Gefangene der Dunkelheit
vier von Ryodans »Männern« aus dem Club geworfen hatten.
Danis Augen glänzten fiebrig, und sie spuckte Giftund Galle, aber hinter der Fassade entdeckte ich Angst. Ich hatte vollstes Verständnis. Immer wenn ich dachte, dass ich endlich eine einigermaÃen beachtliche Macht auf dem Spielbrett errungen und meinen Bauern gegen einen Turm oder Läufer eingetauscht hatte, kamen ein König oder eine Dame daher und erinnerte mich daran, wie nutzlos ich war.
Ich hatte das Ganze verdammt satt.
Ich lag wach auf dem Sofa â in einem fremden Bett zu schlafen war mir eigenartig vorgekommen â und grübelte bis zum Morgengrauen. Danach schlief ich ein paar Stunden wie eine Tote und wachte von dem Luftzug auf, der meine Haare zerzauste; Dani ging auf und ab.
Ich schwang die Beine über die Sofakante, setzte mich auf und beobachtete den verschwommenen Fleck. Obwohl es in der Abtei schrecklich gewesen war für Dani, hatten Rowena und die Mädchen den talentierten Teenager ständig beschäftigt. Dani hatte zu viel Energie, Intelligenz und Angst, als dass sie lange sich selbst überlassen bleiben könnte. Als ich sie bat, in der Abtei zu spionieren und herauszukriegen, wann Rowena ihre »Kundschafterinnen« nach Dublin zu schicken gedachte, war sie regelrecht erleichtert, weil sie etwas zu tun bekam.
»Niemand wird merken, dass ich da bin«, versprach sie, nahm ihr Schwert und den langen Mantel und schlang sich den Riemen des Rucksacks über die Schulter. »Wann soll ich zurück sein?«
»Sieh zu, dass du vor Einbruch der Nacht nach Hause kommst.«
Als sie weg war, starrte ich verdrossen in den Kamin. In dem Haus, das wir besetzten, gab es wie in ganzDublin weder Gas noch Strom â nur das Chesterâs wurde vermutlich durch mehrere Generatoren gespeist. Es war nicht nur dunkel, sondern auch ziemlich kalt. Und â natürlich â regnete es. Ich zog das Plumeau, das ich aus dem Schlafzimmer stibitzt hatte, fester um meine Schultern, trotzdem klapperten meine Zähne. Ich hätte meinen Eckzahn für eine Tasse Kaffee hergegeben. Wo war Vâlane, wenn ich ihn brauchte? Ich starrte auf die aufgeschichteten Holzscheite und überlegte, wo der frühere Bewohner Streichhölzer aufbewahren mochte.
Ich hörte, wie die Küchentür aufging. »Hast du was vergessen, Dani?«, rief ich.
Eine Silhouette erschien auf der Schwelle zwischen Küche und Wohnzimmer. »Ich habe schon gedacht, das Kind würde niemals gehen«, sagte eine tiefe, melodiöse Stimme.
Ich besitze nicht Danis Hypergeschwindigkeit, aber ich bewegte mich fast so. Im einen Moment saà ich auf dem Sofa und badete in Selbstmitleid, im anderen stand ich mit dem Speer in der Hand und dem Rücken an der Wand da.
Und mir wurde eine harte Wahrheit bewusst: Der Hass war meine Triebfeder, ich war stärker als je zuvor, aber ich war immer noch nicht stark genug.
Ich brauchte nach wie vor Verbündete.
Ich brauchte Barronsâ Tattoo und Vâlanes Namen auf meiner Zunge, selbst wenn ich mich auf die beiden nicht hundertprozentig verlassen konnte. Ich brauchte Jayne und seine Männer, und ich brauchte die Sidhe- Seherinnen. Ich verabscheute es, dass ich allein so wenig zustande brachte.
»Ich hab dir einen Kaffee mitgebracht, MacKayla«,verkündete der Lord Master, als er den Raum betrat. »Ich habe gehört, du magst ihn stark und süà mit viel Sahne.«
»Wo haben Sie das gehört?« Ich zitterte. Ich biss mir so fest auf die Zunge, dass ich Blut schmeckte und mich auf den Schmerz konzentrieren konnte, dann lieà das Zittern nach.
»Von Alina. Sie hat sehr viel über dich gesprochen. Aber sie hat behauptet, du wärst ihre Freundin, nicht ihre Schwester. Sie hat dich vor mir versteckt. Denk daran, wenn du dich an sie erinnerst. Warum sollte sie deine Existenz verschweigen, wenn sie nicht von Anfang an geahnt hätte, dass man mir nicht trauen kann? Aber sie hat sich trotzdem auf mich eingelassen. Sie hat mich geliebt.«
»Sie hat Sie nicht geliebt. Und Sie lügen. Sie müssen ihr Tagebuch gefunden und gelesen haben.«
»Und sie schrieb in ihr Tagebuch, wie du deinen Kaffee magst? GroÃartige Schlussfolgerung, MacKayla.«
»Sie haben geraten und Glück gehabt. Verschwinden Sie aus meinem Haus.« Ich richtete den Blick auf mein Gewehr, das neben dem Sofa auf dem Boden lag. Ich hätte es auch
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