Gefangene der Dunkelheit
Vâlane? Um Barrons? Du scheinst eifersüchtig zu sein. Besitzergreifend.«
»Das stimmt«, bekräftigte Dani.
»Haltet den Mund!«, fauchte Rowena. »Ihr alle! Liebe Güte, seht ihr denn nicht, dass die Welt um euch herum in Trümmer geht? Trotzdem steht ihr hier und zankt euch wie kleine Kinder. Du â«, sie zeigte mit dem Finger auf mich, »â eine Sidhe-Seherin, und Sie â«, sie bohrte den Zeigefinger tatsächlich in Vâlanes Arm, und er erschrak sichtlich, »â ein Feenprinz!« Sie bedachte Dani mit einem finsteren Blick. »Und von dir will ich gar nicht erst anfangen. Du denkst, ich weià nicht, wobei du dich so übel verletzt hast? Ich bin die GroÃmeisterin und keine Närrin. Ihr seid jetzt alle still.«
»Oh, halten Sie lieber den Mund, alte Frau«, gab ich zurück. »Wenn mir danach zumute ist, dann zanke ich, auch wenn die Welt um uns in Trümmer geht. Ich habe mehr Gutes getan und weniger Schaden angerichtet als Sie. Wer hatte das Sinsar Dubh in Verwahrung, und wer hat es verloren?«
»Steck deine Nase nicht in Angelegenheiten, von denen du keine Ahnung hast, Mädchen!«
»Dann helfen Sie mir, sie zu verstehen. Ich bin ganz Ohr. Wo â nein, wie haben Sie das Buch aufbewahrt?« Das interessierte mich am meisten. Wenn man das Geheimnis kannte und das Sinsar Dubh berühren konnte, war man auch imstande, sich die Macht des Inhalts zunutze zu machen. »Was ist passiert? Wie habt ihr es verloren?«
»Du bist mir Rechenschaft schuldig, Sidhe-Seherin«, zischte sie, »nicht andersherum.«
»In wessen verdrehter Phantasie?«
»Du bist hier in meiner Abtei. Vielleicht ist es an der Zeit, dass du dich vorsichtig umsiehst.« Das war eine Drohung.
Ich brauchte mich nicht umzusehen. Ich hatte gehört, dass die anderen Sidhe-Seherinnen während unseres Disputs hereingekommen waren. Die Halle war riesig, und das Tuscheln verriet mir, dass sich hinter mir ein paar hundert Frauen versammelt hatten. »Was habt ihr getan, seit die Mauern eingestürzt sind, Rowena?«, wollte ich wissen. »Habt ihr das Buch schon gefunden? Habt ihr irgendetwas erreicht, was die Ordnung in unserer Welt wiederherstellen kann? Oder spielen Sie immer noch mit der Macht über einige Frauen, die besser dran wären, wenn sie selbst etwas entscheiden könnten. Mit Ihren Verboten und Regeln unterdrücken Sie die Sidhe -Seherinnen. Sie binden sie an, dabei sollten Sie ihnen helfen, selbst fliegen zu lernen.«
»Und mit ansehen, wie sie getötet werden?«
»In jedem Krieg gibt es Verluste. Das ist die Entscheidung jeder Einzelnen. Es ist ihr Geburtsrecht. Wir kämpfen. Und manchmal zahlen wir einen horrenden Preis. Glauben Sie mir, ich weià das. Aber solange wir atmen, stehen wir wieder auf und kämpfen weiter.«
»Du hast uns den Orb mit all den Schatten gebracht.«
»Das glauben Sie selbst nicht«, höhnte ich. »Wären Sie davon überzeugt gewesen, dann hätten Sie mich getötet, solange ich eine Pri-ya war und mich nicht verteidigen konnte. Ich wette, die Tatsache, dass ich zur Pri-ya wurde, hat Sie überzeugt, dass ich nicht mit dem Lord Master unter einer Decke stecke.« Ich zuckte mit den Schultern. »Warum sollten Sie eine Abtrünnige bekehren? Dazu besteht keine Notwendigkeit.«
»Es gibt Spione unter Spionen.«
»Ich gehöre nicht dazu. Und ich bleibe hier, in eurer Abtei, bis Sie das selbst erkennen.«
Sie zwinkerte. Ich hatte der alten Frau einen Schrecken eingejagt. Ich war nicht auf eine Einladung aus. Ich würde mit oder ohne ihre Erlaubnis bleiben. In aller Offenheit oder versteckt. Mir war das egal. Es gab innerhalb dieser Mauern zwei Dinge, die ich brauchte: den Speer und Antworten, und ich würde nicht eher gehen, bis ich beides hatte.
»Wir wollen dich nicht hier haben.«
»Ich wollte nicht, dass meine Schwester ermordet wurde. Ich wollte nicht herausfinden, dass sie eine Sidhe-Seherin war. Ich wollte nicht von den Unseelie-Prinzen vergewaltigt werden.« Ich zählte meine Nöte auf, fasste mich aber kurz. »Um genau zu sein, ich wollte nichts von all dem, was mir in den letzten Monaten widerfahren ist. Ich will nicht einmal hier sein, aber eine Sidhe-Seherin tut das, was getan werden muss.«
Wir starrten uns an.
»Wärst du mit einer Beaufsichtigung einverstanden?«, fragte sie
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