Gefangene der Flammen
ganze Zeit hier war?«
»Natürlich nicht. Wir hatten keine Ahnung, dass Dax oder der Vampir sich hier aufhielten. Ich glaube, niemand wusste das. Nachdem, was Dax mir erzählt hat, waren Mitro und er für eine sehr, sehr lange Zeit in der Erde unter dem Vulkan eingeschlossen. Eine Karpatianerin namens Arabejila, die mit Dax herkam, um Mitro zu jagen, hatte sie beide dort eingesperrt. Dax vermutet, dass Arabejila deine Vorfahrin war und dass sie das Ritual weitergegeben hat, das schließlich du und deine Mutter alle fünf Jahre vollzogt, um zu verhindern, dass der Vulkan ausbrach und die beiden freigab. Laut Dax ist Mitro schlimmer als die meisten Vampire und sehr geschickt darin, unheilvollen Situationen zu entkommen. Vielleicht hat ihm diese Geschicklichkeit geholfen, die Barriere im Berg abzuschwächen, doch auf jeden Fall ist er jetzt frei.« Gary schluckte sichtlich bei den letzten Worten.
»Also, was genau ist denn nun ein Karpatianer? Du benutzt dieses Wort, als müsste es mir etwas sagen.« Riley brauchte eine Erklärung dafür, wie Vampire und Drachen zu einer Realität geworden waren.
»Die Karpatianer sind eine sehr alte Rasse – eine andere Spezies, um genau zu sein, die sehr lange Zeit Seite an Seite mit der Menschheit existierte. Tatsächlich ist es sogar so, dass die Karpatianer sagen, sie stammten von der Erde selbst ab. Ihre Lebensspanne ist sehr lang, und sie besitzen erstaunliche Talente und Fähigkeiten, die zweifellos der Grund für die Entstehung all der Mythen über Vampire und Gestaltwandler gewesen sind. Es würde sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, dir alle Einzelheiten zu erklären, deshalb werde ich mich auf das Wichtigste beschränken. Ich bin mir sicher, dass Dax dir alle anderen Fragen nur allzu gern beantwortet.« Er schenkte ihr ein kleines Grinsen.
»Jubal und ich sind schon seit geraumer Zeit mit den Karpatianern befreundet«, fuhr er etwas ernster fort. »Wir arbeiten mit ihnen und für sie und schätzen uns glücklich für dieses Privileg. Sie sind wirklich sehr bemerkenswerte Wesen.«
Riley konnte nicht umhin, den Blick auf Garys Handgelenk zu senken, aus dem Dax ihm Blut entnommen hatte. Wenn Gary schon lange bei den Karpatianern lebte, war er dann ein Freund oder nur so etwas wie eine Kuh, die gemolken wurde, wenn die Karpatianer Nahrung brauchten?
Gary lächelte, als erriete er ihre Gedanken. »Mir geht es gut. Es kann vorkommen, dass einem von dem Blutverlust ein bisschen schwindlig wird, doch Dax hat darauf geachtet, nicht zu viel zu nehmen. Sie brauchen Blut zum Überleben, und es ihnen zu geben ist meiner Meinung nach nicht viel anders, als es dem Roten Kreuz oder einem Krankenhaus zu spenden.«
»Nur, dass die Leute vom Roten Kreuz nicht trinken, was ihnen gespendet wird.«
»Nein, aber sie benutzen es, um Leben zu retten. Menschen brauchen Blut zum Leben und Karpatianer auch. Der einzige Unterschied ist die Art, wie sie es bekommen. Außerdem merken die meisten Leute nicht einmal, dass ihnen Blut genommen wird. Es geschieht wirklich ziemlich unauffällig und schmerzlos, weil Karpatianer auch die Fähigkeit besitzen, Menschen in einen traumähnlichen Zustand zu versetzen.«
»Sie machen sie also willenlos. Wie Vampire es in Romanen oder Filmen tun.«
»Ja, doch es ist absolut nichts Böswilliges daran. In der Regel ist es so, dass sie die Person mit glücklichen Gedanken erfüllen, sich nehmen, was sie brauchen, und angenehme Erinnerungen hinterlassen, wenn sie wieder gehen.«
Gary rieb sich das Handgelenk, als könnte er noch den Biss dort spüren. Und vielleicht war es ja auch so. Er hatte nicht so gewirkt, als befände er sich in einem tranceartigen Zustand, als Dax sein Blut genommen hatte.
»Wieso sind da keine Spuren?«, fragte Riley. »Ich habe gesehen, wie er dein Blut trank, doch ich kann weder Einstiche noch Kratzer oder sonst was an deinem Handgelenk erkennen.«
»Das liegt daran, dass der Speichel eines Karpatianers heilkräftige Substanzen enthält, die bei nahezu allem, was organisch ist, sehr schnell zu wirken scheinen. Die Wunden schließen sich fast augenblicklich. Das ist etwas wirklich Fantastisches, Riley. Aber sie haben auch noch andere Fähigkeiten – Gaben, die mehr ins Reich der Magie als das des wissenschaftlich Nachprüfbaren zu fallen scheinen. Doch alle diese Gaben haben ihren Preis.«
»Was für einen Preis?«
»Einen sehr hohen. Wie mir erklärt wurde, wird jeder männliche Karpatianer mit der Saat der Finsternis in sich
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