Gefangene der Dunkelheit
ihn zu halten. Es war, als wäre ich süchtig nach dem, was mich dazu brachte, noch intensiver zu fühlen, auch wenn es mich verletzte. Schmerz ist keine Liebe, Mac. Liebe gibt dir ein gutes Gefühl. Mein Dad fehlte mir. Ich musste meine Eltern sehen. Mich mit eigenen Augen überzeugen, dass es ihnen gutging.
»Vâlane meint, dass sie versuchen, die schlimmsten Unseelie aufzuhalten«, sagte Dani. »Aber sie können sich nicht gegenseitig töten, weil sie alle unsterblich sind. Und wir haben das Schwert und den Speer. Vâlane meint, die Seelie wollen die Waffen zurückhaben, und bisher hat noch keiner versucht, sie uns wegzunehmen. Allerdings ist er der Meinung, dass das nur eine Frage der Zeit ist.«
Chaos. Ein komplettes Chaos. Die Unseelie waren frei und kämpften gegen die Seelie und gegen ihre eigenen Artgenossen; sie umgaben sich mit menschlichen Groupies wie damals Mallucé mit seinen Gothic-Anhängern. Ich wäre gar nicht überrascht gewesen, wenn Mallucés Verehrer sich für die neueste und gröÃte Gefahr in der Stadt entschieden hätten.
Ein Drittel der Weltbevölkerung war nicht mehr da!
Und das alles, weil wir es nicht geschafft hatten, die Mauern an Halloween zu stärken. Weil ich versagt hatte. Ich schloss die Augen und rieb sie, als könnte ich so die schreckliche Realität dieser Welt, in der künftig einDrittel weniger Menschen lebten, auslöschen oder zumindest aus meinem Bewusstsein verdrängen.
»Anfangs hatten wir keinen blassen Schimmer, was woanders vor sich ging. Keine Telefonanrufe, keine SMS. Keine E-Mails, kein Internet. Fernseher und Radios nützten uns ohne Strom überhaupt nichts. Wie im Mittelalter. Na ja, vielleicht nicht ganz so schlimm«, korrigierte sie sich mit einem Lächeln. »Aber du kannst es dir vorstellen. Dann bot uns Vâlane seine Hilfe an. Er sagte, er könne von einem Ort zum anderen wechseln, Informationen und Botschaften sammeln und Ro mitnehmen. Nachdem er sie einmal vereist hatte, traute sie ihm nicht mehr über den Weg. Wahrscheinlich hat sie das vorher auch nicht getan. Aber dieses Angebot konnte sie nicht ablehnen.«
»Was ist mit dem Sinsar Dubh ? Ich nehme an, es ist noch niemandem in die Hände geraten, oder?«
Dani schüttelte den Kopf.
»Hat es irgendjemand in der letzten Zeit gesehen?«
Wieder schüttelte sie den Kopf. »Ich glaube, das ist der eigentliche Grund dafür, dass Ro dich hierbleiben lässt. Sie hätte es auch getan, wenn die Mehrheit gegen dich gestimmt hätte. Sie hätte dich nur ein wenig mehr herumkommandiert. Sie und Vâlane tauschen Informationen aus. Sie hat ihm erzählt, was ich auf der StraÃe gesehen habe an dem Tag, an dem ich dich gerettet â¦Â«
»Ich hab mich schon gefragt, woher Vâlane das alles weiÃ.« Ich hätte sein Wissen über die Unseelie-Prinzen als belastenden Hinweis gewertet, wenn Barrons und er nicht immer über alles genau Bescheid wissen würden. Das überrascht mich nicht mehr.
»⦠und im Gegenzug erzählte er ihr, was du über dieBewegungen des Buches herausgefunden hast. Dass du es ausfindig machen kannst, indem du die Orte von den grausigsten Verbrechen aufsuchst. Aber mittlerweile herrscht überall so viel Gewalt, und es gibt weder Zeitungen noch Fernsehen â es gibt also keine Möglichkeit, das verdammte Ding zu finden.«
Ich dachte darüber nach und lächelte. »Das kann nur ich.« Ich war jetzt noch wichtiger geworden.
Dani lächelte zurück. »Ja. Ich schätze, wir beide sind hammerharte Waffen â was Besseres kriegt sie nicht.«
»Dennoch gibt sie dir das Schwert nicht, stimmtâs, Dani? Nur bei seltenen Gelegenheiten darfst du es haben.«
Dani wurde ernst und nickte.
Es wurde Zeit, der alten Frau ein wenig auf die Sprünge zu helfen, und Dani war definitiv bereit zuzuschlagen. »Kommt es dir nicht eigenartig vor, dass die beiden mächtigsten Sidhe-Seherinnen in dieser Abtei nicht bewaffnet sind? Findest du nicht, dass du es als superstarke, superschnelle Sidhe-Seherin verdienst, das Schwert bei dir zu tragen? Ich wette, dass du auch besonders gut hörst, stimmtâs? Deshalb hast du mich heute als Einzige kommen gehört, hab ich recht?«
Sie nickte.
»Du bist erstaunlich, Dani. Du bist die stichhaltigste Trumpfkarte, die Rowena hat. Und sieh mich an â ich kann nicht
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