Gefangene der Sehnsucht
sich um ihr Gesicht und um ihr argwöhnisches Stirnrunzeln.
Aus dem Hinterzimmer waren die Stimmen von Frauen zu hören, die miteinander flüsterten und gelegentlich lachten.
»Und warum wollt Ihr wissen, wer hier war?«, sagte Magda barsch als Erwiderung auf Jamies Frage.
»Wir haben etwas mit Eurem Mann zu besprechen.«
Sie stieß ein kurzes Lachen aus. »Habt Ihr das? Weiß er davon?«
Jamie schaute zur Tür, die ins Hinterzimmer führte. »Wer ist dort drinnen?«, fragte er, ging zur Tür und zog dabei lautlos sein Schwert.
»Das geht Euch nichts an«, erwiderte Magda und wandte sich langsam um, beobachtete jede seiner Bewegungen, machte aber keine Anstalten, ihn aufzuhalten.
Er legte die Hand auf den Riegel. »Wer?«
Die Lippen der Hebamme waren fest genug zusammengepresst, um die feinen Falten um ihren Mund zu vertiefen. »Ein bedauernswertes Dorfmädchen. Jemand Reiches hat beschlossen, ihren Acker zu pflügen, aber ihre Eltern wollen die Ernte nicht haben.«
Jamies Hand hielt still. Weiteres leises Lachen drang aus dem Zimmer. Er öffnete die Tür einen Spaltbreit, schaute hinein und schloss sie wieder.
»Er hat nichts davon gesagt, dass jemand wie Ihr kommen und nach ihm fragen würde«, sagte Magda, die Jamie mit einem Blick beäugte, der zum Teil Argwohn, zum Teil Neugier widerspiegelte.
»Er war also hier.«
»Aye, er war hier.« Sie griff nach einem Stapel sauberer, gefalteter Leinentücher auf dem Tisch. »Und er wird nicht zurückkommen.«
»Hatte er jemanden bei sich? Ist er mit jemandem gereist?«
Ein plötzlicher keuchender Schrei aus dem Hinterzimmer erregte jedermanns Aufmerksamkeit. Magdas Gesicht zog sich noch weiter zusammen. »Ich muss mich jetzt an meine Arbeit machen.«
»Mistress Hebamme, ich werde Euch nicht mit dem Warum und Weshalb aufhalten, aber ich muss wissen, wo er ist. Ich werde nicht gehen, bevor Ihr es mir gesagt habt.«
»Ihr könnt die ganze Nacht bleiben, wenn’s Euch beliebt. Ich weiß nicht, wo er ist.«
»Aber Ihr könnt es herausfinden.«
Die Hebamme sah ihn mit einem Blick an, der gleichermaßen Abscheu und Respekt und eine tiefe, verzweifelte Art von Sehnsucht spiegelte. »Ich weiß nicht, wer Ihr seid, Sir, und ich will es auch gar nicht wissen. Niemand, der Guillaume haben will, wird ihn heute Abend finden.«
Jamie sah die Hebamme abwägend an, während er sein weiteres Vorgehen überlegte. Unvermutet, wie ein Flattern von Flügeln am Rand seiner Aufmerksamkeit, fühlte er Evas leichte Berührung auf seinem Arm.
Er schüttelte sie ab. »Ich denke, er wird zurückkommen. Und ich vermute, dass Ihr das auch denkt.« Er legte einige Münzen auf den Tisch. Magda schaute auf das Häufchen, ohne eine Reaktion zu zeigen.
Jamie spürte Zorn in sich aufsteigen. Mehr als das. Wut. »Ihr wisst, wer er war, früher einmal, Hebamme?«
Sie lachte ein kurzes Lachen. »Zu meinem Unglück weiß ich alles über den alten Hund.« Sie begann, die sauberen Tücher auf dem Tisch zu falten, zog und strich, um sie zu glätten. »Sie kommen zu Gott auf demselben Weg, auf dem sie auf diese Welt kommen. Einer braucht nur wenig Zeit. Einige brauchen länger als andere.«
»Und manche kommen niemals durch.«
Sie legte das Tuch aus der Hand und erwiderte seinen Blick. »Wenn sie meine Patienten sind, kommen sie durch.«
Er zog noch eine Hand voll Pennys heraus und warf sie auf den Tisch. Alle schauten auf den sich ausbreitenden Haufen aus schmutzigen Silbermünzen.
Im heißen, dämmrigen Zimmer stiegen Staubkörner von den modrigen Binsen auf, wie tanzende bernsteinfarbene Käfer. Eva trat vor. Sie schien in der schmutzigen Helligkeit des Zimmers zu glühen. »Er war mein Ziehvater.«
Magda schaute von den Münzen auf.
»Dieser Mann, der bei Eurem Guillaume war, er ist krank, wie Ihr gewiss bemerkt habt. Ich muss ihn treffen. Das versteht Ihr doch, nicht wahr?«
Ein schwer zu deutender Ausdruck huschte über Magdas Gesicht. Sie wandte sich rasch ab. Aber gerade als Jamie erwog, andere Mittel des Anreizes anzuwenden und welche das sein könnten, stieß sie hervor: »Ja, der Priester war hier. Er war krank.«
Eine gewisse Erleichterung durchströmte Jamies Brust. »Und jetzt?«
Sie schüttelte den Kopf. Er ist bei Mouldin.«
»Wo?«, verlangte Jamie im selben Moment zu wissen, in dem Eva leise fragte: »Wie krank ist er?«
Magdas Blick fiel auf Evas Hand, die immer noch auf Jamies Unterarm lag. Ein Ausdruck von Erleichterung, vielleicht auch Hoffnung lag in ihrem
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