose Bücher