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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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deren Zweck gänzlich unterlief.
    Aber damit nicht alle John für einen Narren hielten, hatte er Handlanger und bankrotte Baronien und Geiseln, die an Galgen baumelten, um die Menschen daran zu erinnern, dass er kein Narr war, in jeder Hinsicht. Er wusste, wie man Furcht und Schrecken geradewegs in die Herzen seiner Gefolgsleute pflanzte, sowohl in die der Willigen als auch in die der Unwilligen.
    Cigs Blick flackerte zurück. »Dir entwischt nicht oft jemand. Wie ist das mit dem Priester passiert?«
    »Ein Versehen.«
    »Wessen?«
    »Deines, wenn du mich weiterhin ausfragst.«
    Eine leichte Anspannung kroch über Cigognés Kinn. »Du irrst dich, wenn du denkst, dass ich es bin, der Fragen stellt, Jamie. Der König will es wissen. Er spuckt Gift und Galle. Der Krieg wird bald ausbrechen.«
    »Dessen bin ich mir durchaus bewusst.«
    »Was du aber vielleicht nicht weißt, ist, dass es Mouldin gewesen ist, der dir den Priester vor der Nase weggeschnappt hat.«
    Das einzig Richtige, so dachte Jamie, wäre es, Cig zu informieren, dass er soeben Mouldins Geliebte besucht hatte und jetzt auf dem Weg zu einem Arzt war, der in der Lage sein könnte, sie zu Father Peter zu führen. Woraus wiederum folgte, dass es nicht mehr nötig war, sich an der Verhandlung zu beteiligen, die, wie er von Magda erfahren hatte, morgen früh in der Old Vintner’s Hall stattfinden würde.
    Aber er sagte es ihm nicht.
    »Mouldin hat den Priester«, sagte Cigogné. »Und er wird ihn an den Höchstbietenden verkaufen. FitzWalter wird jemanden schicken, ohne Zweifel.«
    Ja, jetzt war sicherlich die Zeit, den Mund aufzumachen.
    Cig sprach weiter. »Ich bin hier, um dir zu helfen, den Priester in die Finger zu bekommen, bevor diese Versteigerung stattfindet.«
    Jamie nickte. Er sollte froh sein über die Unterstützung. Er sollte erleichtert sein, Hilfe zu haben.
    Doch was er empfand, war ein starker und plötzlicher Widerstand gegen den Gedanken, dass Cigogné Father Peter in seinem Gewahrsam haben könnte, sei es auch nur für einen Moment.
    Vielleicht war es der Ausdruck tief in Cigs Augen, der Unterton in jeder bis jetzt gesagten Silbe, die von Argwohn und Doppelspiel zeugte. Jamie war zu lange in diesem Takt marschiert; er konnte ihn aus einer Meile Entfernung hören. Und jeder Schlag seines Herzens sagte Jamie, dass es sich genauso verhielt: Täuschung, Lügen, Doppelzüngigkeit.
    Also erwiderte Jamie Cigs abschätzenden Blick mit kaltem Schweigen, unterdrückte dabei verräterische Zeichen irgendeines Gefühls außer Abscheu. Bei Männern wie Cig, die man in der Tat verabscheute, tat man gut daran, nichts zu demonstrieren als die Wahrheit.
    Cig schaute auf die Menschen, die vorbeieilten. »Der König denkt, die Erben könnten auch in der Nähe sein. ›Wohin der Priester geht, dahin gehen auch die Erben.‹«
    Zwanzig Jahre Erfahrung im Verbergen gleich welcher Emotion kamen ins Spiel, als Cig ihn beobachtete. Jamie beobachtete Cig gleichfalls, und keiner sagte etwas. Schließlich grinste Cig. »Oder weißt du nichts von den Erben?«
    Jamie ließ das Schweigen sich ausdehnen und nutzte die Gelegenheit, um die Gasse abzusuchen, aus der Cig offensichtlich gekommen war. Er entdeckte keine lauernden Schatten; vermutlich verbargen sich seine Männer nicht in diesem Labyrinth. Cig musste sie irgendwo außer Sichtweite zurückgelassen haben. Vielleicht brachten sie die Pferde in den Stall, in dem auch Jamies stand. Die matt glänzende Bronzenadel, die Cigs Umhang geschlossen hielt, schimmerte auf und begann zu funkeln, als die Strahlen der untergehenden Sonne sie trafen.
    Cigs Augen wurden hart, als das Schweigen andauerte. »Und der König hat nach dir verlangt, Jamie. Wenn wir hier fertig sind, will er dich sehen. Auf Everoot.«
    Jamie beherrschte sein Erschrecken. »Everoot? Der König ist doch in Windsor.«
    Cig schüttelte den Kopf. »Diese Sache war ihm so wichtig, dass er in den Norden geritten ist. Wo logierst du heute Nacht?«
    »Ry kümmert sich um unsere Unterkunft«, entgegnete Jamie. »Ich treffe mich gleich mit ihm.«
    »Wo?«
    Jamie zögerte, vielleicht einen Herzschlag zu viel, wie er im Nachhinein feststellte. Die Augen des Söldners wanderten zu Eva. »So gut ist sie? Sie ist ein hübsches Ding.« Er grinste anzüglich. »Ich werde dem König nicht melden, dass du abgelenkt warst.«
    »Mir ist es egal, ob du das tust oder nicht«, sagte Jamie kalt.
    »Wie du willst, Jamie. Du hast die Führung. Wie immer.«
    »Wo soll die

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