Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
Vom Netzwerk:
diesem Landstrich nicht gut und war zu salzig, nachdem die verhassten Sidhe -Seherinnen so viele Jahrhunderte hier gewohnt hatten. Denkbar wäre auch, dass Rowena und ihre Bande den Schatten irgendwie Einhalt geboten hatten. Wer weiß? Ich war nur froh, etwas anderes als den nackten Erdboden zu sehen.
    Die nächste Überraschung kam so schnell, dass ich keine Gelegenheit hatte zu reagieren.
    In einem Moment fuhr ich parallel zur Straße, die so schmal war, dass nur äußerst wohlwollende Menschen sie »zweispurig« nennen würden, und im nächsten …
    â€¦ fuhr ich unter dem grünen Baldachin eines üppigen tropischen Regenwaldes durch ein dunkles spiegelglattes Sumpfgebiet; brauner schaumiger Schlamm spritzte von den Reifen auf. Ich hatte keine Ahnung, wie ich hierherkam und, noch wichtiger, warum mein Wagen nicht versank wie ein Stein. Ich schaute mich um. Unterder Oberfläche mit der schaurigen Farbe befand sich nur Wasser.
    Ich blinzelte. Was war passiert? Riesige Bäume, aus deren Stämmen so etwas wie glitzernde Orchideen sprossen, umgaben mich. Vögel in der Größe meines Range Rovers schwammen um die Bäume herum und hatten die ledernen Flügel angelegt. Immer wieder stocherten sie mit ihren Schnäbeln im Wasser, warfen die Köpfe zurück und schluckten. Sie hatten ungeheuer große, ungeheuer scharfe Schnäbel.
    Â»V’lane?«, fragte ich ungläubig. Aber das hier sah V’lane überhaupt nicht ähnlich. V’lane gab sich »verführerisch«, wenn er mich an einen anderen Ort brachte. Er wollte mich nicht beunruhigen oder gefährden, obwohl einem die beiden Adjektive einfielen, wenn er in der Nähe war.
    Trotzdem war ein Ortswechsel nach Feenart die einzige Erklärung für die so plötzlich veränderte Umgebung.
    Ein Kolibri glitt vorbei. Er hatte die Größe eines Babyelefanten. Der lange, spitze Schnabel war dementsprechend. In meiner Welt sind Kolibris – auch wenn man es den niedlichen, zarten Zuckerwassertrinkern nicht zutraute – Fleischfresser. Sie nehmen das Zuckerwasser, das man ihnen hinstellt, an, nur um sich für die Jagd nach Fleisch zu stärken.
    Ich war Fleisch.
    Ich gab Gas, schlitterte durchs Wasser, wich Bäumen, Vögeln und Ranken aus und warf keinen Blick zurück, um mich zu vergewissern, ob etwas Jagd auf mich machte. Ich fuhr einfach nur weiter.
    Plötzlich war ich wieder in Irland und raste geradewegs auf einen Baum zu.
    Ich trat auf die Bremse und rutschte auf dem mit Raureif bedeckten Gras und kam ganz knapp vor dem Stamm zum Stehen. Ich blieb eine Weile schwer atmend sitzen.
    Nachdem ich diesen unheimlichen Feenkampf in der Luft gesehen hatte, dachte ich, auf alles gefasst zu sein. Welch ein Irrtum!
    Ich stieg aus, umrundete den Range Rover und starrte in die Richtung, aus der ich gekommen war.
    Ich brauchte ungefähr zwanzig Minuten, um herauszufinden, wie ich den Regenwald sehen konnte.
    Ich musste die Augen ein bisschen zukneifen und die Stelle aus dem Augenwinkel ins Visier nehmen – so als würde ich etwas heimlich beobachten. Dann konnte ich den Streifen Feenrealität erkennen, der sich mit unserer Welt verwoben hatte, als versuchte er, sich zu verstecken und mir aufzulauern.
    Die menschliche Luft war glasklar, die der Feen ein bisschen dicker, bewegt und leicht gefärbt.
    Ich erinnerte mich an die Samhain-Nacht, als ich vom Kirchturm aus beobachtet hatte, wie die menschlichen und die Feenbereiche um Platz in einer Welt ohne Mauern gekämpft hatten.
    Offenbar hatten wir ein paar Schlachten verloren.
    Das machte mich wütend. Das war noch eine Gefahr mehr, vor der ich mich vorsehen musste. Die Dunklen Zonen waren schon schlimm genug. Jetzt gab es auch noch die IFS. Diese interdimensionalen Feen-Schlaglöcher lauerten auf der Straße, wirkten absolut unschuldig und harmlos und warteten darauf, dass die Fahrer mit einem platten Reifen oder sonst einer Panne im Niemandsland mit anderen physikalischen Gesetzen, feindseligen Lebensformen und ohne erkennbare Verkehrsregeln strandeten.
    Ich ging zurück zu meinem Range Rover, stieg ein und knallte die Tür zu. Ich startete den Motor – dieses Mal behielt ich die Umgebung besser im Auge und passte genauer auf, wohin ich fuhr.
    Welche Überraschungen mochte der Tag noch bringen?
    Ich dachte an die Erschütterungen, die ich bereits zu verkraften hatte: Barrons war …

Weitere Kostenlose Bücher