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Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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geboren. Anfangs ist es nichts – weniger als nichts. Wie ein Sandkörnchen im Ozean. Doch mit zunehmendem Alter der Männer wächst die Finsternis in ihnen.«
    »Was genau meinst du mit ›Finsternis‹?«
    »Nun ja, ich schätze, man könnte es das Böse nennen – oder besser gesagt, die Fähigkeit, Böses zu wirken. So etwas Ähnliches wie all die aggressiven Emotionen wie Hass, Gewalttätigkeit oder Selbstsucht. Sowie ein Karpatianer das Erwachsenenalter erreicht, beginnt diese Finsternis, ihn zu bedrängen, und versucht, ihn zu beherrschen. Und wie ich schon sagte, leben Karpatianer sehr, sehr lange. Je länger der Mann lebt, desto stärker wird die Finsternis in ihm.«
    Gary hielt inne, um einen Schluck Wasser zu trinken, doch Riley hätte nicht sagen können, ob er wirklich Durst hatte oder nur nervös war. Er sah auf jeden Fall ein bisschen unbehaglich aus.
    »Die karpatianischen Männer verlieren die Fähigkeit, Farben zu sehen, aber auch ihr Empfindungsvermögen. Ich habe noch keine klare Vorstellung davon, wie genau das eigentlich vonstattengeht. Wahrscheinlich ist es von Person zu Person ein wenig unterschiedlich. Bei einigen ist es ein sauberer Schnitt, soweit ich weiß, als gingen schlagartig die Lichter aus und als würde ihnen einfach jede Emotion genommen. Liebe, Traurigkeit, Freude, Bedauern – alles ist auf einmal fort, und was bleibt, ist nichts als Leere. Bei anderen ist es anscheinend keine solch drastische Veränderung, und ihre Gefühle verblassen nur. Es gibt Karpatianer, die zu ihren Erinnerungen greifen, um sich ins Gedächtnis zu rufen, wie es war, etwas zu empfinden. Doch mir wurde gesagt, das sei in etwa so, wie unter Wasser zu hören. Es ist nicht das Gleiche, aber sie klammern sich daran, weil es alles ist, was sie noch haben. Doch nicht einmal das hält lange an. Mit der Zeit zerstört die Finsternis alles, und die Karpatianer wissen das. Das lässt ihnen nur zwei Möglichkeiten: entweder in die Sonne zu treten und zu sterben – und das funktioniert tatsächlich wie bei den Vampiren – oder sich zum Bösen zu bekennen und zum Vampir zu werden, wie Mitro es einst tat.«
    Von unerklärlicher Traurigkeit erfasst, senkte Riley den Blick auf ihre Hände. »Wie schrecklich für die Karpatianer! Dann sind sie also doch Vampire.«
    »Nein, das sind sie nicht. Aber sie können zu Vampiren werden , wenn sie der Finsternis in sich nachgeben. Das ist es, was wir dir vorhin zu erklären versuchten. Die Vampire sind nicht nur böse; sie haben sich willentlich dafür entschieden , schlecht zu sein. Sie geben ihre Seelen auf, weil sie einen Rausch verspüren, wenn sie töten und während sie Blut aufnehmen. Sie genießen den Hass, die Vernichtung, die Verderbtheit. Es gibt kein schlimmeres Ungeheuer auf der Welt als den Vampir. Und Karpatianer wie Dax jagen sie. Und was du unbedingt verstehen musst, Riley, ist, dass einige der Vampire, die sie jagen, einst ihre Freunde waren. Vielleicht sogar Familienmitglieder. Nur eine sehr starke Persönlichkeit ist in der Lage, eine solche Last zu tragen.«
    Riley hatte Mühe, alles zu verstehen, was Gary ihr anvertraute. Rein verstandesmäßig fiel es ihr schwer, an Vampire und Gestaltwandler zu glauben, aber sie hatte sie schließlich selbst gesehen und konnte die Existenz solcher Wesen nicht leugnen. Andererseits jedoch wusste sie, dass Magie existierte – die Art von Magie, die sich allen vernünftigen Erklärungsversuchen entzog. Sie besaß sie selbst, diese Magie, wie auch schon ihre Mutter vor ihr. Das Schwierigste, mit dem sie sich auseinandersetzen musste, war die Vorstellung, dass Dax zwar noch kein Vampir war, doch einer werden könnte, und ihn sich in Erinnerung zu rufen, wie er vor ihr gestanden hatte: umgeben von roten und goldenen Funken, die ihn umtanzten, und Augen, die so eindringlich und konzentriert und dennoch so verloren blickten.
    Riley schob eine Hand unter die Ecke der Isoliermatte, auf der sie saß. Ihre Finger berührten den Zeltboden, dessen Vinyl sich kühl anfühlte unter ihrer Hand. Aber ihre Fingerspitzen begannen zu kribbeln, als ihre Verbindung zu der Erde stärker wurde. Sie drückte die Hand an das Plastik und fühlte sich getröstet, je näher sie dem festgestampften Boden unterhalb des Zeltes kam. Zu ihrer Überraschung schien die dünne Plastikfolie sich aufzulösen, wo sie sie berührte, und verschaffte ihr Zugang zu der Erde, die sich öffnete, als begrüßte sie Rileys Erkundung.
    »Also jagt Dax Vampire wie diesen

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