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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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von seinem Rausschmiss aus dem Feenreich erzählte. Er hatte der Königin getrotzt und versucht, das Volk zu den alten Zeiten zurückzuführen, in denen die Feenwesen wie die Götter, die sie waren, verehrt wurden, statt neben den kümmerlichen Sterblichen ein Dasein zu fristen.
    Er erzählte, wie sie ihm die Feenessenz entzogen und ihn sterblich gemacht hatte und er sich allein, menschlich und verletzbar, in unserer Welt wiedergefunden hatte. Er war nackt, unbewaffnet und ohne menschliches Geld mitten in Manhattan an einer U-Bahn-Haltestelle abgesetzt worden. Diese ersten Minuten hatte er nur knapp überlebt, weil eine gewalttätige, ledertragende Bande mit Ketten und rasierten Schädeln über ihn hergefallen war.
    Er erzählte, dass er eine Zeitlang von Sinnen gewesen war vor Furcht, weil er plötzlich Schmerzen empfand, essen, trinken und sich entleeren musste und nachHunderttausenden von Jahren, in denen er den Begriff Krankheit gar nicht verstanden hatte, plötzlich Erreger und Viren kennenlernte und mit Todesangst fertig werden musste. Er war umhergestreift, ohne einen Platz zum Ausruhen, Geld oder auch nur eine Vorstellung zu haben, wie man für den sterblichen, schwachen Körper sorgte, der so viele Bedürfnisse hatte und so viel Leid verursachte.
    Er – ein Gott – war gezwungen, die dreckigen Mülltonnen nach Nahrung, die seinen Körper am Leben erhielt, zu durchsuchen. Er musste morden, um sich Kleidung zu beschaffen, und betteln. Er studierte sein neues Umfeld, entschlossen, eine bessere Möglichkeit zum Überleben zu finden und letztendlich mehr zu tun, als nur zu überleben.
    Er wollte Rache.
    Â»Du siehst«, sagte er, »du und ich, wir sind gar nicht so unterschiedlich. Wir wollen dasselbe. Aber du bist fehlgeleitet.«
    Â»Und Sie nicht?«, schnaubte ich.
    Er lachte. »Das kommt auf den Blickwinkel an, MacKayla. Deiner ist verdreht.« Nach und nach hatte er sich, wie er sagte, von unten nach oben gearbeitet.
    Nachdem er gelernt hatte, seine Grundbedürfnisse zu befriedigen, machte er eine erschreckende Entdeckung: Sein neuer Körper empfand mehr als Bedürfnisse. Die Langeweile und Leidenschaftslosigkeit der Unsterblichen wichen langsam von ihm. Die Todesangst weckte unerwartete Fassetten seines neuen Wesens. In ihm regten sich Gefühle, die ein Feenwesen nicht empfinden konnte. An die Stelle von Wahnsinn trat für eine gewisse Zeit die schiere Lust, aber letzten Endes bekam er einen klaren Kopf. Sobald er sein Leben im Griff hatte, beganner, sich Macht zu verschaffen, und verfolgte einen ganz bestimmten Plan.
    Das Wissen der Feen und Hunderttausende Jahre Leben gereichten ihm zum Vorteil. Er wusste, wo er nach den Dingen suchen musste, die er wollte, und wie er sie einsetzen konnte.
    Er entdeckte zwei der Unseelie-Spiegel in einem Auktionshaus in London, riskierte es, zur Zielscheibe von Cruces Fluch zu werden, und fand seinen Weg ins Reich der Unseelie, wo er einen Pakt mit den käuflichen Jägern schloss, die ihm helfen sollten, das wiederzuerlangen, was rechtmäßig ihm gehörte und ihm schändlicherweise weggenommen worden war: seine Feennatur.
    Er ließ sich von einem Zauberer in London ausbilden und stahl ihm die kostbaren Kopien einiger Seiten, die aus dem Sinsar Dubh gerissen worden waren und die er gegen einen Kurs in Druidenkünsten bei Barrons eintauschte. Darroc war ein sehr gelehriger, mit Feenintellekt begabter Schüler.
    Â»Wieso hat Barrons Ihnen die Blätter nicht einfach weggenommen ?«
    Â»Eine Zeitlang hatten wir dieselben Ziele. Jene, die ihm in der Zukunft nützen können, tötet er nicht.«
    Ein Söldner durch und durch – das passte zu dem Mann, den ich kannte. »Was ist er?«
    Â»Mach dir lieber Gedanken über das, was er nicht ist. Er ist nicht derjenige, der mich wegen allem, was ich dir angetan habe, zur Strecke bringt. Sagt das nicht genug über ihn aus? Du bist ein Werkzeug für ihn. Er ist zufriedengestellt.«
    Â»Wie konnten diese Seiten aus dem Sinsar Dubh herausgerissen werden?« Ich wechselte galant das Thema. Wenn ich die Klinge, die er gerade in mein Herz gebohrt hatte, ignorierte, dann verschwand sie vielleicht von selbst.
    Er zuckte mit den Schultern. Er wusste es nicht. Sie hatten ihre Schuldigkeit getan. Jetzt brauchte er das Original. Er hatte weiterhin Macht angehäuft, und die Jäger hatten ihn gelehrt,

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