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Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Annabel, und er ergriff die Machete jetzt mit beiden Händen, als er näher kam.
    »Riley«, sagte Jubal ruhig. »Geh in den Lichtkreis und wehr die Fledermäuse mit deiner Fackel ab! Überlass Raul mir!«
    Sie versuchte, sich ihre Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Es war ihre Pflicht, ihre Mutter zu beschützen, aber der teuflische, von einem wahnsinnigen, fanatischen Eifer geprägte Gesichtsausdruck des Trägers war wirklich sehr beängstigend. Schnell schlüpfte Riley in den Feuerkreis um ihre Mutter zurück.
    Jubal Sanders richtete eine Waffe auf Raul und rief den anderen drei Trägern mit erhobener Stimme zu: »Haltet ihn auf, bevor ich ihn erschieße! Und verlasst euch darauf, dass ich schieße! Wenn ihr nicht wollt, dass Raul stirbt, solltet ihr ihn aufhalten. Er hat etwa noch sieben Sekunden, bevor ich den Abzug drücke.«
    Es bestand kein Zweifel, dass Jubal fest entschlossen war, den Träger zu erschießen. Sein Tonfall hatte plötzlich etwas sehr Befehlsgewohntes, obwohl er nicht laut geworden war, sondern mit ruhiger, entschiedener Stimme sprach. Alles Weitere schien sich in Zeitlupe abzuspielen, und Riley sah es wie in einem Traum: wie die Männer sich zu ihnen umdrehten, die Furcht und den Schrecken, die ihre Gesichter prägten. Das makabre Heranschlurfen der Fledermäuse. Der Träger, der einen weiteren Schritt machte. Jubal, der völlig ruhig mit der Waffe in der Hand dastand.
    Miguel, Pedro und Alejandro, die drei Brüder, rannten auf Raul zu, während die anderen unschlüssig herumstanden und wie gelähmt zu sein schienen vor Schock über die unverkennbare Absicht des Trägers, eine Frau zu töten. Dr. Patton und seine beiden Doktoranden schienen zum ersten Mal zu bemerken, dass etwas nicht in Ordnung war. Alle drei erhoben sich schnell und starrten voller Entsetzen auf die sich entfaltende Szene. Flammen stiegen gespenstisch aus dem Lagerfeuer auf und flackerten wild an den im Boden steckenden Fackeln, als hätte eine starke Windbö sie erfasst, doch die Luft war völlig still.
    »Hän kalma, emni hän ku köd alte. Tappatak naman. Tappatak naman« , setzte Raul den fremdartigen Singsang fort.
    Riley konnte die Worte jetzt ganz deutlich hören. Sie erkannte die seltsam summende Kadenz in ihren Ohren, als würde ihr genau dieser Refrain, der doch aus weiter Ferne kam, in den Kopf gesetzt – und nicht nur ihr, sondern auch allen anderen. Es gab Dutzende von Halluzinogenen im Regenwald, von denen die Führer und Träger, vermutlich auch die Forscher und jeder andere in der Gruppe wissen könnten. Jeder könnte für diese Angriffe auf ihre Mutter verantwortlich sein. Weston schürte den Aberglauben, obwohl sowohl er als auch Shelton unruhig in ihren Hängematten zu schlafen schienen, ohne sich des Dramas, das sich anbahnte, bewusst zu sein.
    Die Sekunden verstrichen wie in Zeitlupe. Raul ging beharrlich weiter. Jubal zuckte mit keiner Wimper. Sein Gesicht hätte aus Stein gemeißelt sein können. Die Fledermäuse schlurften auf Riley zu und rückten näher an die brennenden Fackeln und den Lichtkreis um Annabel heran.
    »Hän kalma, emni hän ku köd alte. Tappatak naman. Tappatak naman.«
    Rileys Herz hämmerte gegen ihre Rippen, Schlag um Schlag, im bedrohlichen Rhythmus des diabolischen Gesangs des Trägers. Sie merkte sofort, dass sich sogar die Fledermäuse in genau dem gleichen Takt auf Annabel zuschleppten. Alles um sie herum, von dem bizarren Schwanken der Bäume bis zu dem Tanz der Flammen, reagierte auf den Gesang des Trägers. Auf diesen Gesang, der in ihren Köpfen entstand. Irgendjemand im Lager musste Annabel ins Visier genommen haben, Halluzinogene benutzt und Verdacht auf sie gelenkt haben. Die Tatsache, dass die Pflanzen und Bäume auf sie reagierten, obwohl es völlig windstill war, schürte nur den Aberglauben.
    Das alles machte überhaupt keinen Sinn.
    Um den Träger vor Jubals schussbereiter Waffe zu retten, näherten Miguel und Pedro sich Raul von einer Seite, ihr Bruder Alejandro von der anderen. Alle drei runzelten angestrengt die Stirn und schüttelten den Kopf, um diesen üblen Gesang aus ihrem Bewusstsein zu vertreiben. Raul war irgendwie mit ihnen verwandt, erinnerte sich Riley, aber viele der Dorfbewohner standen in verwandtschaftlichen Beziehungen zueinander. Zum Glück überwog ihre Zuneigung zu Raul die entsetzliche Halluzination, in der er gefangen schien.
    Als sie sich um ihn scharten und seine Hand ergriffen, um die Machete aus dem Spiel zu bringen, versuchte

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