Gefangene der Liebe
wirkten so, als machte es ihnen nichts aus, einen Menschen zu töten.
Bei ihrem Entführer verhielt es sich anders. Er sah gut aus. Mehr noch â er war der schönste Mann, den sie je getroffen hatte, und er wirkte ausgesprochen männlich. Bei seinem Anblick musste sie an die Statue von Michelangelos David denken.
Oder an eine Raubkatze.
Einen starken prächtigen Panther.
Und seine Hände â¦
Als sie daran dachte, wie sie von ihm berührt worden war, erbebte sie vor Erregung. Er hatte ihre Brustspitzen liebkost. Als er vorgab, sie abzutasten, hatten sich seine Hände um ihre Brüste gelegt und dann aufreizend langsam zwischen die Schenkel geschoben.
Ich hasse ihn, dachte sie. Und sie verachtete sich selbst, weil sie dermaÃen auf seine Berührungen reagiert hatte. Nur mit Mühe hatte sie ein erregtes Stöhnen unterdrücken können. Wie gern hätte sie vorhin die Augen geschlossen, sich zurückgelehnt und seinen Körper gespürt. Wie gern hätte sie ihn verlangend geküsst!
Schnell drehte sie den Kopf und sah starr aus dem Fenster.
Sie wusste, warum er sich so verhalten hatte: damit sie von vornherein wusste, wer das Sagen hatte. Es ging um Macht und Unterdrückung. Und sie wusste sogar, warum sie so stark auf ihn reagierte, wenn er sie berührte.
In Situationen, in denen man unter groÃer Anspannung stand, konnte aus Furcht etwas anderes werden: ein Band zwischen Entführer und Geisel.
Für ihn wäre es von Vorteil, wenn sie sich nachgiebig zeigte.
Aber auch sie könnte davon profitieren.
Falls sie sich nicht sehr täuschte, fand er sie begehrenswert. Sie schluckte. Was für eine Untertreibung! Im Hotel hatte sie gespürt, wie sehr er sie wollte. Seine Erregung war nicht zu übersehen gewesen.
Wahrscheinlich stand er auf Sex und Gewalt.
Es war gut, sich das bewusst zu machen. Das gab ihr Macht. Sie könnte sich sein erotisches Verlangen zunutze machen. Ihn, wenn nötig, sogar verführen. Wahrscheinlich blieb ihr gar nichts anderes übrig, denn wenn er sie tatsächlich zurück nach Cartagena brächte, wäre sie so gut wie tot.
Bestimmt würde Hamilton sie nicht am Leben lassen, dafür wusste sie zu viel. Als sie die Liste mitgehen lieÃ, hatte sie ihr Todesurteil unterschrieben.
Bei ihrem Entführer jedoch rechnete sie sich Ãberlebenschancen aus.
Mia räusperte sich und sah ihn an.
âÃbrigens irrst du dich.â
Er warf ihr einen schnellen Blick zu. Offensichtlich amüsierte er sich über sie.
âTatsächlich?â
Sie nickte. âDu weiÃt, wie ich heiÃe, also sollte ich auch deinen Namen erfahren.â
âDu meinst also, ich hätte meine gute Kinderstube vergessen?â, fragte er ironisch, antwortete ihr aber trotzdem. âOkay. Ich heiÃe Matthew. Matthew Knight.â
âUnd für wen arbeitest du?â
âFür niemanden.â
âDann arbeitest du also im eigenen Auftrag.â
Ihre Wortwahl weckte Matthews Misstrauen.
âMan könnte sagen, dass ich deinem Freund einen Gefallen schulde.â
âEr ist nicht mein Freund.â
âEntschuldigung, deinem Verlobten.â
Fast hätte sie ihn noch einmal korrigiert, aber wozu eigentlich? Matthew Knight bildete sich ja offensichtlich seine eigene Meinung. Auch wenn er mit der in diesem Fall ziemlich danebenlag.
âBist du Kolumbianer? Zumindest sprichst du akzentfrei Spanisch.â
âSpar dir deine Schmeicheleien.â
âDas war eine Feststellung.â
Vergeblich wartete sie auf eine Reaktion. Nach einer Weile fragte sie nach.
âBist du Nordamerikaner?â
âAls ich das letzte Mal nachgesehen habe, lag Dallas in Nordamerika.â
âWoher kennst du Douglas?â
âWir haben einen gemeinsamen Bekannten.â
Langsam verlor Mia die Geduld. âSag mal, kommt von dir auch mal etwas Konkretes?â
Matthew sah sie kurz an. âDer Himmel ist heute sehr blauâ, sagte er höflich. âNicht eine einzige Wolke in Sicht.â
Am liebsten hätte sie ihm einen Stoà verpasst, doch sie beherrschte sich. âDann sag mir doch wenigstens, wohin du mich bringst.â
âDas habe ich bereits. An einen Ort, wo wir uns in Ruhe unterhalten können.â
Eine Höhle? Eine abgelegene Berghütte? Irgendwo, wo niemand ihre Schreie hörte?
Mia atmete tief durch. âWenn du mich laufen lässt â¦â Sie
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