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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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im Gleichgewicht wegen dem, was ich tue, und jetzt seid Ihr dran. Wenn ich keinen Erfolg mit meiner Suche nach Father Peter habe, wird das vielen Menschen Kummer bringen. Solltet Ihr der Grund sein, warum es mir nicht gelingt, wird es Euch leidtun.«
    Von ihren Lippen kam ein langes, tiefes Ausatmen. Er spürte es über seine Handgelenke wispern.
    »Jetzt sagt mir: Wer hat Euch auf die Suche nach dem Priester geschickt?«
    Er spürte sie zittern, aber ihre grauen Augen begegneten seinen. »Er ist ein alter Freund. Ich schulde ihm sehr viel, und ich wollte ihn nur fortholen von all diesem Ärger. Der Erzbischof hat um seine Hilfe bei den Verhandlungen gebeten, und dummerweise ist Father Peter hergekommen. So ist er. Statt mich zu bedrängen, würdet Ihr besser daran tun zu fragen, was Euer schrecklicher König von ihm will.«
    »Ich bin mir recht sicher zu wissen, warum der König ihn will. Das Mysterium ist also gelöst. Aber Ihr, Frau, seid nach wie vor ein Rätsel. Es sei denn, man geht davon aus, dass Ihr den Priester aus genau denselben Gründen sucht.«
    Sie schwieg.
    »Was sagt Ihr dazu, Eva?«
    Ihre grauen Augen verengten sich zwar zu schmalen Schlitzen, dennoch gelang es ihr, eine Menge Feindschaft darin aufblitzen zu lassen. »Ich sage, Ihr solltet gut auf Euren Rücken achtgeben, Ritter Jamie, denn eines Tages könnte ich Euch ein Messer hineinjagen.«
    Er schnalzte mit der Zunge. »Alles, was ich tun muss, um das zu verhindern, wird sein, Euch zu fesseln, Eva. Und Euch gefesselt zu lassen – vielleicht für Jahre, vielleicht im Tower des Königs.«
    Sie lächelte ein kleines bitteres Lächeln. Er erkannte es wieder; er hatte es selbst viele Male gelächelt. »Nun denn, Jamie, vermutlich tut es mir leid, Euch je begegnet zu sein. Aber schließlich tut uns allen irgendetwas leid.«
    Er bewegte seine Daumen, es war ein rasches Streicheln über ihre Wangenknochen. Hätte jemand es beobachtet, er hätte es eine Zärtlichkeit nennen können. Er hätte sich geirrt. »Ich denke, vor allem Euch wird es am meisten leidtun, Eva.«
    Ry kehrte in das Zimmer zurück und brachte ein aufgewickeltes Seil mit. Jamie stand auf. »Roland, der Wirt, hat von einer Gruppe Reiter berichtet, die kurz vor unserem Eintreffen von hier aufgebrochen sind«, sagte Ry. »Sie hatten es eilig. Und sie hatten einen Priester dabei.«
    Jamie sah ihn an. Dann das Seil, dann Eva. Dann wieder den Strick.
    »Jetzt habt Ihr die Qual der Wahl«, bemerkte sie.
    Er schaute langsam auf.
    »Ihr solltet mich hierlassen«, schlug sie vor. »Wie sagt man doch gleich? Ich bin entbehrlich, oder? Also entbehrt mich.«
    »Ich denke, Ihr missversteht das Wort«, sagte er trocken.
    »Aber Ihr solltet es tun. Ich würde nichts als eine Last sein. Ich esse sehr viel, und ich ermüde schnell, und Ihr habt keine Ahnung, wie laut ich jammern kann. Fragt Gog. Wirklich, Jamie …«
    Er packte sie am Ellbogen und zog sie hoch auf die Füße. »Lasst uns gehen.«

11
    E va fühlte sich wie ein Gepäckstück, als Jamie sie hinter sich herzog und sie die Treppe hinunterstolperte. Dies jedoch war die Art von Gedanken, die nicht unbedingt tröstlich war.
    Aber das Einzige, woran sie noch denken konnte, war, wie muskulös sein Arm war, den er hinter sich ausgestreckt hatte. Oder dass seine große gepanzerte Hand ihre Handgelenke wie ein eisernes Band umschloss. Es könnte ihr vielleicht gelingen, sich zu befreien – vorausgesetzt, ein Komet würde vom Himmel herab auf Jamie niederstürzen.
    Sie erreichten den Fuß der Treppe und wandten sich zur Hintertür. Ry legte die Hand auf das Türblatt und sah zu Jamie, der mit dem Rücken zur Wand stehen geblieben war und Eva mit dem Arm ebenfalls an die Wand drückte. Jamie nickte kurz.
    Ry öffnete die Tür einen Spaltbreit und spähte hinaus, dann stieß er sie mit einem Fußtritt weit auf und sprang mit gezogenem Schwert hinaus auf den Hof. Er schaute nach rechts und nach links, dann winkte er, ohne sich umzudrehen. »Weiter.«
    Jamie trieb Eva durch die Tür, als sei sie ein Schaf und er ein stummer Hütehund.
    »Erwartet Ihr einen Überfall?«, fragte sie, ein wenig außer Atem.
    »Immer.«
    Dieser Gedanke war in der Tat noch beunruhigender als alle anderen beunruhigenden Gedanken zuvor. Sie würde sicherlich davonlaufen können. Es gelang ihr immer davonzulaufen. Davonzulaufen war ihre Fahne, ihre Schlachtstandarte, ihr Wappen. Niemand war besser im Fliehen als sie.
    Sie schaute hinunter auf Jamies Hand, die noch immer ihre

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