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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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Handgelenke umschloss.
    Er hingegen könnte gut darin sein, jemanden gefangen zu halten.
    »Hat Roland dir eine Beschreibung gegeben, Ry?«, fragte Jamie leise, als sie den Hof überquerten, auf dem eine übermäßig große Hühnerschar lärmte. Eva sah keine Spur von Roger, und die beiden Ritter schienen ihn auch nicht entdeckt zu haben. Sie fühlte einen kleinen Anflug von Stolz.
    Jamies Begleiter, braunhaarig, braunäugig, so groß wie Jamie, schlanker als Jamie, aber fast ebenso gefährlich aussehend wie Jamie, schüttelte den Kopf, während sie sich der Stalltür näherten. »Nein«, erwiderte er leise. »Er sagt, er hat nur noch die Staubwolke gesehen.«
    Jamie ließ Eva los, nachdem sie den Stall betreten und in der staubigen Wärme stehen geblieben waren. Eva wich vor Jamie zurück, widerstand aber dem Drang, sich die Handgelenke zu reiben. Sie spürte, sie würde es nicht tun, um einen Schmerz fortzureiben, denn Jamie hatte ihr nicht wehgetan. Aber sie würde die Stelle berühren, die er berührt hatte.
    Das Licht der Morgensonne drang durch die Ritzen der Holzbretter, fiel auf das Heu und die Pferde, sodass sie golden und braun und kastanienrot schimmerten. Die Tiere bewegten sich in ihren Boxen, drehten sich um, um sie mit feuchten Augen anzuschauen, die Ohren gespitzt.
    Jamie und sein Kamerad führten ihre Pferde hinaus, die noch gesattelt waren. Offensichtlich hatten die beiden mit einem nur kurzen Aufenthalt gerechnet. Vielleicht sollte sie sich deswegen gekränkt fühlen.
    Evas Pferd stand ein Stück den Gang hinunter. Die braune Stute hielt den Kopf gesenkt und hatte die Augen schläfrig geschlossen, ein einzelner Halm von goldfarbenem Heu hing aus ihrem samtigen Maul heraus.
    Jamie klopfte seinem Pferd den Hals, dann warf er ihm die Zügel über und griff nach dem Steigbügel. »Aufsteigen.«
    Eva blinzelte ihn an. »Ich, ich …«
    »Steigt jetzt auf.« Dann schaute er den Gang hinunter in die Richtung, in die ihr verstohlener Blick gegangen war. Beide sahen zu der schläfrigen Stute. »Eures?«
    Eva öffnete den Mund, dann schloss sie ihn wieder und fühlte sich plötzlich unfähig, über die Notwendigkeit einer Lüge zu entscheiden.
    Zuzugeben, dass sie ein Pferd hatte, würde nichts von ihren Absichten preisgeben. Jamie würde es ohnehin vermuten, denn ohne eines wäre sie niemals in der kurzen Zeit bis hierhergekommen. Sie könnte auf jedes Pferd im Stall zeigen und behaupten, es gehöre ihr, und Jamie würde trotzdem nicht mehr wissen, als er in diesem Moment wusste.
    Doch trotz all dieser vernünftigen Überlegungen fühlte sich Eva wie ein Kerzendocht, der von der brennenden Gewissheit verzehrt wurde, dass ihr Leben sich unwiderruflich verändern würde, je mehr Jamie von ihr wusste.
    Aber Eva lebte für die Widerruflichkeit. Entscheidungen waren nichts als Fußspuren im Sand; alles konnte davongespült werden. War es erforderlich, widerrief Eva Meinungen, Pläne, selbst ganze Lebensgeschichten.
    Aber Jamie … Jamie war mehr der Rand eines Kliffs als der alles überdeckende Sand. Es würde kein Zurück geben.
    Diese schmale Narbe, die von seinem Mundwinkel hinauf bis über den Wangenknochen verlief, beeinträchtigte seine wunderschöne Männlichkeit nicht im Mindesten. Hände, Klingen, Verstand: Alles, was Jamie hatte, war eine Waffe, und selbst ein Blinder würde sehen, dass er jemand war, dem man aus dem Weg gehen sollte. Gerade jetzt beobachtete er sie, unverwandt war sein Blick während des sich ausdehnenden Schweigens auf sie gerichtet.
    Niemals war sie unfähig gewesen zu lügen. Niemals hatte sie innegehalten, hatte sie erst zu handeln begonnen. Sie hatte immer gelogen. Sie war immer davongelaufen.
    Tu e s, drängte ihre innere Stimme sie.
    »Ja«, hörte Eva sich sagen. »Sie gehört mir.«
    Gut.
    Jamie hob das Kinn. »Ry, die braune Stute, führst du sie nach draußen?«
    Ry ging zur Box, und während er so gehorsam war, die Stute ins Freie zu führen, fesselte Jamie Eva.
    Einen Kopf größer als Eva und nur einen Zoll von ihr entfernt, den dunklen Kopf gebeugt, um ihr die Fesseln anzulegen, erlebte sie einen seltsamen, beunruhigenden Moment, als sie auf seine großen Hände schaute, die an den Stricken zogen. Und dieses verwirrende Gefühl breitete sich in ihr aus, erfüllte sie ganz und gar.
    »Diese Stricke sind wohl kaum nötig«, verkündete sie.
    »Haltet mich für vorsichtig.«
    »Da fallen mir ganz andere Worte ein, nicht so sehr vorsichtig .«
    Er hob den Kopf. Er hatte

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