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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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mich hier, bei ihm? Und was werdet Ihr Gog sagen? Eine Lüge? Ich will gar nichts mehr von Euch. Nicht einmal …«
    Sie verstummte. Hörte einfach auf zu reden, ihre Worte fielen wie Kieselsteine von einem Kliff, fielen in Schweigen und ließen ein still brennendes Feuer und viel zu viele Möglichkeiten zurück, den Satz zu beenden.
    Sie starrte an die Wand, Evas schmale Gestalt in einem zerschlissenen Gewand. Ihr Profil bestand nur aus blassen Linien ihres hochgereckten Kinns und diesen sinnlichen, geschwungenen Lippen. Ihr dickes schwarzes Haar wallte ihr über ihre Schultern herab bis zu ihrer perfekten Taille. Er brauchte mehr Zeit mit ihr, mehr Berührungen, mehr von ihrer blassen Haut und ihrem dunklen Haar und ihrer hingebungsvollen Aufmerksamkeit und …
    »Jamie«, sagte Ry ruhig. »Ich bleibe hier bei ihr.«
    Eva bewegte sich nicht. Jamie zuckte zurück und ohne ein Wort folgte er Angus in das Hinterzimmer.
    »Ich will, dass du sie bei dir behältst.«
    »Sie?« Angus sah zur Tür. »Das Mädchen?«
    »Aye.«
    Angus zögerte, dann nickte er kurz. »Wie lange?«
    »Nicht lange. Ry und ich haben heute Nacht etwas zu erledigen. Behalte sie ein paar Tage hier bis …«, Jamie zögerte, »die Dinge sich beruhigt haben. Danach kann sie gehen.«
    »Wenn’s weiter nichts ist.«
    »Lass dich von ihr nicht narren.«
    »Mich narren lassen?«
    Jamie sah ihn scharf an. »Dich überlisten lassen.«
    »Das ist lange her, Jamie.«
    »Mir kommt es vor wie gestern. Sie ist … klug.« Eine Untertreibung, ähnlich wie die Feststellung Im Winter ist es kalt .
    »Wie klug?«
    »Sie könnte nach etwas zu trinken fragen, und wenn du damit zurückkommst, wird sie fort sein. So klug.«
    Angus zuckte mit den Schultern. »Ich werde ihr nicht mal einen Tropfen Wasser anbieten.«
    Jamies Züge wurden hart. »Gib ihr Wasser. Essen. Wein. Aber fass sie nicht an.«
    Angus’ Gesicht lief rot an, er ballte die Fäuste. »Ich werde sie nicht anfassen. Das weißt du.«
    Jamie stand auf. »Und lass sie nicht entwischen, zumindest nicht bis morgen früh.«
    Angus’ Stimme sank um eine Oktave tiefer zu einer dunklen, dröhnenden Stimme, wie man sie normalerweise von Sängern kannte. »Ich schulde dir was, Lost. Wenn die Wiedergutmachung darin besteht, dass ich sie hierbehalte, werde ich sie bis zum Herbst hier festhalten. Aber damit ist es dann zurückgezahlt. Danach sind wir quitt. Hast du gehört?«
    »Ich habe es gehört. Und jetzt hörst du mir zu: Lass dich nicht narren.«
    Angus sah zornig aus. »Sie wird mir nicht entwischen! Warum redest du immer davon, dass sie davonlaufen wird?«
    »Weil sie es will. Aber auf keinen Fall vor morgen Abend, wenn wir bereits weit weg sein werden.« Er wandte sich zur Tür, dann blieb er an der Schwelle stehen. »Und, Angus?«
    »Aye?«, schnarrte der.
    Jamie sah ihn über die Schulter an. »Die Schuld ist erst beglichen, wenn ich es sage. Und solltest du ihr auch nur so viel wie einen Kratzer an ihrem kleinen Finger zufügen, werde ich dich bis an das Ende deiner Tage jagen. Und ihnen dann ein Ende machen.«
    Dann schloss er die Tür hinter sich.

46
    E va lauschte auf Jamies schwere Schritte, als der ohne einen Abschiedsgruß davonging.
    Das war es also, worauf sie reduziert worden war. Sie sollte jetzt besser darüber nachdenken, was als Nächstes passieren sollte, wie sie fliehen könnte. Sie sollte wütend sein, sollte gehen, Roger suchen, sollte überlegen, wie sie Jamie dafür bezahlen lassen könnte.
    Stattdessen fühlte sich die Erkenntnis, dass er sie zurückgelassen hatte, an, als würde ihr Herz in Splitter zerfallen, wie kristallisierter Honig, auf den Boden geworfen und darauf herumgetrampelt werden. Mit weitaus mehr Kraft als nötig wäre. Zerschmettert, wenn doch alles, was es gebraucht hätte, Wärme gewesen wäre zum Dahinschmelzen.
    »Du hast dich nicht von ihr verabschiedet«, sagte Ry, als sie die Straße hinuntergingen.
    »Mich verabschiedet? « Jamie duckte sich unter dem tief hängenden Schild am Eingang eines Gasthauses hindurch. »Du meinst damit doch wohl nicht, ich hätte ihr Auf Wiedersehen sagen sollen?«
    Ry zuckte mit den Schultern. »Das sind Worte, die du kennst, Begriffe, die allgemein üblich sind. Es ist eine Höflichkeit.«
    »Ich bin nicht ritterlich, und ich bin nicht höflich. Und sie ist es auch nicht.« Jamie sah die Frau finster an, die ihren Nähnadelladen schloss. »Eva ist ein Teufelsbraten. Vielleicht erinnerst du dich, dass sie versucht hat, mich mit

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